"Mein Fels in der Brandung"

Schützenfest gegen die US-Boys

Gänsehaut bekommt man noch immer, wenn diese Bilder über den Bildschirm flackern. Schürrle auf Götze und der vollendet wie gemalt in der 113. Minute gegen den argentinischen Keeper Sergio Romero. Dazu die sich überschlagende Stimme von TV-Kommentator Tom Bartels „Der kommt an! Mach ihn! Er macht ihn!“ – 1:0 Sieg über Argentinien im WM-Finale von Rio. So richtige Länderspielstimmung will allerdings nicht so recht aufkommen an diesem verregneten Dienstagabend im Gazi-Stadion auf der Waldau, dem Stadion des Drittligisten SV Stuttgarter Kickers. Der DFB bewirbt per Leinwand sein geplantes neues Fußballmuseum In Frankfurt und spielt dazu die berühmten Szenen aus der DFB Geschichte ab. Von „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen“ bis hin zum Götze-Tor gegen Messi und Co. Das alles, große Momente und goldene Pokale, scheinen noch in weiter Ferne zu liegen, hier vor 1056 Zuschauer, die sich den Auftakt des Mercedes Benz Elite Cup 2015 ansehen. Und dennoch spielte hier die Zukunft der Nationalmannschaft und das gar nicht mal so schlecht. Mit 8:1 fertigen die Jungs von Marcus Sorg den Nachwuchs der USA ab. Ein echtes Schützenfest gegen die US-Boys, deren Tor vom bemitleidenswerten Sohn von Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann Jonathan behütet wurde.

Ein echter Führungsspieler

8:1 nach 90 Minuten, ein furioses Offensivfeuerwerk gegen in der zweiten Hälfte überforderter Amerikaner, bei dem sich vor allen Dingen die jungen Wilden um die beiden Stuttgarter Max Besuschkow und Arianit Ferati, der Frankfurter Enis Bunjaki, und der Hoffenheimer Philipp Ochs in Szene setzen konnten. Dennoch fiel auch ein Abwehrspieler der deutschen U19 Auswahl auf. Zweikampfstark, große körperliche Präsenz, laute Kommandos, ein überragendes Stellungsspiel und eine 99% Passsicherheit. Der linke Innenverteidiger und Kapitän der DFB Auswahl ist ein echter Führungsspieler. Robust und ballsicher bringt sich der Linksfuß auch immer mal wieder ins Offensivspiel mit ein. Bei allen Standards ist die Nummer 5 vorne mit dabei. Bei 1,85 Meter Körpergröße selbstverständlich. Er gibt Kommandos auf die alle Mitspieler hören. Schiebt er die Abwehr nach gegnerischem Eckball schnell wieder raus aus dem Sechzehner bis fast auf Höhe der Mittellinie, dann folgen ihm alle Feldspieler. Sein Gegenspieler Sebastian Elney aus Maryland macht keinen einzigen Stich, verlässt in der 64. Minute enttäuscht das Feld.

"Er ist für uns ganz wichtig“

Benedikt Gimber von der TSG 1899 Hoffenheim ist für das Team von Marcus Sorg ungemein wichtig: „Er ist mein Fels in der Brandung. Wie es sich eben für einen Kapitän gehört (lacht). Mit allen Attributen die es dafür braucht. Von seiner Körpersprache und von seiner Art her wie er Auftritt, ist er für uns ganz wichtig“ schwärmt Sorg gegenüber FuPa Baden nach dem Spiel in den Katakomben des Gazi-Stadions über seinen Spielführer. Den Mercedes Benz Elite Cup will Sorg als Generalprobe, für die im nächsten Jahr in Stuttgart stattfindenden Europameisterschaft nutzen: Das Turnier ist für uns extrem wichtige. Wir sind hier vor Ort wo nächstes Jahr dann die U19 EM gespielt wird. Es ist für die Jungs wichtig, dass sie mal die Begebenheiten kennenlernen. Hotel, Bus fahren, Plätze usw. Wir müssen die wenige Zeit, die wir zusammen haben auch richtig nutzen.“ Am Freitag geht's für Gimber und Co. direkt wieder weiter. In Großaspach trifft die U19 um 18 Uhr auf Mexiko und am kommenden Montag (ab 18 Uhr) im Reutlinger Stadion an der Kreuzeiche auf Schottland. "Auch bei der EM nächstes Jahr haben wir mehrere Spiele in einem engen Zeitabstand zu absolvieren, auch hier müssen wir in einen gewissen Rhythmus kommen."

Beckenbauer, Augenthaler, Hummels…

Benedikt Gimber steht mit seinen 18 Jahren noch ganz am Anfang seiner Karriere. Dennoch ist er bereits eine fest Stütze im DFB Auswahl-Team. Mit solchen starken Auftritten kann man sich als Jungprofi immer weiter ins Rampenlicht spielen. Die Ränge bei solchen U-Länderspielen sind voll besetzt mit Scouts, Beratern und Trainern. So war gestern auch Hansi Flick, Sportdirektor des DFB unter den Zuschauern. Die starke Leistung der deutschen Nummer fünf wird auch ihm nicht entgangen sein. Beckenbauer, Augenthaler, Hummels…in der Geschichte der deutschen Nationalmannschaft gab es schon einige überragende Innenverteidiger mit der Rückennummer 5. Und wer weiß, vielleicht reiht sich in diese Auflistung bei der nächsten WM 2018 ein Odenwälder in diese Aufzählung mit ein.