2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
Sie haben die Fusion vorangetrieben: Jörg Ammon und Peter Ortlauf. (F.: Fengler)
Sie haben die Fusion vorangetrieben: Jörg Ammon und Peter Ortlauf. (F.: Fengler)

Kraftakt zu zweit: Süd und Frankonia fusionieren

ATV und SV 1873 schließen sich zusammen +++ Vorstand ist sich sicher: Überlebensfähig nur ab 2500 Mitgliedern +++ Kommt bald ein SV Nürnberg-Nordstadt?

Nürnberg hat einen neuen Verein, den ATV 1873 Frankonia. Dafür verschwinden zwei aus dem Register: Sie fusionieren. Für den kleineren ist das die Rettung. Es wird wohl nicht der letzte Zusammenschluss in der Stadt sein.

Peter Ortlauf nimmt seinen blauweißen Regenschirm aus dem Ständer und zeigt darauf. Dort prangt das Wappen seines Vereins, des SV 1873 Nürnberg-Süd. „Den werde ich behalten“, lächelt Ortlauf. „Der wird ja vielleicht mal was wert sein.“ Warum? Weil es seinen Verein, die „Süder“, bald nicht mehr gibt. Das haben die Mitglieder diese Woche entschieden. 92 Prozent der anwesenden Mitglieder haben am Ende zugestimmt, dass sich ihr Verein mit einem anderen zusammentut, dem ATV Frankonia. Offiziell heißt das: Fusion. Noch am selben Abend haben Ortlauf, seit einem Jahr Vorsitzender der „Süder“, und sein Pendant beim ATV, Jörg Ammon, das notariell festgehalten.

In einem Monat fliegen damit zwei Namen aus dem Vereinsregister. Und ein neuer erscheint: der ATV 1873 Frankonia. Angespannt sei er vor der Abstimmung schon gewesen, sagt Peter Ortlauf. Immerhin steckt viel Arbeit hinter diesem Schritt, den Ortlauf und Ammon eineinhalb Jahre lang vorbereitet und ihren Mitgliedern schmackhaft gemacht haben. Mit zig Gesprächen, mit Auftritten bei Jubiläen des anderen Vereins und sogar mit einem gemeinsamen Sportsommer 2013, in dem die Mitglieder das Angebot des jeweils anderen Vereins ausprobieren konnten. Am Ende haben beide die 75-Prozent-Hürde genommen, die für eine Fusion notwendig ist. Und die „Süder“ haben sich gerettet. Denn eigentlich sei im Februar vergangenen Jahres Schluss gewesen, erinnert sich Ortlauf. „Da waren wir am Ende, finanziell.“

Dass es so weit kommen konnte, dafür nennt er Gründe. Die massiven Kosten für die Sportstätten zum Beispiel, die Kosten für Übungsleiter — und die sinkende Zahl an Mitgliedern. Gründe also, die sein Verein nicht exklusiv kennt. Sondern immer mehr Vereine in Nürnberg.

Hohe Energiekosten

Auch Jörg Ammon kennt das. Derzeit kann der umtriebige Vorsitzende mit seinem ATV Frankonia zufrieden sein, er gewinnt jährlich Mitglieder dazu. Seit, ja seit der ersten Fusion 2004. Als der ATV Frankonia geboren wurde. Ammon, damals beim ATV, ist sicher: „Wenn wir damals und heute nicht fusioniert hätten, in fünf Jahren hätte es vielleicht nur noch Frankonia gegeben.“ Weil die Energiekosten und Personalkosten einen auffressen, die Konkurrenz bei der Mitgliedergewinnung — beispielsweise durch kommerzielle Anbieter — wächst.

Nun aber zählt der neue Verein, der ATV 1873 Frankonia Nürnberg, über 3000 Mitglieder. „Ab 2500 ist man zukunftsfähig“, sagt Ammon. Was das für die 300 Sportvereine in Nürnberg bedeutet? „Da müssen noch einige folgen.“ Das weiß auch Thomas Schneider. „Fusionen sind Thema.“ Er lobt den Zusammenschluss im Süden und Südwesten. Weil man sich auf Augenhöhe begegnet sei, statt dass „ein Verein den anderen schluckt“. Schneider arbeitet im SportService der Stadt Nürnberg. Also schaffe man finanzielle Anreize für Fusionen.

Eine Förderung erhalten hat Robert Seel. Er ist Vorsitzender des DJK-BFC im Nordosten der Stadt. Dort wartet ein Büro darauf, genutzt zu werden. Und zwar nicht nur von Robert Seels Verein — sondern von bis zu fünf Vereinen aus dem Norden. „Verwaltungsgemeinschaft“ lautet das Konstrukt, das sich Robert Seel ausgedacht hat. Das Ziel: Die Vereine werden zusammen verwaltet, haben ein gemeinsames Büro, in dem Mitgliedsanträge bearbeitet oder Fördermittel beantragt werden. Seit über einem Jahr kniet sich Seel in das Projekt, das es so noch nirgends gegeben hat. Auch wenn er zugibt, dass es sehr schwer ist, fünf Vereine unter einen Hut zu bringen.

Er bleibt aber dran. Denn „wenn man zukunftsfähig sein will, muss man professionell verwaltet werden“. Auch um die Ehrenamtlichen zu entlasten. Es muss also nicht gleich eine Fusion sein — auch wenn Robert Seel da auch aktiv ist. Sein Verein plant die Fusion mit der Hockey-Gesellschaft Nürnberg. Sogar über einen Namen hat Seel nachgedacht. Einfach soll der sein, etwas wie „SV Nürnberg-Nordstadt“. Warum? Weil er glaubt, dass es bei einer Fusion nicht bleibt. Schließlich gebe es „eine Menge Vereine, die sich Sorgen machen müssen“.

Aufrufe: 03.9.2014, 13:00 Uhr
Timo Schickler (NN)Autor