2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Peter Stöger hat den 1. FC Köln innerhalb von vier Jahren von der Zweiten Bundesliga in die Europa-Legue katapultiert. Foto: 1. FC Köln
Peter Stöger hat den 1. FC Köln innerhalb von vier Jahren von der Zweiten Bundesliga in die Europa-Legue katapultiert. Foto: 1. FC Köln

Interview mit FC-Kulttrainer Peter Stöger

"Wir haben uns professionell auf die Leher TS vorbereitet."

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Der 1. FC Köln zählt mit Trainer Peter Stöger, der bei den Geißböcken schon vier Jahre nach seinem Amtsantritt Kultstatus genießt, national zu den beliebtesten Mannschaften. Nach der harten Vorbereitungszeit fokussiert sich der Bundesligist auf die neue Spielzeit, die heute mit dem ersten Pflichtspiel in Bremerhaven beginnt. Im Gespräch mit Volker Schmidt plaudert Stöger über den anspruchsvollen Bundesligastart, den Wechsel von Anthony Modeste, über die Träume der FC-Fans und die professionelle Vorbereitung des Europa-Leaque-Teilnehmers auf die Leher TS.

Herr Stöger, heute beginnt mit der DFB-Pokal-Partie beim Bremen-Ligisten Leher TS in Bremerhaven endlich die neue Saison. Wie groß ist die Vorfreude auf den DFB-Pokal, auf die Bundesliga und auf die Europa-League?

Stöger: Wir sind alle froh, dass die Vorbereitung vorbei ist – vor allem die Spieler (lacht). Wir freuen uns sehr auf die Saison.

Sie sind in der Saison 2013/2014 vom FK Austria Wien zum Traditionsclub an den Rhein gewechselt und haben sofort den Wiederaufstieg in die Beletage geschafft. Seitdem geht es mit Platz zwölf in der Saison 2014/2015, Platz neun (2015/2016) und Platz fünf in der vergangenen Saison stetig bergauf. Was waren und sind Ihre Erfolgs-Faktoren?

Stöger: Es gibt keinen Masterplan für Erfolg. In unserem Fall leben wir von der Geschlossenheit – wir können in Ruhe und mit gegenseitigem Vertrauen im ganzen Club unsere Arbeit machen. Die Mannschaft funktioniert seit Jahren, sie ist fleißig, lernwillig und hält zusammen. Dazu werden wir von einem außergewöhnlichen, emotionalen Umfeld in Köln getragen.

Sie starten am 20. August bei Borussia Mönchengladbach in die neue Saison, erwarten dann den Hamburger SV. Es folgt der Auftritt beim FC Augsburg, bevor sich Borussia Dortmund im Rheinenergiestadion vorstellt. Worauf wird es in den ersten vier Partien ankommen, damit Ihre Mannschaft gut aus den Startlöchern kommt?

Stöger: Es ist ein anspruchsvolles Programm zum Start. Wir sollten schnell die Stabilität erreichen, die uns eigentlich immer ausgezeichnet hat und früh anfangen, zu punkten.

Für die Leher Turnerschaft von 1898 e.V. ist die Teilnahme an der ersten DFB-Pokalrunde der größte Erfolg in der 119-jährigen Vereinsgeschichte. Welche Zielsetzungen haben Sie und der Verein für die kommende Spielzeit 2017/2018?

Stöger: Welche Zielsetzung wir genau haben und ob wir sie kommunizieren, das haben wir noch nicht endgültig besprochen. Klar ist: Es wird sehr schwer, Platz fünf zu bestätigen. Aber wir und auch die allermeisten Fans können sehr realistisch einschätzen, was möglich ist und was nicht – anders als es dem Klischee vom typischen FC-Fans entspräche.

Sie haben derzeit 95 000 Vereinsmitglieder. Ihre Fans rangieren national auf Platz vier der Beliebtheitsskala, die vermutlich schon von der Champions-League-Teilnahme träumen. Oder?

Stöger: Träumen dürfen Fans alles und immer. Entscheidend ist, dass man Träume und Realität voneinander unterscheiden kann und nicht aus einer Wunschvorstellung ein reales Ziel ableitet, das man nicht erreichen kann – und dann zu Frust auf allen Seiten führt. In dieser Hinsicht habe ich bei aller Emotionalität aber keine Bedenken.

Die Seestadt-Fans hatten sich vor allem auf Torjäger Anthony Modeste gefreut, der nach China zum TJ Quanjian gewechselt ist. Sind Sie froh, dass nach dem Wechsel etwas mehr Ruhe eingekehrt ist?

Stöger: Für uns war wichtig, dass das Ganze zu Ende ist, damit sich alle voll auf die Jungs und die Aufgaben konzentrieren können, die da sind. Wir wünschen Tony nur das Beste.

Welche Eindrücke haben Sie in der Vorbereitungszeit von den Neuzugängen Jannes Horn (VfL Wolfsburg), Jhon Córdoba (Mainz 05), João Queirós (Braga B), Jorge Meré (Gijón) sowie von Lukas Klünter und Salih Özcan aus der eigenen „Reserve“ gewonnen?

Stöger: Klünter und Özcan waren ja schon in der vergangenen Saison fixe Bestandteile des Kaders. Die Neuzugänge sind gut unterwegs und wurden schnell integriert, so wie das in den vergangenen Jahren immer der Fall war.

Wirtschaftlich geht es dem Verein besser denn je. Wünschen Sie sich weitere Verstärkungen?

Stöger: Nein, wir sind gut aufgestellt. Es ist aber ohnehin nicht meine Art, mich öffentlich hinzustellen und nach neuen Spielern zu schreien.

Mit welchem Kader werden Sie nach Bremerhaven anreisen?

Stöger: Mit dem besten, der uns an diesem Tag zur Verfügung steht und von dem wir überzeugt sind, dass er die Aufgabe meistern wird.

Haben Sie die Leher TS nach dem Einzug in die erste DFB-Pokalrunde beobachten lassen? Wie gut sind Sie über die Elf von LTS-Trainer Dennis Ley informiert?

Stöger: Wir sind auf die Leher TS professionell vorbereitet und unterschätzen keinen Gegner, so leid es mir tut. (lacht)

LTS als Amateurverein und die Stadt Bremerhaven haben viel Zeit und Geld investiert, um die Durchführungsbestimmungen und Vorgaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) umzusetzen. Angefangen vom Sicherheitskonzept, Dopingkontrolle, Kamera-Konzepte und Fan-Trennung bis hin zum Ticketing, damit die DFB-Pokal-Partie zu einem Fußballfest wird. Wegen der Fan-Trennung aus Sicherheitsgründen mussten Zäune und neue Eingangstore installiert werden. So können anstatt 10 000 Zuschauer noch 8.119 Fans das Spiel im Nordsee-Stadion verfolgen. Können die Amateur-Vereine das alles überhaupt noch leisten?

Stöger: Grundsätzlich bin ich ein großer Fan der ersten Pokalrunden und davon, es den kleineren Vereinen zu ermöglichen, dass sie zu Hause spielen können – das macht es ja besonders. Es muss allerdings die Sicherheit für alle Besucher gewährleistet sein, da kann man keine Abstriche machen. Ob der Verband da mehr helfen könnte, um die Amateurvereine zu unterstützen, das kann ich ganz ehrlich nicht beurteilen.

Die Anhänger aus der Stadt Bremerhaven, aus und dem Landkreis Cuxhaven sowie die 1620 Kölner Fans freuen sich auf Ihre Mannschaft. Was wünschen Sie sich heute von der Partie David gegen Goliath?

Stöger: Eine tolle Atmosphäre, schönes Wetter, ein besonderes Erlebnis für Ihren Club – und einen Auswärtssieg.

Aufrufe: 011.8.2017, 22:17 Uhr
FuPa Bremerhaven / Volker SchmidtAutor