2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
wei, die Klaus Eder (Mitte) fehlen werden: Miroslav Klose (l.) und Philipp Lahm haben nach dem Titelgewinn einen Schlussstrich unter ihre Nationalmannschafts-Karrieren gezogen.  Foto: Imago
wei, die Klaus Eder (Mitte) fehlen werden: Miroslav Klose (l.) und Philipp Lahm haben nach dem Titelgewinn einen Schlussstrich unter ihre Nationalmannschafts-Karrieren gezogen. Foto: Imago

Klaus Eder bleibt der DFB-Elf treu

Der Chef-Physiotherapeut der Nationalmannschaft kann die Rücktritte von Lahm & Co. verstehen +++ Er selbst hat aber noch lange nicht genug

Fast neun Wochen Dauerbelastung und die Reisestrapazen in Brasilien schüttelt man nicht so einfach aus den Kleidern. Klaus Eder nahm am 15. Juli in Berlin am Brandenburger Tor das Bad in der WM-euphorisierten Menschenmenge, schaute drei Tage daheim im Donaustaufer ,,Eden Reha" nach dem Rechten und schnaufte dann bis Ende Juli durch - beim Golfturnier um den Franz-Beckenbauer-Cup in Bad Griesbach (,,Da hab' ich sogar ganz gut gespielt") und anschließend auf Sardinien. Auf der Mittelmeerinsel holte ihn die Fußball-WM doch wieder ein. ,,Es gab ja diese Gerüchte, Jogi hört auf, Jogi geht zu Arsenal, Jogi geht dahin und dorthin. Bei einem Abendessen auf Sardinien hat er mir versichert, dass er als Bundestrainer weitermacht."

Nicht nur Joachim Löw, auch Klaus Eder macht weiter. ,,Ja, ich hatte mit dem Gedanken an einen Abschied gespielt, falls die sportliche Leitung der Nationalmannschaft wechselt. Das wäre der passende Zeitpunkt gewesen", gibt der 61 Jahre alte Star-Physiotherapeut zu. So aber hängt der gebürtige Regensburger noch mindestens zwei Jahre bis zur Europameisterschaft in Frankreich dran.

28 Jahre wird er dann dem medizinischen Stab des DFB angehören. Eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft ohne die sprichwörtlichen heilenden Hände Klaus Eders mag sich im Moment ohnehin noch niemand vorstellen.Andere dagegen haben nach dem Titelgewinn einen Schlussstrich gezogen: Kapitän Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker streiften das DFB-Trikot ab. ,,Ich kann ihre Beweggründe sehr gut verstehen. Sie sind alle um die 30 oder wie Miro schon weit drüber, sie haben Familie und Kinder. Sie spielen seit x Jahren auf höchstem Niveau. Mehr als den Gewinn der Weltmeisterschaft kannst du nicht erreichen", sagt Eder. Speziell mit Klose und Mertesacker verbindet ihn eine enge Freundschaft, sie waren wegen diverser Blessuren oft zur Behandlung bei ihm in Donaustauf.

Während der WM habe niemand im Spielerkreis das Thema Rücktritt direkt angesprochen. ,,Dafür waren die Euphorie und die Anspannung viel zu groß", berichtet Eder. Entsprechende Signale Lahms hätten viele im DFB-Tross nicht sonderlich ernst genommen: ,,Wir dachten alle, er überlegt es sich vielleicht noch." Anders liegt der Fall beim WM-Rekordtorschützen Klose. ,,Ich hatte seinen Schritt erwartet. Miro hat ja schon die ganze Zeit damit kokettiert, dass er nur noch seinen Kadaver rumschleppt. Er ist 36. Der Gedanke an die EM 2016 und einen weiteren Titel war schon da, aber er hat ihn doch verworfen", sagt Eder.

Weitere Rücktritte aus der Nationalmannschaft erwartet er nicht mehr: ,,Diese Welle ist meines Erachtens abgeebbt." Und eine Schwächung des Teams befürchtet der 61-Jährige nicht. ,,Viele andere rücken nach. Ich denke da zum Beispiel an Holger Badstuber, der wieder fit ist", sagt Eder.

Mit einigem Abstand zum Turnier in Brasilien beschreibt der renommierte Physiotherapeut den ,,sensationellen Teamgeist" als Schlüssel zum Erfolg. ,,Da ist im Campo Bahia etwas zusammengewachsen. Die Wahl dieses Quartiers war ein wunderbarer Schachzug von Oliver Bierhoff", lobt Eder den Nationalmannschaftsmanager und fügt hinzu: ,,Unsere Unterkunft war der Erfolgsgarant."

Die Ansicht, dass der Bundesliga-Start für Bayern München knifflig werden könnte, teilt Eder. ,,Drei Wochen Urlaub sind nach einer solchen Belastung eigentlich zu wenig", gibt er zu bedenken. Und am 3. September steht in Düsseldorf bereits wieder die Final-Revanche gegen Argentinien auf dem Länderspielprogramm.Dann wird Physiotherapeut Klaus Eder auf der Bank sitzen. So, wie es die deutschen Fußball-Fans seit Jahrzehnten gewohnt sind.

Aufrufe: 028.8.2014, 17:29 Uhr
Heinz Gläser, MZAutor