2024-05-10T08:19:16.237Z

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– Foto: RG

Rat stoppt 17-Mil­lio­nen-Eu­ro-Sa­nie­rung der Gro­ten­burg

Krefeld: Stundenlange Debatte am Mittwochabend

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In ei­ner lei­den­schaft­li­chen De­bat­te auf ho­hem Ni­veau hat der Rat am Mitt­woch­abend stun­den­lang über die Zu­kunft der Gro­ten­burg ge­run­gen. Am En­de wur­de der Be­schluss­vor­schlag der Ver­wal­tung ab­ge­lehnt, den Kos­ten­rah­men für die Sa­nie­rung des Sta­di­ons von 10,5 auf 17,8 Mil­lio­nen Eu­ro aus­zu­deh­nen.

Zu­gleich wur­de ei­ne Ar­beits­grup­pe ein­ge­setzt, die die Sa­nie­rung eng be­glei­ten und je­der­zeit ein­grei­fen kann – bis zum Stopp der Ar­bei­ten. Be­kannt­lich war zu­nächst in ei­ner Mach­bar­keits­stu­die des Ar­chi­tek­ten­bü­ros Al­bert Speer und Part­ner von 10,5 Mil­lio­nen Eu­ro die Re­de, bis das Fein­gut­ach­ten die Sum­me um mehr als 60 Pro­zent hoch­schraub­te. In ge­hei­mer Ab­stim­mung lehn­te ei­ne knap­pe Mehr­heit von 29 zu 28 Stim­men die Auf­sto­ckung der Kos­ten ab. CDU, FDP, AFD, WUZ und Lin­ke hat­ten zu­vor er­klärt, den neu­en Kos­ten­rah­men nicht mit­tra­gen zu wol­len. Die Ab­stim­mung ist zu­gleich die ers­te Nie­der­la­ge des neu­en rot-grü­nen-Bünd­nis­ses. Es gab of­fen­sicht­lich Ab­weich­ler im ei­ge­nen La­ger.

Die bis zu 400 Zu­schau­er der Live-Über­tra­gung der Sit­zung sa­hen ei­ne De­bat­te mit weit aus­ein­an­der­lie­gen­den Po­si­tio­nen. Im Gan­zen wur­de in scho­nungs­lo­ser Of­fen­heit – die man so in Kre­feld lan­ge nicht ge­hört hat, wenn es um Fuß­ball ging – grund­sätz­lich die Fra­ge auf­ge­wor­fen, ob die Sa­nie­rung der Gro­ten­burg und die Un­ter­stüt­zung des Pro­fi-Fuß­balls mit öf­fent­li­chem Geld an­ge­sichts an­de­rer Her­aus­for­de­run­gen der Stadt über­haupt im In­ter­es­se des Ge­mein­wohls liegt. „Ist es ver­tret­bar, dass sich ei­ne Stadt mit 230.000 Ein­woh­nern das Spon­so­ring von drei Pro­fi-Sport­ar­ten leis­tet?“, frag­te et­wa FDP-Rats­herr Joa­chim Heit­mann.

Ober­bür­ger­meis­ter Frank Mey­er hat den Wi­der­stand ge­ahnt und kurz der Sit­zung in ei­nem Brief an den Rat den Vor­schlag ge­macht, ei­ne Ar­beits­grup­pe ein­zu­rich­ten, die den Sa­nie­rungs­pro­zess eng be­glei­tet, je­der­zeit ein­grei­fen oder ihn stop­pen kann. Er kämpf­te um den Vor­schlag sei­ner Ver­wal­tung: Es ge­he zu­nächst um ei­nen Kos­ten­rah­men, da­mit die Ver­wal­tung Schritt für Schritt un­ter den Au­gen des Ra­tes wei­ter­ar­bei­ten kön­ne. Und er woll­te den Fort­gang der Sa­nie­rung von der Ent­wick­lung beim KFC ab­hän­gig ma­chen.

CDU-Rats­herr Pe­ter Ver­meu­len kon­ter­te: Man soll nicht glau­ben, dass man das Pferd, wenn es erst ein­mal ga­lop­piert, noch er­schie­ßen kann. In ei­nem ful­mi­nan­ten Re­de mach­te CDU-Rats­herr Ge­ro Hat­t­sein sei­nem Frust über die de­so­la­te La­ge im KFC Luft. Man kön­ne doch nicht über­rascht sein vom Rück­zug des KFC-Prä­si­den­ten Po­no­ma­rev. Für Po­no­ma­rev sei Fuß­ball „Busi­ness“; dass er nach vier Jah­ren oh­ne Auf­stieg in die lu­kra­ti­ve Zwei­te Li­ga hin­wirft, war für Hat­t­stein ab­seh­bar. Dass nun mit ar­me­ni­schen In­ves­to­ren als an­geb­li­che Nach­fol­ger ir­gend­et­was bes­ser wer­de, „das kann doch kei­ner glau­ben“, rief Hat­t­stein un­ter Ap­plaus, „so lan­ge nicht klar ist, wie das Sta­di­on lang­fris­tig ge­nutzt wird, darf kein ein­zi­ger Eu­ro mehr ’rein­flie­ßen.“

Die Ab­stim­mung be­deu­tet auch ei­ne Schlap­pe für die Frak­ti­ons­chefs von SPD und Grü­nen, Be­ne­dikt Win­zen und Thors­ten Han­sen. Bei­de hat­ten sich für den Ver­wal­tungs­vor­schlag stark­ge­macht – ih­re Frak­tio­nen folg­ten ih­nen nicht kom­plett. Der An­trag auf ge­hei­me Ab­stim­mung kam von der Lin­ken, die Christ­de­mo­kra­ten folg­ten: Im La­ger der Grü­nen ge­be es Be­we­gung, hieß es bei der CDU. Dem­nach hat vor al­lem Han­sen die Stim­mung in der ei­ge­nen Frak­ti­on falsch ein­ge­schätzt.

Aufrufe: 010.12.2020, 11:00 Uhr
RP / Jens VossAutor