2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Rudelbildung auf dem Sportplatz am „Winterhagen“: Auch in Minute 79 kochten die Emotionen bei den Teams des FC Altenhof und des FSV Gerlingen hoch. Schiedsrichter Roland Kreuz hatte alle Hände voll zu tun. 	Foto: pm
Rudelbildung auf dem Sportplatz am „Winterhagen“: Auch in Minute 79 kochten die Emotionen bei den Teams des FC Altenhof und des FSV Gerlingen hoch. Schiedsrichter Roland Kreuz hatte alle Hände voll zu tun. Foto: pm

"Wir fühlen uns verschaukelt"

Gerlingen hadert mit Schiedsrichterentscheidungen

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Die Gerlinger Volksseele kochte. „So kannst du kein Spiel gewinnen. Selbst Altenhofer Spieler haben mir gesagt, dass wir hier heute gegen zwölf Mann angetreten sind“, zürnte Christoph Brüser.

Der Innenverteidiger des FSV Gerlingen war wenige Minuten zuvor unfreiwillig zu einem der Hauptprotagonisten im hitzigen Landesliga-Derby beim FC Altenhof geworden, das die Gastgeber mit 1:0 gewannen. Die entscheidende Szene ereignete sich in der Nachspielzeit: Jens Solbach ging im Gerlinger Strafraum nahe der Torauslinie ins Dribbling, Christoph Brüser ging mit viel Risiko in den Zweikampf, traf mit seiner Grätsche jedoch zuerst den Ball und beförderte diesen ins Aus.

Was dann passierte, erhitzte die Gemüter. Schiedsrichter Roland Kreuz entschied auf Strafstoß, wurde sogleich von wütenden Gerlingern bedrängt. Der junge Unparteiische hielt Rücksprache mit seinem Assistenten an der Linie, der ebenfalls beste Sicht auf die Szene gehabt hatte. Dieser bestätigte seinem „Chef“ die Entscheidung. Elfmeter, Tor für Altenhof – durch einen Fehler, der sicherlich passieren kann, für den FSV Gerlingen aber zur absoluten Unzeit kam.

„Mit einem Punkt hätten wir absolut leben können. Leider haben uns heute viele Fehlentscheidungen, besonders die in der Nachspielzeit, einen Strich durch die Rechnung gemacht“, resümierte Trainer Paul-Heinz Brüser, dessen Team sich schon in den gesamten 90 Minuten benachteiligt vorkam. „Wir fühlen uns verschaukelt“, sagte der FSV-Coach. Sein spielender Co-Trainer Dirk Hennecke, der sich nach Abpfiff zunächst lobenswerterweise schützend vor den „Mann an der Pfeife“ gestellt und seine Mitspieler zur Contenance aufgerufen hatte, pflichtete bei: „So etwas habe ich selten erlebt. Der Schiedsrichter hatte sicher nicht seinen besten Tag und hat leider fast nur in eine Richtung entschieden.“

In der Tat lagen Kreuz und seine Assistenten schon im Verlauf der Partie häufig daneben. Richtig war jedoch zunächst die Rote Karte für FSV-Stürmer Tim Weber (54.), der sich zu einer Tätlichkeit gegen Jens Solbach hinreißen ließ, nachdem dieser ihn eine Minute zuvor gefoult hatte.

Den Überblick verlor das Schiedsrichter-Gespann dann allerdings in Minute 79, als es direkt vor den Trainerbänken zu einer Rudelbildung kam. Kreuz zeigte je einmal Gelb für Gerlingen und Altenhof. FCA-Flügelspieler Cem Özer, mit einem Schubser der Auslöser der Situation, stahl sich jedoch erfolgreich davon und blieb von einer Verwarnung verschont. „Er hat durch viele Entscheidungen Hektik hereingebracht“, resümierte Paul-Heinz Brüser nach Abpfiff.

Das Fass zum Überlaufen brachte aus Gerlinger Sicht dann die Elfmeter-Entscheidung, deren ganze Tragweite erst beim Blick auf die Tabelle klar wird. Erstens: Schlusslicht Altenhof (12 Punkte) rückt bis auf einen Punkt an den FSV Gerlingen heran und liegt nur noch zwei Zähler vom rettenden Ufer entfernt. Zweitens: Der FSV Gerlingen wird vom SC Hennen (beide 13) überholt und ist nun Vorletzter. Drittens: Ab Platz elf und RW Erlinghausen (15) liegen sechs Teams dicht beieinander, der Abstiegskampf gewinnt zur Saisonmitte enorm an Brisanz.

Die Nerven lagen auch bei einigen Zuschauern blank, die es mit Gerlingen hielten. Im Anschluss an den Elfmeterpfiff verloren sie ihr Gefühl für Anstand und Sitte, liefen teilweise auf den Platz, übten sich in Beschimpfungen gegenüber dem Unparteiischen, stießen sogar Drohungen aus und sorgten so dafür, dass der Referee von Ordnern vom Platz geleitet werden musste. Die Gerlinger Volksseele kochte zurecht, doch Szenen wie diese haben auf dem Sportplatz nichts zu suchen.

Aufrufe: 020.11.2017, 20:00 Uhr
Pascal MlyniecAutor