2024-05-24T11:28:31.627Z

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– Foto: Marcel Eichholz

CDU dis­ku­tiert Sta­di­on­neu­bau am Zoo

Be­fürch­tet wird, dass die Kos­ten für die Sa­nie­rung der ma­ro­den Gro­ten­burg aus dem Ru­der lau­fen. Die CDU dis­ku­tiert da­her ei­ne neue Va­ri­an­te: Ab­riss der al­ten Gro­ten­burg und Neu­bau ei­nes Sta­di­ons an glei­cher Stel­le.

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Der CDU-Rats­herr Pe­ter Ver­meu­len hat in ei­nem Schrei­ben an sei­ne Rats­frak­ti­on den Neu­bau ei­nes mo­der­nen, klei­nen Sta­di­ons an der Stel­le ins Ge­spräch ge­bracht, an der heu­te die Gro­ten­burg steht. Hin­ter­grund: Ver­meu­len be­fürch­tet, dass die Sa­nie­rungs­kos­ten aus dem Ru­der lau­fen und Kre­feld am En­de den­noch nur über ein hoff­nungs­los ver­al­te­tes Sta­di­on ver­fügt.

„2012 hat das re­nom­mier­te Sta­di­on­bau-Un­ter­neh­men Are­na­Com für den da­ma­li­gen Ober­bür­ger­meis­ter ein Gut­ach­ten er­stellt. Fa­zit: Min­dest­be­darf für ei­ne zeit­ge­mä­ße Auf­wer­tung der Gro­ten­burg 40 Mil­lio­nen Eu­ro. Da­mals schon wur­de ein Neu­bau emp­foh­len“, be­rich­tet er in dem Schrei­ben, das un­se­rer Re­dak­ti­on vor­liegt. Ver­meu­len hat­te es als Mail an al­le Frak­ti­ons­mit­glie­der ge­schickt und woll­te sich da­zu auf An­fra­ge nicht nä­her äu­ßern. „Das Schrei­ben ver­ste­he ich als Bei­trag zur in­ter­nen Ab­klä­rung un­se­rer Po­si­ti­on als CDU. Die Frak­ti­on ist nicht ge­spal­ten; wir set­zen uns eben mit al­len Op­tio­nen aus­ein­an­der“, be­ton­te er le­dig­lich.

Hin­ter­grund: Der Rat ent­schei­det am Don­ners­tag über die Sa­nie­rung der Gro­ten­burg. Die Ver­wal­tung hat­te nach mas­si­ver Kri­tik am Erst­ent­wurf ei­nen et­was kos­ten­güns­ti­ge­ren neu­en Sa­nie­rungs­plan vor­ge­legt. In­wie­weit der Ver­meu­len-Vor­schlag die De­bat­te im Rat be­stimmt, ist of­fen. Zur­zeit sieht es so aus, dass die CDU zur Va­ri­an­te Sa­nie­rung neigt.

In sei­ner Mail ar­gu­men­tiert Pe­ter Ver­meu­len, die Gro­ten­burg sei an­ti­quiert. „Zeit­ge­mä­ße Sta­di­en sind rund­um ge­schlos­sen, en­er­ge­tisch op­ti­miert, mit ei­nem wet­ter­un­ab­hän­gi­gen Um­lauf ver­se­hen und da­mit viel­sei­tig nutz­bar.“ Die Sa­nie­rung sei „kei­ne Maß­nah­me, mit der Kre­feld in ei­ne neue Zeit auf­bricht“. Zu­dem sei das Sta­di­on mit sei­nen 34.500 Plät­zen völ­lig über­di­men­sio­niert; seit fast 30 Jah­ren rei­che ei­ne Ka­pa­zi­tät von zehn Pro­zent für das vor­han­de­ne Zu­schau­er­inter­es­se, „es ist nicht er­kenn­bar, dass sich die­ses in den nächs­ten zwan­zig Jah­ren si­gni­fi­kant er­höht“.

Mit ih­ren mas­si­gen Tri­bü­nen ste­he das Sta­di­on das gan­ze Jahr über weit­ge­hend un­ge­nutzt her­um; die Drit­te Li­ga zäh­le 20 Mann­schaf­ten, ma­che 19 Heim­spie­le. „Nut­zungs­grad knapp fünf Pro­zent“, re­sü­miert Ver­meu­len. Für an­de­re Ver­an­stal­tun­gen sei die Gro­ten­burg so gut wie nicht nutz­bar.

Das viel­leicht ge­wich­tigs­te Ar­gu­ment Ver­meu­lens be­trifft die Kos­ten. Er füg­te sei­ner Mail ein Schrei­ben des In­ge­nieurs Tho­mas Speck vom Sta­di­on­bau­un­ter­neh­men Are­na­Com bei. Ver­meu­len hat­te um ei­ne neu­er­li­che Ein­schät­zung ge­be­ten. Das Ur­teil Specks sei „ver­nich­tend“, re­sü­miert Ver­meu­len, Speck emp­feh­le, „ein neu­es Sta­di­on in Mo­du­larbau­wei­se zu er­rich­ten“. Die Gro­ten­burg, er­baut 1927, 1975 und 1979, wei­se ei­ne „ma­ro­de Grund­sub­stanz“ auf. Sie ver­lan­ge er­heb­li­che Sa­nie­rungs­ar­bei­ten für den Er­halt der Trag­struk­tur samt Be­ton­sa­nie­rung von Grund auf – ei­ne Sa­nie­rung der Au­ßen­haut rei­che nicht. Ein wirt­schaft­li­cher Weg sei­en Ab­riss und Neu­bau in ei­ner Grö­ßen­ord­nung von 15.000 Plät­zen. Die Kos­ten für ein so di­men­sio­nier­tes Dritt­li­ga-Sta­di­on in Stahl ver­an­schlag­te Speck mit rund 13,5 Mil­lio­nen Eu­ro; die­se Lö­sung wür­de es er­lau­ben, das Sta­di­on Zug um Zug in Be­ton­fer­tig­tei­len zu er­rich­ten.

Ver­meu­len kommt in sei­ner Mail auch auf Ver­säum­nis­se der Ver­gan­gen­heit zu spre­chen. „Wir al­le ha­ben die Gro­ten­burg ver­dad­delt“, schreibt er frei­mü­tig. Als sich der KFC an­schick­te, den Auf­stieg in die 2. Li­ga an­zu­stre­ben, al­so ziem­lich ge­nau ab 2015/16, hät­te die Stadt über ein neu­es Sta­di­on spre­chen sol­len, schreibt Ver­meu­len rück­bli­ckend, „das Bau­vor­ha­ben hät­te die Auf­stie­ge be­glei­tet und be­flü­gelt. Heu­te stün­de das Sta­di­on.“ Die Ver­wal­tung aber ha­be kei­ner­lei In­itia­ti­ve ge­zeigt, in die­se Rich­tung zu den­ken. „Statt­des­sen er­hal­ten wir jetzt, in gro­ßer Ei­le zu­sam­men­ge­schus­tert, ei­ne Ver­wal­tungs­vor­la­ge mit Zah­len, die durch nichts va­li­diert, son­dern Schät­zun­gen sind“, kri­ti­siert der CDU-Po­li­ti­ker.

Beim Mo­dell Neu­bau ei­nes Sta­di­ons an glei­cher Stel­le kä­men die Ab­bruch­kos­ten auf nicht mehr als zwei Mil­lio­nen Eu­ro. Ein Sta­di­on­neu­bau wä­re als Stahl­bau­kon­struk­ti­on schon für die von In­ge­nieur Specks ge­nann­ten 13 Mil­lio­nen Eu­ro zu ha­ben, rech­net Ver­meu­len vor. „Bei ei­nem Neu­bau las­sen sich Fest­preis­kon­di­tio­nen ver­han­deln, bei ei­ner Sta­di­on­s­a­nie­rung nicht“, be­tont er. Die Bau­zeit sei nicht län­ger als bei ei­ner Sa­nie­rung; zu­dem be­kä­me man für 17 Mil­lio­nen Eu­ro „neu­es mul­ti­funk­tio­na­les Sta­di­on, das ei­ner Sta­di­onge­sell­schaft mehr Po­ten­zi­al bie­tet als die doch mo­n­o­funk­tio­nal nutz­ba­re Gro­ten­burg“.

Die Zah­len-Di­men­sio­nen, die Ver­meu­len nennt, wer­den durch Plä­ne in an­de­ren Städ­ten ge­stützt. So hat die Stadt Ol­den­burg beim Ar­chi­tek­ten­bü­ro Speer und Part­ner (das auch mit der Gro­ten­burg be­fasst ist) ei­ne Mach­bar­keits­stu­die für ei­ne Are­na für 10.000 Zu­schau­er (Auf­la­ge Drit­te Li­ga) so­wie ei­ne Er­wei­te­rung auf 15.000 Plät­ze (Auf­la­ge Zwei­te Li­ga) in Auf­trag ge­ge­ben. Er­geb­nis: Die Bau­kos­ten be­lau­fen sich laut der 2017 ver­öf­fent­lich­ten Stu­die auf 19 Mil­lio­nen Eu­ro net­to.

In­fo: Ent­schei­dung über die Gro­ten­burg im Rat

Zwei An­trä­ge für die Rats­sit­zung am Don­ners­tag, 18. März, 17 Uhr, im Sei­den­we­ber­haus, be­fas­sen sich mit der Gro­ten­burg:

Zum ei­nen gibt es ei­ne Ver­wal­tungs­vor­la­ge zum The­ma Sa­nie­rung, die auf der Grund­la­ge der Er­geb­nis­se der Ar­beits­grup­pe des Ra­tes zur Gro­ten­burg er­stellt wur­de und gu­te Chan­cen hat, von ei­ner Mehr­heit ge­tra­gen zu wer­den.

An­trag zwei stammt von der AFD und for­dert ei­nen Rats­bür­ger­ent­scheid zur Gro­ten­burg; ge­klärt wer­den soll, ob sich ei­ne Mehr­heit für den Ab­riss der Gro­ten­burg und den Zu­schlag des Ge­län­des an den Zoo aus­spricht. Der An­trag gilt als chan­cen­los.

Aufrufe: 018.3.2021, 11:00 Uhr
RP / Jens VossAutor