2024-05-08T11:10:30.900Z

Kommentar
F: Patten
F: Patten

Kommentar: Das Maß ist voll

Spielabbrüche, Rudelbildung, Jagdszenen / Der Amateurfußball steht an einem Scheideweg

Es reicht, das Maß ist voll! Auch am vergangenen Wochenende hagelte es wieder einmal Spielabbrüche in den südhessischen Amateurligen. Schuld daran war vor allem Sturmtief "Fabienne". Doch auf einigen Plätzen wehte unabhängig des stürmischen Wetters mal wieder ein ganz anderer Wind.

Pöbeleien, Provokationen und tätliche Angriffe sorgten zum Beispiel in der A-Liga-Partie der SG Mosbach/Radheim gegen den FSV Groß-Zimmern für einen Spielabbruch. Letzte Woche waren es Schlägereien und üble Beleidigungen beim B-Liga-Spiel zwischen Ober-Beerbach und Grün-Weiß Darmstadt, die einen Eklat verursachten. In Arheilgen beschwerten sich am Sonntag Trainer und Spieler des Kreisoberligisten FCA Darmstadt über vermeintliche Schläge der Rüsselsheimer Spieler und Zuschauer. Nun steht in diesem Fall Aussage gegen Aussage und man muss abwarten, wer die Wahrheit sagt und wer nicht. Doch unabhängig davon ist Fakt: immer häufiger werden Spieler, vor allem aber Schiedsricher Opfer der überkochenden Emotionen und des schwindenden Respekts.

In der abgelaufenen Saison waren es die beiden D-Ligisten TG 75 und Blau-Gelb Darmstadt, die über die Stränge schlugen und teils wochenlage Spielsperren bekamen. Ebenfalls in der letzten Spielzeit wurde ein Schiedsrichter bei einem Jugendspiel in Pfungstadt Opfer von körperlichen und verbalen Angriffen. Die Täter: Jugendfußballer, noch im Teenageralter. Die Liste ließe sich problemlos weiter fortführen. Ganz davon abgesehen, dass auch die verbale Einfussnahme von der Außenlinie immer weiter zunimmt, ist kaum verwunderlich, dass immer weniger fußballbegeisterte Menschen Lust verspüren, noch einen Schiedsrichterlehrgang zu besuchen.

Als die Englänger im 19. Jahrhundert die ersten modernen Fußballregeln aufstellten, war das Spiel noch rauer. Es war härter, gleichermaßen aber auch geprägt von gegenseitigem Respekt. Das, was man - vor allem in den unteren Fußballligen - inzwischen überall im Land sieht, hat mit dem englischen Grundgedanken des Fair Play rein gar nichts mehr zu tun.

Allmählich wäre es an der Zeit, ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen, das vor allem denjenigen Spielern zu denken gibt, die ihre Emotionen partout nicht im Griff haben und am Wochenende auf dem Fußballplatz die Aggressionen herauslassen, die sie unter der Woche nicht verarbeitet bekommen. Denn unter diesen Auswüchsen leiden nicht nur die gegnerischen Spieler, die Schiedsrichter und der Verein, sondern auch die eigenen Mannschaftskollegen. Am meisten aber leidet der Fußball selbst. Er steht am Scheideweg. Und es ist jetzt an der Zeit, die richtige Richtung einzuschlagen.

Aufrufe: 024.9.2018, 12:14 Uhr
Frank LeberAutor