Seit der Einführung des Balls scheint es die größte Revolution im Fußball: Ein Videoassistent entscheidet seit dem Bundesliga-Start über mehrere Kamera-Einstellungen mit, ob die (ausgebliebenen) Pfiffe von Schiedsrichtern bei Toren, Elfmetern oder Roten Karten korrekt waren und gibt dem Referee Bescheid. Kelheimer Fußball-Trainer beäugen die Neuerung kritisch und sprechen „vom Ende der Emotionen“, dem „Aus der Stammtischkultur“ und sehen den Fußball gar „kaputt gemacht“.
„Auch vor den Bildschirmen sitzt wieder ein Mensch.“ Stefan Wagner
Stefan Wagner, Coach des Landesligisten TSV Bad Abbach, verweist trotz aller Technisierung darauf, „dass letztlich doch wieder ein Mensch vor den Bildschirmen entscheidet. Beim hohen Tempo im Profi-Fußball wird auch der Videoassistent nicht immer beurteilen können, ob das Foul ein paar Zentimeter innerhalb oder außerhalb des Strafraums begangen wurde.“
Für Johannes Wachter, Spieler und Abteilungsleiter beim Kreisligisten SC Kirchdorf, holt der Fußball nur nach, was in anderen Sportarten (Tennis, Eishockey) schon Usus ist. „Es geht doch wieder nur ums Geld. Auf den Schiedsrichtern lastet ein großer Druck, etwa bei einem spielentscheidenden Elfmeter in der Nachspielzeit. Mit der neuen Technik soll Klarheit geschaffen werden. Wenn sie funktioniert, ist es durchaus eine Verbesserung.“
„Man sollte lieber den Geldwahn stoppen.“ Johannes Wachter
Auch für Wachter bleiben die „Fußballromantiker“ auf der Strecke. „Selbst in Expertenrunden gab es nach vier, fünf Wiederholungen noch unterschiedliche Meinungen. Gewisse Situation werden weiterhin strittig sein, aber der Videobeweis setzt den Debatten ein Ende.“ Für den Kirchdorfer hätten die großen Verbände dringlichere Aufgaben – „beispielsweise den Geldwahn zu stoppen“.
Fast eine Wutrede entbrennt bei Hans Bäumler, langjähriger Trainer und derzeit Coach beim SV Schwaig in der A-Klasse. „Natürlich, einerseits kann man sagen: hervorragend. Verdeckte Fouls werden geahndet, es gibt keine Diskussionen mehr. Andererseits wird der Fußball kaputt gemacht. Jede Szene wird aus unzähligen Blickwinkeln aufgenommen, alles breit getreten, Spieler werden regelrecht überwacht auf dem Platz.“ Für Bäumler bestätigt sich mit der Neuerung, „dass es nur um Geld, Geld geht. Die Bundesliga wird zerstückelt auf noch mehr Anstoßzeiten, für jeden normalen Arbeiter ist es eine Ohrfeige, welche Summen Profis kassieren. Fußballer sollen Fußball spielen – alles andere ist doch ein einziger Zirkus.“