2024-04-29T14:34:45.518Z

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– Foto: Sven Leifer

Beim KFC muss die Null stehen

Analyse: Der KFC Uerdingen ist mit zwei Niederlagen in die Saison der 3. Liga gestartet, obwohl die Leistungen nicht schlecht waren. Dass es dennoch nicht die gewünschten Ergebnisse und Punkte gab, dafür gibt es eine Reihe von Gründen, die wir nennen.

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Der Start in die neue Saison war nicht so, wie ihn sich die Vereinsführung und die Fans erhofft hatten. Zum Saisonauftakt verlor der Fußball-Drittligist KFC Uerdingen beim FC Ingolstadt mit 1:2, es folgte eine 0:2-Niederlage im Heimspiel in der Düsseldorfer Merku Spiel-Arena gegen den SV Meppen. Da verlor die bessere Mannschaft am Ende sogar verdient. Sie hatte zwar mehr Ballbesitz, mehr Eckbälle, mehr Schüsse aufs Tor, war aber in puncto Zweikampfstärke und Effektivität unterlegen. Weitere Gründe für den Fehlstart.
Im Sturm fehlt es an Durchschlagskraft. Die Ansätze waren durchaus vorhanden, doch wenn sich der KFC dem Strafraum näherte, war es mit der Herrlichkeit vorbei. Da fehlte der letzte Pass oder der beherzte Abschluss. Muhammed Kiprit, der in Ingolstadt das bislang einzige Tor erzielt hat, ist 21 Jahre alt und kommt aus der Regionalliga. Er muss sich in der höheren Klasse akklimatisieren und erst einmal durchsetzen. Adriano Grimaldi ist zwar 29 Jahre alt und hat schon bewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht. Aber der Torjäger hatte in Ingolstadt erstmals seit eineinhalb Jahren wieder 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Dass Trainer Stefan Krämer ihn gegen Meppen zur Pause aus der Mannschaft nahm, hatte zwei Gründe: Zum einen war er nicht zufrieden, weil er „nicht richtig im Spiel war“, zum anderen war es eine Vorsichtsmaßnahme mit Blick auf die Belastungssteuerung.

Über Außen kommt zu wenig. Klassische Außenspieler hat der KFC nicht. Sie sind aber notwendig, um einen defensivstarken Gegner zu knacken. Einzig Mike Feigenspan gelang dies mit Hilfe seines Tempos mehrmals, wobei er den Zeitpunkt des Abspiels besser wählen und die Präzision vervollkommnen muss.

Im Mittelfeld hat sich noch kein Taktgeber heraus kristallisert. Phasenweise war das Spiel der Uerdinger ansehnlich. Es gab einige Kombinationen, die die Zuschauer mit Applaus honorierten. Dabei präsentierte sich die Mannschaft relativ geschlossen, aber ohne Spielgestalter. Tim Albutat versuchte, die Löcher im Mittelfeld zu stopfen; Kolja Pusch war anzumerken, dass er nach zweiwöchiger Verletzungspause noch nicht bei 100 Prozent ist und ihm die Bindung fehlt.

Zwei Gegentore pro Spiel sind zu viel. Der Trainer war mit der Viererkette und den beiden Sechsern, die vor der Abwehr aufräumen sollten, zufrieden. Doch auch hier gibt es noch Verbesserungspotenzial. Beim ersten Gegentor verhinderte Christian Dorda die Flanke nicht, Haktab Omar Traore ließ Marcus Piossek ungehindert einköpfen. Der zweite Gegentreffer war zwar von der Marke Sonntagsschuss, wie man ihn höchsten zwei Mal pro Saison kassiert, doch auch hier hätten Dave Gnaase und Gino Fechner attackieren müssen. Zwei Gegentore sind zu viel, zumal, wenn sich die Offensive nicht gerade als Torfabrik erweist.

Einige Spieler sind (noch) nicht fit. Der KFC hat vier verletzte Spieler, die eigentlich gesetzt sein sollten: Kapitän Assani Lukimya, Torjäger Osayamen Osawe, Peter van Ooijen und Jan Kirchhoff, mit dessen sporadischen Einsätzen sich der Verein inzwischen angefreundet hat. Auch der Niederländer wird aufgrund seiner Muskelverletzung noch rund zwei Monate fehlen. Ob er dann in diesem Jahr noch spielfähig wird, muss abgewartet werden.

Die Spieler sind willig und brav, aber noch nicht gallig genug. Das zeigte sich gegen die spielerisch limitierte, aber kämpferisch starken Emsländer deutlich. Den Uerdingern fehlten Willensstärke und Aggressivität, um sich in den entscheidenden Szenen durchzusetzen. Sie sind aber gerade in der 3. Liga oft spielentscheidend. In der Klasse gewinnt nicht immer der Bessere, weshalb überraschende Ergebnisse oft an der Tagesordnung sind. Talent und Spielvermögen sind gut, aber keine Erfolgsgaranten und werden oft von der Willensstärke gekillt.

Harte Arbeit und Geduld sind gefragt. Die Kritiker haben Oberwasser. Nach zwölf Spielen ohne Sieg feixen sie, der nächste Trainerwechsel in Uerdingen sei fällig, schließlich sei Präsident Mikhail Ponomarev für seine Ungeduld bekannt. Doch der Investor hat den Strategiewechsel – weg von alten, satten Spielern, hin zu jungen, erfolgshungrigen – mitgetragen. Dabei war klar, dass dafür auch Zeit benötigt wird. Es bedarf harter Arbeit und Kontinuität, um auf diesem Weg erfolgreich zu sein.

Aufrufe: 029.9.2020, 23:00 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor