2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Philip von der Bank
F: Philip von der Bank

Ein Holz­hei­mer Team, das an sich glaubt

Im Nach­sit­zen hat die HSG doch noch den Auf­stieg in die Lan­des­li­ga ge­schafft - der vor­läu­fi­ge Hö­he­punkt ei­ner Er­folgs­ge­schich­te.

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Will man mann­schaft­li­chen Er­folg er­klä­ren, hält man es am bes­ten mit Adi Preiß­ler. "Grau ist al­le Theo­rie - ent­schei­dend is auf‘m Platz", phi­lo­so­phier­te die Ruhr­pott­le­gen­de einst. Von Ot­to Reh­ha­gel ("Die Wahr­heit liegt auf dem Platz") wur­de die­se Weis­heit nicht min­der be­rühmt ad­ap­tiert. So lie­ße sich auch der Lan­des­li­ga-Auf­stieg der Holz­hei­mer SG auf das We­sent­li­che her­un­ter­bre­chen.
Die Ki­cker aus dem Neus­ser Wes­ten wa­ren in die­ser Sai­son ein­fach ta­len­tier­ter als die meis­ten ih­rer Ge­gen­spie­ler und ha­ben den Sprung des­we­gen zu Recht ge­schafft. Zu die­ser Er­folgs­ge­schich­te ge­hört al­ler­dings weit­aus mehr - schließ­lich ging die HSG nun wirk­lich nicht als Top­fa­vo­rit in die Sai­son. Sie dreht sich vor al­lem um mann­schaft­li­che Ge­schlos­sen­heit und ei­ne kol­lek­ti­ve Ent­wick­lung. Im Mit­tel­punkt ste­hen da­bei zwei ent­schei­den­de Er­eig­nis­se: Ein grü­ner Tisch im Sep­tem­ber 2016 und ei­ne Ka­bi­nen­an­spra­che im Ok­to­ber 2017.

An­ge­fan­gen hat die­se au­ßer­ge­wöhn­li­che Ent­wick­lung näm­lich an ei­nem Tief­punkt. Schließ­lich deu­te­te we­ni­ge Wo­chen nach dem Start der Sai­son 2016/17 so ziem­lich al­les dar­auf hin, dass die Holz­hei­mer ih­rem Na­men als Fahr­stuhl­klub er­neut al­le Eh­re ma­chen wür­den. Der Ver­ein, der zwi­schen 2007 und 2016 fünf Mal zwi­schen Kreis­li­ga A und Be­zirks­li­ga pen­del­te, stand nach ei­nem Ka­ta­stro­phen­start mit acht Nie­der­la­gen aus den ers­ten neun Spie­len schließ­lich wie­der am Ab­grund. "Es ist wich­tig, jetzt po­si­tiv zu blei­ben. Auch wenn die Si­tua­ti­on si­cher­lich schwie­rig ist", sag­te Trai­ner Gui­do van Sche­wick da­mals.

Was nach ei­ner Durch­hal­te­pa­ro­le klang, er­hielt schnell Nah­rung: Weil die Re­ser­ve des VfB Hil­den beim Sieg ge­gen Holz­heim ei­nen nicht spiel­be­rech­tig­ten Ak­teur ein­setz­te, er­hielt die HSG nach­träg­lich drei Punk­te am be­sag­ten grü­nen Tisch - es soll­te der Start­schuss für ei­nen re­gel­rech­ten Durch­marsch wer­den. Die nächs­ten vier Par­ti­en nach dem Ur­teil ge­wann Holz­heim am Stück, spiel­te sich schnell aus dem Ta­bel­len­kel­ler und ge­wann zum Sai­son­en­de so­gar sie­ben Spie­le in Fol­ge. "Die­se drei Bo­nus­punk­te ha­ben uns ei­nen rie­si­gen Push ge­ge­ben", sag­te van Sche­wick in der Win­ter­pau­se.

Die­ser Lauf soll­te Wir­kung zei­gen, im ver­gan­ge­nen Som­mer schlos­sen sich in Be­ne­dikt Ham­bloch, Si­mon Pe­tri und Si­mon Ko­za­ny drei Bau­stei­ne an, die aus ei­nem gu­ten ei­ne sehr gu­tes Be­zirks­li­ga­team form­ten.

Vom Auf­stieg sprach vor ei­nem Jahr bei der HSG aber noch kei­ner. Nur zwei Sie­ge aus den ers­ten sechs Sai­son­spie­len än­der­ten dar­an frei­lich we­nig. Dann folg­te mit dem 5:4-Sieg bei Teu­to­nia St. Tö­nis wie aus dem Nichts der nächs­te Mei­len­stein. Beim haus­ho­hen Ti­tel­fa­vo­ri­ten um 53-To­re-Stür­mer Bur­han Sa­hin lag die HSG nach 82 Mi­nu­ten mit 2:4 zu­rück - und stell­te die­se wil­de Par­tie noch völ­lig auf den Kopf.

"Die Mann­schaft hat 94 Mi­nu­ten Voll­gas ge­ge­ben und im­mer an sich ge­glaubt", sag­te van Sche­wick nach dem Sieg­tor tief in der Nach­spiel­zeit, das das Team end­gül­tig zu­sam­men­schweiß­te. Letz­te Zwei­fel wur­den ei­nen Mo­nat spä­ter aus­ge­räumt: Ge­gen ei­ne form­star­ke SG Ka­arst lag die HSG zur Pau­se mit 0:2 zu­rück und spiel­te nach ei­ner Ro­ten Kar­te in Un­ter­zahl. Was auch im­mer dann in der Ka­bi­ne pas­sier­te - zehn wie trans­for­miert wir­ken­de Holz­hei­mer ka­men her­aus, rann­ten Ka­arst in Grund und Bo­den und er­kämpf­ten ein 2:2.

Bis zum Sai­son­en­de ge­wann die HSG an­schlie­ßend 20 der 22 ver­blei­ben­den Spie­le. "Wir ha­ben an uns ge­glaubt", sag­te van Sche­wick mal wie­der. Ein paar Mo­na­te spä­ter fand er rück­bli­ckend: "Die­ses Spiel war für uns wirk­lich der Wen­de­punkt." Am En­de fas­zi­nie­ren­der Wo­chen war es ein hoch­klas­si­ges Kopf-an-Kopf-Ren­nen mit St. Tö­nis um den Meis­ter­ti­tel. Die Teu­to­nen setz­ten sich punkt­gleich we­gen ei­nes um vier Tref­fer bes­se­ren Tor­ver­hält­nis­ses durch. Nicht ganz un­um­strit­ten, schließ­lich war das Ta­bel­len­schluss­licht 1. FC Mön­chen­glad­bach II am vor­letz­ten Spiel­tag in Holz­heim nicht an­ge­tre­ten, an­statt sich vor­aus­sicht­lich zwei­stel­lig ab­schie­ßen zu las­sen. So muss­te Holz­heim den Um­weg über die Re­le­ga­ti­on neh­men. Selbst der so stark ein­ge­schätz­te TSV El­ler war bei den 5:1- und 3:1-Sie­gen aber kein Hin­der­nis mehr.

Auf die HSG war­tet in der Lan­des­li­ga jetzt ih­re bis­lang größ­te Her­aus­for­de­rung. Die jun­gen Leis­tungs­trä­ger wie Yan­nick Joos­ten (20), Mau­rice Gir­ke (22), Si­mon Pe­tri (22) und Tom Nil­gen (23) müs­sen den nächs­ten Schritt ma­chen. Den ul­ti­ma­ti­ven Glau­ben an sich selbst, da­von muss man aus­ge­hen, wer­den die HSG-Ki­cker je­den­falls auch ei­ne Li­ga hö­her nicht ver­lie­ren.
Aufrufe: 018.6.2018, 10:03 Uhr
Neuß-Grevenbroicher Zeitung / Chris­tos Pas­van­tiAutor