2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
– Foto: Michael Schnieders

Die Schlacht um die Sitzschalen beim KFC Uerdingen

Die Maut war jahrzehntelang ein typisches Sommerloch-Thema. Ein solches hat in diesem Jahr auch der KFC Uerdingen rechtzeitig ausgemacht. Der Verein holt zum Gegenschlag aus und landet einen Treffer.

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Die Beteiligten sind teils zerknrischt, teils verärgert. Die Fans sind unterschiedlicher Meinung, so wie es zum Fußball dazu gehört. Außenstehende können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und finden die ganze Geschichte eher lustig. Die Schlacht um die alten Sitzschalen aus der Grotenburg – eine Posse.

Als Possenreißer fungieren der ehemalige Spieler Frank Kirchhoff und der KFC Uerdingen, als staunender Dritter und ehemalige Besitzer: die Stadt Krefeld.

Vorhang auf, erster Akt:Das Stadion Grotenburg muss saniert werden. Seit zwei Jahren darf dort aus Sicherheitsgründen nicht mehr gespielt werden. Seitdem wird dort geschraubt und gearbeitet. Die Stadt als Eigentümerin verantwortet die Sanierung, in deren Verlauf auch Sitzschalen demontiert wurden. Auf der Pressekonferenz am 15. März im Rathaus kündigten Oberbürgermeister Frank Meyer und der KFC Uerdingen an, dass ein Teil der alten Sitzschalen als Erinnerungsstücke an Fans verkauft werden soll – für einen guten Zweck.

Zweiter Akt:Frank Kirchhoff erhält einen Anruf, dass tausende Sitzschalen verschrottet werden sollen. Der ehemalige Spieler und tüchtige Unternehmer kauft 1000 Sitzschalen, will sie reinigen, mit Unterschriften seiner ehemaligen Mitspieler verzieren und an die Fans verkaufen: für 30 Euro das Stück, mit wertvoller Unterschrift kosten sie 85 Euro. Das Interesse sei groß, berichtet er. Ein Teil der Erlöse gehe nach Abzug der Kosten an diverse Fangruppen. „Ich verdiene sehr, sehr wenig, maximal 20 Prozent“, sagt er bei der Vorstellung seines Projekts am Dienstag.

Dritter Akt:Der KFC Uerdingen verkündet am Mittwoch verschnupft, dass die Fans – wie bereits im März zugesagt – Sitzschalen erwerben können. Einige hundert gut erhaltene Stücke seien ausrangiert. Sie würden jetzt mit einem silbernen Sonderlogo verziert und in den nächsten Tagen für 19,05 Euro erhältlich sein. „Bei der Aktion, die gemeinsam mit allen Betiligten geplant und abgesprochen wurde, stand immer im Vordergrund, die Erlöse einen sozialen Zweck zukommen zu lassen und nicht kommerzielle Zwecke in den Vordergrund zu stellen“, so der Verein. Der gesamte Erlös komme der Nachwuchsarbeit des KFC zugute.

Vierter Akt: Folgt vielleicht. Frank Kirchhoff war bereits um Schadensbegrenzung bemüht, gab sich zunächst unwissend („Kann sein, dass der KFC auch ein paar Sitze hat“), dann um Schadensbegrenzung bemüht: „Ich wollte in keine Konkurrenz zu irgendwem treten.“ Ob es aber noch zu einem vierten Akt kommt, bleibt abzuwarten.

Schlussakt:Die begeisterten Zuschauer verdanken diese grandiose Posse einem Paradestück an ungenügender Kommunikation.

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Aufrufe: 019.7.2020, 13:00 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor