"Man sollte meinen, dass es zu diesem Zeitpunkt eigentlich eine eindeutige Geschichte sein sollte", sagte der Kaarster Trainer Yasar Kurt - mit Betonung auf dem Wort "eigentlich". Denn alles, was Kaarst gegen elf Gegner noch gut machte, war in Überzahl in der zweiten Halbzeit nicht mehr zu sehen. Aus einer kompakten Defensive gelang es mit langen Bällen immer wieder, den pfeilschnellen Dennis Brune einzusetzen, der mit seinem Gegenspieler Philipp Gilgen anstellte, was er wollte. Erst entwischte Brune im Laufduell und traf zum 1:0 (11.), dann legte er sich den Ball im Eins-gegen-Eins zurecht und bediente Genki Matsumoto zum 2:0 (20.). "In dieser Phase hatten wir überhaupt keinen Zugriff", klagte HSG-Trainer Guido van Schewick. Was sich nach dem Seitenwechsel aber drastisch änderte und den Coach stolz machte: "Wir haben an uns geglaubt und ein tolles Spiel gemacht."
Schnell war zu sehen, dass die Gastgeber einfach energischer waren und sich somit Vorteile erspielten. Insbesondere Simon Kozany, den van Schewick aus der Abwehr auf seinen angestammte Offensivposten zog, machte den Unterschied, weil er es schaffte, Bälle in der Spitze festzumachen und zu verteilen. "Das war der Simon, den wir alle sehen wollen", sagte sein Trainer. Entscheidend beteiligt war auch Simon Petri, der das 1:2 für Bozidar Mestrovic auflegte (67.) und das 2:2 selber besorgte (78.).
Von Kaarst kam bis auf ein Doppelchance, als Brune wohl zu Unrecht zurückgepfiffen wurde, nichts mehr. "Es war eine Frage der Zeit, bis der Ausgleich fiel", sagte Trainer Kurt, dem eine Erklärung für den Leistungseinbruch fehlte: "Es war das klassische Beispiel einer Mannschaft, die in Unterzahl zusammenrückt und den einen Meter mehr geht, den die Mannschaft in Überzahl leider nicht geht."