2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der Altenstädter zeigt die Richtung an: Er will mit seinem Frankfurter Bundesliga-Team so schnell wie möglich raus aus dem Tabellenkeller.	Foto: Hübner/Archiv
Der Altenstädter zeigt die Richtung an: Er will mit seinem Frankfurter Bundesliga-Team so schnell wie möglich raus aus dem Tabellenkeller. Foto: Hübner/Archiv

»Ich bin bereit«

1. BUNDESLIGA: +++ Altenstadts Eintracht-Profi Timothy Chandler spricht über den Rückrundenstart, die Formkrise der Eintracht, E-Sports und seine Zukunft +++

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Altenstadt. Timothy Chandler fiebert dem Rückrundenstart in der Fußball-Bundesliga entgegen. Die durchwachsene Vorrunde, in der der Außenbahnspieler der Frankfurter Eintracht nie richtig auf Touren kam, ist vergessen. Im neuen Jahr will der 29-Jährige wieder Gas geben – und nach Möglichkeit zur Startformation für das am Samstag anstehende Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim gehören. Der heimatverbundene Profi aus dem Fußballkreis Büdingen, der einmal pro Woche auf einen Kaffee bei seiner Mutter in Altenstadt (Waldsiedlung) vorbeischaut, sprach mit dieser Zeitung über seine persönliche Zukunft und die Ziele mit den Hessen.

Herr Chandler, hatten Sie in der kurzen Winterpause Gelegenheit, Ihre Familie und alte Bekannte Ihres Heimatclubs Sportfreunde Oberau zu besuchen?

Ja, wir besuchten rund um die Weihnachtsfeiertage meine Familie und die meiner Frau in Nürnberg. Wenn es die Zeit zulässt, treffe ich natürlich auch meine alten Oberauer Bekannten. Diesmal klappte es leider nicht.

Eine anstrengende Vorbereitung, inklusive Trainingslager in Florida, liegt hinter Ihnen. Sind sie bereit und fit für den Rückrundenauftakt gegen die TSG Hoffenheim?

Auf jeden Fall. Es liegen harte, aber gute Trainingswochen hinter uns. Ich fühle mich topfit, bin wieder bei 100 Prozent.

Das heißt also, dass Sie nach einer eher durchwachsenen Vorrunde mit lediglich acht Bundesliga-Einsätzen im neuen Jahr voll durchstarten werden?

Man darf nicht vergessen, dass ich nach meiner Knorpeloperation im Sommer 2018 ein Jahr lang ausfiel. Das war neu für mich. Und der Weg zurück nicht einfach. Deshalb taten mir persönlich die letzten drei Bundesliga-Spiele vor der Winterpause gut. Ich durfte jedes Mal über die volle Distanz ran. Diese Spielpraxis benötige ich, um zu alter Stärke zurückfinden zu können.

Im Trainingslager ließ Trainer Adi Hütter, der eigentlich das 3-5-2-System bevorzugt, die Viererkette einstudieren. In welchem System sehen Sie für sich persönlich größere Einsatzchancen?

Das ist mir eigentlich egal. Wir studierten die Viererkette ein, um als Mannschaft variabler agieren zu können. Im Endeffekt stellt der Trainer die Spieler auf, die seiner Ansicht nach ins Team gehören. Das hängt nicht unbedingt vom System ab.

Gehören Sie gegen die TSG Hoffenheim dazu?

Ich bin bereit, wenn der Trainer mich braucht. Egal, ob auf der rechten oder linken Seite. Wenn nicht, kann ich das auch nicht ändern. Dann muss ich mich wieder im Training anbieten. Prinzipiell denke ich immer positiv.

Eintracht Frankfurt wartet in der Bundesliga seit sechs Partien auf einen Sieg. Wie kann der Tabellendreizehnte diese Negativserie beenden?

Die Qualität im Kader ist vorhanden. Wir hatten in Florida genügend Zeit, uns gut vorzubereiten. Mein Gefühl sagt mir, dass die Mannschaft fit und bereit ist.

Mit welchem Ergebnis startet Ihre Mannschaft in die Rückrunde – und wo landet sie am Rundenende?

Einen exakten Tipp möchte ich nicht abgeben. Es ist wichtig, dass wir gegen Hoffenheim punkten. Wir müssen Erfolgserlebnisse fürs Selbstvertrauen sammeln und so schnell wie möglich da unten rauskommen. Sollte das frühzeitig gelingen, können wir uns Gedanken über ein Tabellenziel machen. Zudem sind wir noch im DFB-Pokal und in der Europa League vertreten.

Was ist mit der Eintracht international möglich?

RB Salzburg geht als Favorit in das Zwischenrunden-Duell mit uns. Schließlich kommt unser Gegner aus der Champions League. Trotzdem ist in diesen zwei Spielen alles möglich. In der vergangenen Runde haben wir gezeigt, wie wir in Europa auftrumpfen können. Von einem erneuten Halbfinal-Einzug möchte ich jetzt aber nicht sprechen.

Sie haben für die USA 29 Länderspiele absolviert. Ist die 30. Partie in Sicht?

Es besteht aktuell kein Kontakt zum Nationaltrainer, zudem wurde das US-Team verjüngt. Für mich ist es erstmal wichtig, wieder meinen Spielrhythmus zu finden und regelmäßig in der Bundesliga zu spielen. Dann kann ich mir über ein eventuelles Comeback Gedanken machen. Eine Rückkehr schließe ich jedenfalls nicht aus, zumal ich zwei meiner drei schönsten Karriere-Momente im Nationaltrikot erlebte. Das war zum einen mein erstes Länderspiel gegen Argentinien mit Lionel Messi, zum anderen die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Im Vereinsfußball war mein schönster Moment der DFB-Pokalsieg 2018 mit der Eintracht. Diese Dinge werde ich nie vergessen, weil sie mich stolz machen.

Vielleicht erleben Sie in Frankfurt weitere schöne Momente, ihr Vertrag läuft schließlich noch bis Juni 2022. Können Sie sich überhaupt ein Fußball-Leben ohne die Eintracht vorstellen?

Nur sehr schwer, da ich hier schon in der Jugend gespielt habe. Vielleicht kann ich ein weiteres Mal meinen Vertrag verlängern und später eine Funktion im Verein übernehmen. Einen speziellen Posten habe ich da nicht ins Auge gefasst. Ich bin flexibel, als Spieler habe ich auch schon auf fast jeder Position gekickt.

E-Sports wird immer beliebter. Ihr Leipziger Bundesliga-Kollege Diego Demme spielt jetzt Fußball an der Konsole und bestreitet in der Virtual Bundesliga Spiele für RB Leipzig. Gehen Sie mit diesem Trend?

Konsolen-Fußball in der Freizeit ist nicht so mein Ding. Ich spiele eher Mario Kart auf der Nintendo Switch.

Facebook, Instagram und vieles mehr – Social Media wird immer wichtiger. Birgt aber auch Gefahren, wie der Social-Media-Fauxpas von Mesut Özil zeigt. Wie stehen Sie zu solchen Plattformen?

Meine Frau und ich sind auf allen Kanälen vertreten. Wir posten familiäre und sportliche Dinge. Prinzipiell sollte jedem bewusst sein, dass es sich dabei um weltweit zugängliche Plattformen handelt. Deshalb sollte jeder genau darüber nachdenken, welche Nachrichten er wie verbreitet.



Zur Person

Der aus Altenstadt stammende Timothy Chandler (29) startete seine Karriere beim Nachwuchs der Sportfreunde Oberau- Im D-Jugendalter wechselte der Sohn eines US-Soldaten und einer deutschen Mutter zur Frankfurter Eintracht. Im Seniorenbereich hat der Außenverteidiger bislang 201 Bundesligaspiele für den 1. FC Nürnberg (2010 bis 2014) und Eintracht Frankfurt absolviert und dabei sieben Tore erzielt. Im DFB-Pokal, den er 2018 mit der Eintracht gewann, stehen 15 Einsätze (ein Tor), in der Europa League drei. 2011 feierte er sein Nationalmannschafts-Debüt für die USA (29 Einsätze). Chandler lebt mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Frankfurt. (tf)

Aufrufe: 016.1.2020, 08:00 Uhr
Torben FrieborgAutor