Zugleich wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die die Sanierung eng begleiten und jederzeit eingreifen kann – bis zum Stopp der Arbeiten. Bekanntlich war zunächst in einer Machbarkeitsstudie des Architektenbüros Albert Speer und Partner von 10,5 Millionen Euro die Rede, bis das Feingutachten die Summe um mehr als 60 Prozent hochschraubte. In geheimer Abstimmung lehnte eine knappe Mehrheit von 29 zu 28 Stimmen die Aufstockung der Kosten ab. CDU, FDP, AFD, WUZ und Linke hatten zuvor erklärt, den neuen Kostenrahmen nicht mittragen zu wollen. Die Abstimmung ist zugleich die erste Niederlage des neuen rot-grünen-Bündnisses. Es gab offensichtlich Abweichler im eigenen Lager.
Die bis zu 400 Zuschauer der Live-Übertragung der Sitzung sahen eine Debatte mit weit auseinanderliegenden Positionen. Im Ganzen wurde in schonungsloser Offenheit – die man so in Krefeld lange nicht gehört hat, wenn es um Fußball ging – grundsätzlich die Frage aufgeworfen, ob die Sanierung der Grotenburg und die Unterstützung des Profi-Fußballs mit öffentlichem Geld angesichts anderer Herausforderungen der Stadt überhaupt im Interesse des Gemeinwohls liegt. „Ist es vertretbar, dass sich eine Stadt mit 230.000 Einwohnern das Sponsoring von drei Profi-Sportarten leistet?“, fragte etwa FDP-Ratsherr Joachim Heitmann.
Oberbürgermeister Frank Meyer hat den Widerstand geahnt und kurz der Sitzung in einem Brief an den Rat den Vorschlag gemacht, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die den Sanierungsprozess eng begleitet, jederzeit eingreifen oder ihn stoppen kann. Er kämpfte um den Vorschlag seiner Verwaltung: Es gehe zunächst um einen Kostenrahmen, damit die Verwaltung Schritt für Schritt unter den Augen des Rates weiterarbeiten könne. Und er wollte den Fortgang der Sanierung von der Entwicklung beim KFC abhängig machen.
CDU-Ratsherr Peter Vermeulen konterte: Man soll nicht glauben, dass man das Pferd, wenn es erst einmal galoppiert, noch erschießen kann. In einem fulminanten Rede machte CDU-Ratsherr Gero Hattsein seinem Frust über die desolate Lage im KFC Luft. Man könne doch nicht überrascht sein vom Rückzug des KFC-Präsidenten Ponomarev. Für Ponomarev sei Fußball „Business“; dass er nach vier Jahren ohne Aufstieg in die lukrative Zweite Liga hinwirft, war für Hattstein absehbar. Dass nun mit armenischen Investoren als angebliche Nachfolger irgendetwas besser werde, „das kann doch keiner glauben“, rief Hattstein unter Applaus, „so lange nicht klar ist, wie das Stadion langfristig genutzt wird, darf kein einziger Euro mehr ’reinfließen.“
Die Abstimmung bedeutet auch eine Schlappe für die Fraktionschefs von SPD und Grünen, Benedikt Winzen und Thorsten Hansen. Beide hatten sich für den Verwaltungsvorschlag starkgemacht – ihre Fraktionen folgten ihnen nicht komplett. Der Antrag auf geheime Abstimmung kam von der Linken, die Christdemokraten folgten: Im Lager der Grünen gebe es Bewegung, hieß es bei der CDU. Demnach hat vor allem Hansen die Stimmung in der eigenen Fraktion falsch eingeschätzt.