2024-04-25T14:35:39.956Z

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– Foto: RG

Neu­er Tep­pich für die Gro­ten­burg

Der Um­bau der Gro­ten­burg ist in vol­lem Gan­ge. Jetzt geht es an die Ra­sen­flä­che, die für den Spiel­be­trieb in der Drit­ten Li­ga taug­lich ge­macht wer­den soll. Der neue Ra­sen, ei­ne Be­reg­nungs­an­la­ge und ei­ne Ra­sen­hei­zung sol­len in die­sem Win­ter fer­tig wer­den. Ziel bleibt, dass der KFC im Som­mer 2021 wie­der im ei­ge­nen Sta­di­on spie­len kann.

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Es ist ei­ne gu­te Nach­richt für den KFC Uer­din­gen und sei­ne Fans: In der Gro­ten­burg wird ge­ar­bei­tet. Nach­dem es in der Ver­gan­gen­heit des Öf­te­ren Kri­tik an der Stadt gab, weil die Ar­bei­ten im Sta­di­on dort ver­meint­lich nicht schnell ge­nug aus­ge­führt wür­den, so ist nun auch sicht­bar: Die Sa­nie­rungs­ar­bei­ten in der Gro­ten­burg-Kampf­bahn sind in vol­lem Gan­ge – und ver­lau­fen plan­mä­ßig, sagt die Stadt.

Jetzt ha­ben auch die Ar­bei­ten am Spiel­feld be­gon­nen – die Gro­ten­burg be­kommt ei­nen neu­en Ra­sen-Tep­pich. Und das Sta­di­on soll, wie ge­plant, im Som­mer 2021 für den Spiel­be­trieb in der Drit­ten Li­ga um­ge­baut sein.

Das ist aus Ver­eins­sicht auch zwin­gend not­wen­dig. „Das Sta­di­on ist das Herz­stück ei­nes Ver­eins“, hat­te KFC-Prä­si­dent Mik­hail Po­no­ma­rev noch vor we­ni­gen Wo­chen bei ei­nem Fan­tref­fen ge­sagt. Der KFC muss ak­tu­ell be­reits ei­ne drit­te Sai­son in ei­ner an­de­ren Stadt sei­ne Heim­spie­le aus­tra­gen. Das ist nicht nur ein­ma­lig im deut­schen Pro­fi­fuß­ball, son­dern auch teu­er. 1,6 Mil­lio­nen Eu­ro kos­tet al­lein die Mie­te pro Sai­son, es feh­len auf­grund der ge­rin­ge­ren Zu­schau­er­zahl zu­dem Ein­nah­men, die Bin­dung an die Fans geht ver­lo­ren.

„Für uns ist von ele­men­ta­rer Be­deu­tung, dass wir ab Be­ginn der kom­men­den Sai­son in un­se­rem Heim­sta­di­on spie­len kön­nen. Es ist schön zu hö­ren, dass man jetzt mit dem Um­bau be­gon­nen hat. Wich­ti­ger ist je­doch das Da­tum der Fer­tig­stel­lung, da­mit wir das Sta­di­on recht­zei­tig be­zie­hen kön­nen“, sag­te Ge­schäfts­füh­rer Frank Strü­ver auf An­fra­ge.

Denn: Die Zeit im Exil soll nach die­ser Spiel­zeit vor­bei sein. „Der Neu­bau des Na­tur­ra­sen­plat­zes mit Ein­bau ei­ner Ra­sen­hei­zung und ei­ner Be­reg­nungs­an­la­ge sind Be­stand­teil des Zu­las­sungs­ver­fah­rens der Drit­ten Li­ga, al­so Li­zen­zie­rungs­vor­schrif­ten der DFL und des DFB. Die Ar­bei­ten wer­den bei gu­ter Wit­te­rung im Win­ter ab­ge­schlos­sen“, be­rich­tet Pro­jekt­lei­te­rin Sa­bi­ne Schmidt vom Zen­tra­len Ge­bäu­de­ma­nage­ment über die Not­wen­dig­keit die­ser Maß­nah­me, die rund 900.000 Eu­ro kos­tet und die ers­te wirk­lich gro­ße Maß­nah­me sein wird, die jetzt an­ge­gan­gen wird, da­mit sich der neue Ra­sen auch ent­spre­chend ver­wur­zeln kann. Kre­feld will die Gro­ten­burg für rund elf Mil­lio­nen Eu­ro wie­der für den Pro­fi­fuß­ball her­rich­ten.

Das tat­säch­li­che Spiel­feld mit den Ma­ßen 105 mal 68 Me­ter wird um zwei Me­ter in Rich­tung Sü­den ver­scho­ben. Die ge­for­der­ten Si­cher­heits­ab­stän­de und hin­der­nis­frei­en Be­rei­che an den Stirn­sei­ten von vier Me­tern und an den Längs­sei­ten von zwei Me­tern wer­den da­bei ein­ge­hal­ten. Auch die freie Flä­che hin­ter dem west­li­chen Tor vor der not­dürf­tig um­ge­bau­ten Steh­platz­tri­bü­ne wird neu­ge­stal­tet, so dass die Ge­samt­flä­che des In­nen­raums (In­field) dann nach An­ga­ben der Stadt 11.320 Qua­drat­me­ter misst.

Das Spiel­feld wird ent­spre­chend der „DIN 18035-4 Ra­sen­flä­chen“ in so­ge­nann­ter Drain­schicht­bau­wei­se neu auf­ge­baut, teilt die Stadt mit. Der Ra­sen, auf dem zahl­rei­che Bun­des­li­ga-, Po­kal- und Län­der­spie­le statt­ge­fun­den ha­ben, wird hier­für ak­tu­ell ein­schließ­lich Ra­sen­trag­schicht und Bo­den in ei­ner Schicht­stär­ke bis cir­ca 40 Zen­ti­me­ter ab­ge­tra­gen und ent­sorgt. Auch al­le Ein­bau­ten wie Fuß­ball­to­re, Eck- und Mit­tel­feld­fah­nen, Ban­den­sys­te­me, Bor­de, Rin­nen, Ab­läu­fe und Schäch­te wer­den aus­ge­baut und ent­sorgt.

Im An­schluss ist ei­ne hy­drau­li­sche Bo­den­sta­bi­li­sie­rung er­for­der­lich, um die Flä­che be­ar­bei­ten zu kön­nen. „Und dann wird es sehr tech­nisch“, sagt Schmidt: Die voll­au­to­ma­ti­sche Ver­senk-Reg­ner­an­la­ge be­steht aus drei Voll­kreis- und zwölf Teil­kreis­reg­nern ein­schließ­lich ei­nes Steu­er­ge­rä­tes so­wie vier Un­ter­flur­hy­dran­ten. In der Na­tur­ra­sen­flä­che ist der Ein­bau ei­nes neu­en Drai­na­ge­sys­tems, be­ste­hend aus Sau­ger- und Samm­ler­lei­tun­gen, ge­plant. Da ei­ne Ver­si­cke­rung des an­fal­len­den Ober­flä­chen- und Drai­na­ge­was­sers nicht zu je­dem Zeit­punkt si­cher­ge­stellt wer­den kann, ist ein Not­über­lauf vor­ge­se­hen, um im Not­fall an­fal­len­des Was­ser über ei­ne Druck­lei­tung in das öf­fent­li­che Ka­nal­sys­tem ab­zu­füh­ren. Und weil das In­field rund zwei Me­ter tie­fer als der Au­ßen­be­reich des Sta­di­ons liegt, muss da­für noch ei­ne He­be­an­la­ge in­stal­liert wer­den. „Die Durch­füh­rung ei­nes Bun­des­li­ga­spie­les darf nicht durch un­zu­rei­chen­de Ab­füh­rung von an­fal­len­dem Nie­der­schlags­was­ser ge­fähr­det wer­den“, heißt es da­zu in der Ent­wurfs­pla­nung. Nach Ein­bau der Be- und Ent­wäs­se­rungs­lei­tun­gen folgt ei­ne rund zehn Zen­ti­me­ter ho­he Sau­ber­keits­schicht aus Kies.

Im ge­sam­ten Na­tur­ra­sen-Spiel­feld­be­reich wird dann ei­ne Bo­den­hei­zung be­ste­hend aus Heiz­schlau­fen in Fi­xier­schie­nen und ei­nem Ver­tei­ler­sys­tem aus Rohr­lei­tun­gen ver­legt. Die se­lek­ti­ve Be­hei­zung von zwei Be­rei­chen ist spä­ter mög­lich. Das Sys­tem wird mit Trink­was­ser be­füllt. Dies ist we­sent­lich kos­ten­güns­ti­ger als ei­ne Be­fül­lung mit ei­nem Gly­kol-Was­ser-Ge­misch. Mög­lich wird dies, da der Bo­den in Kre­feld nur sehr sel­ten tief­grün­dig friert. Bei Frost wird die An­la­ge nur um­ge­wälzt, bei sel­te­nem Be­darf wird leicht be­heizt. Die Ver­sor­gung er­folgt über ei­ne Heiz­an­la­ge im Be­reich der Nord­tri­bü­ne. Nach Ver­le­gung der Ra­sen­hei­zung er­folgt der Ein­bau ei­ner bis zu 15 Zen­ti­me­ter ho­he Drain­schicht aus Sand und ei­ner neun Zen­ti­me­ter di­cke Fer­ti­gra­sen­trag­schicht mit Ver­le­gung ei­ner drei Zen­ti­me­ter di­cken Fer­ti­gra­sen­dicks­ode.

Wäh­rend der Ar­bei­ten am Spiel­feld sind auch im üb­ri­gen Sta­di­on­be­reich Hand­wer­ker zu­gan­ge. Von au­ßen sicht­bar wird dies zum Bei­spiel an den Be­ton­stüt­zen der Haupt­tri­bü­ne, die frisch ge­stri­chen sind. Auch auf den Tri­bü­nen ist schon der ein oder an­de­re Ei­mer Far­be ver­braucht. Hier geht es ge­ra­de zu­dem an die Sub­stanz: Per Sand­strah­ler wur­de der Be­ton ge­rei­nigt, um Ar­bei­ten an den Fu­gen vor­zu­be­rei­ten. „Ei­ner der Be­rei­che, die noch nie seit dem Bau der Nord­tri­bü­ne im Jahr 1986 an­ge­packt wor­den sind“, sagt Sa­bi­ne Schmidt. 7.500 Me­ter, so wur­de er­rech­net, wer­den auf den bei­den Sitz­platz-Tri­bü­nen neu ver­fugt – oh­ne Ma­schi­ne, al­les per Hand. Im An­schluss wer­den dann die flamm­neu­en Sitz­scha­len an­ge­bracht.

Viel Ar­beit al­so für Ah­med Türk, der mit sei­nen Kol­le­gen bis En­de des Jah­res hier ar­bei­tet. Un­mo­ti­viert ist der Po­lier des­we­gen je­doch nicht, mit der Pro­jekt­lei­te­rin be­spricht er gut ge­launt wei­te­re Ar­beits­schrit­te und regt an, den Farb­ton noch et­was zu än­dern. „Ei­ner, der mit­denkt“, freut sich Schmidt, wohl­wis­send, dass aber auch er macht­los ist ge­gen die vie­len un­ge­wis­sen Mo­men­te im Bau­ab­lauf. „Egal, wo wir et­was auf­ma­chen oder et­was weg­räu­men, da­hin­ter ver­birgt sich meist et­was, das wir nicht ein­ge­plant hat­ten.“ Da ist zum Bei­spiel die Er­dung, die nun im Rah­men der Sa­nie­rung der 16 Re­gen­fall­roh­re frei­ge­legt wur­de. Die Über­ra­schung beim Aus­hub war groß, denn sie wur­de di­rekt durch ei­ne Was­ser­lei­tung ge­trie­ben, die ei­gent­lich den Ra­sen­vor­platz be­wäs­sern soll­te. „War­um das nie je­man­den auf­ge­fal­len ist, kann ich nicht sa­gen, ku­ri­os ist es aber al­le­mal“, sagt Schmidt.

Sie staun­te auch nicht schlecht, als kürz­lich die manns­ho­hen Buch­sta­ben des Schrift­zu­ges „Gro­ten­burg-Sta­di­on Kre­feld“ ab­mon­tiert wur­den. „Wir ha­ben Ne­on­röh­ren da­hin­ter ge­fun­den, was na­he­legt, dass sie ir­gend­wann ein­mal von hin­ten be­leuch­tet wur­den.“ Ähn­li­ches ge­schah auf der Haupt­tri­bü­ne, als sich bei der De­mon­ta­ge ei­nes gro­ßen KFC-Lo­gos ein al­tes Bay­er-Lo­go of­fen­bar­te. Die­ses hat sich nun der KFC zu Do­ku­men­ta­ti­ons­zwe­cken ge­si­chert.

Aus­schrei­bun­gen für den Um­bau lau­fen par­al­lel

Auch an den Schreib­ti­schen der städ­ti­schen Mit­ar­bei­ter, die mit dem Um­bau be­fasst sind, geht die Ar­beit wei­ter. So wer­den ak­tu­ell zahl­rei­che Aus­schrei­bun­gen vor­be­rei­tet, dar­un­ter für Roh­bau-, Elek­tro-, Hei­zungs- und Sa­ni­tär­ar­bei­ten so­wie Ab­bruch- und Erd­ar­bei­ten. Be­gon­nen wer­den die­se Maß­nah­men plan­mä­ßig An­fang 2021. Ziel ist wei­ter­hin, die Ar­bei­ten an der Gro­ten­burg im Som­mer 2021 fer­tig­zu­stel­len, so dass der KFC Uer­din­gen zur Spiel­zeit 2021/22 aus sei­nem un­frei­wi­li­gen Exil zu­rück­keh­ren kann.

Aufrufe: 08.10.2020, 23:00 Uhr
RP / Oliver SchaulandtAutor