2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
F: Thomas Zöller
F: Thomas Zöller

Hässliches Ende in Ober-Beerbach

KLB Darmstadt: SKG gewinnt Topspiel gegen Darmstadt und übernimmt Platz eins - doch das geht im Tumult fast unter

Vier Tore, fünf Polizeiwagen, zwei Platzverweise, eine handfeste Schlägerei abseits des Platzes, zehn Minuten Spielunterbrechung und ein völlig überforderter Schiedsrichter: Die B-Liga Partie zwischen der SKG Ober-Beerbach und Grün-Weiß Darmstadt am Sonntag war ein wahres Fest für Zahlenfanatiker. Für Fußballfans war die Partie derweil weniger ein Highlight. Und der 3:1-Sieg der SKG geriet angesichts der Umstände fast völlig zur Nebensächlichkeit.

SKG Ober-Beerbach - Grün-Weiß Darmstadt 3:1 (0:1)

Die SKG ist durch den Erfolg auf Platz eins gesprungen, weil Germania Pfungstadt 1:2 bei der SG Arheilgen II verlor. Am nächsten Sonntag kommt es zum Topspiel bei der Germania, doch am Sonntag blieb kaum Zeit, sich darüber zu freuen. Denn das Spiel gegen GW Darmstadt hätte abgebrochen werden müssen – da waren sich alle einig. Nur einer sah das anders: Schiedsrichter Hans Hild (Groß-Umstadt).

Doch der Reihe nach. Die Gäste aus Darmstadt waren im ersten Durchgang die bessere Mannschaft. Die Führung durch Dennis Schaffner (14.) ging in Ordnung. Die Führung war aber auch der Auftakt einer schieren Masse an Diskussionen auf dem Platz. Fast jede Entscheidung des Schiedsrichters wurde von den grün-weißen ausgiebig debattiert. Bis zur Halbzeit blieb aber alles im Rahmen.

Nach der Pause schwante dann aber selbst den Besonnensten unter den wenigen Zuschauern: Das wird noch ruppig. Und dann kam die 72. Minute: Nach einer Ecke pfiff Schiedsrichter Hild weithin hörbar ab, Nawraz Stas köpfte den Ball dennoch in Richtung Darmstädter Tor, in dem er auch landete. Zum Entsetzen der Gäste zeigte Hild auf den Mittelkreis – das Tor galt. Was es nie im Leben hätte tun dürfen, schließlich hatten alle Akteure bis auf Stas nach dem Pfiff ihre Bemühungen komplett eingestellt.

„Der verpfeift uns!“, wütete GW-Trainer Peter Dannenberg – und er begann, das Spiel fortan per Handykamera zu filmen. Um Beweismaterial zu sammeln, wie er sagte. Dass auch Spieler seiner Mannschaft daran beteiligt waren, dass die Stimmung immer feindseliger wurde, bestritt er nicht. Emotionen gehören zum Fußball nunmal dazu.

Doch auch abseits des Platzes kochten die Emotionen kurz danach hoch. Auslöser war ein verbales Duell zwischen GW-Torwart Kevin Dannenberg und SKG-Stürmer Nawraz Stas, bei dem beleidigende Worte fielen. Nur mit Mühe konnten beide getrennt werden, dafür ging es dann aber vor dem Vereinsheim mächtig zur Sache. Denn dort saßen Angehörige der Streithähne, die derart aneinandergerieten, dass auch einige Spieler das Feld verließen und mitprügelten. Das alles dauerte rund zehn Minuten – die auf dem Feld verbliebenen Spieler schimpften derweil auf den Schiedsrichter ein. Als sich der Tumult aufgelöst hatte, sah GW-Spieler Andre Künstler nach seiner Rückkehr auf den Platz die Gelb-Rote Karte – was ihn zu einem weiteren Wutausbruch Richtung Schiedsrichter trieb, der angesichts der Wortwahl, wäre er im zivilen Leben passiert, ein juristisches Nachspiel haben dürfte.

Zur Überraschung aller Akteure und auch der Zuschauer pfiff Held die Partie wieder an – als wäre nichts geschehen. Die dezimierten Gäste fingen sich, als von Ferne bereits erste Polizeisirenen zu hören waren, durch Christian Daum (85.) und Marcel Spengler (90 +5.) noch zwei Gegentore ein. Für die Einsatzkräfte der Polizei blieb derweil nichts mehr zu tun, die Gemüter hatten sich beruhigt. Was an der allgemeinen Einschätzung, dass die Partie hätte abgebrochen werden müssen, freilich nichts änderte.

GW-Trainer Dannenberg wird jetzt in der Pflicht sein, auf seine Mannschaft einzuwirken, damit solche Dinge nicht mehr passieren. Genau wie in Ober-Beerbach, wo seit Sommer Frank Edel als Trainer tätig ist. Der Aufsteiger strebt einen Platz unter den ersten acht an, jetzt steht er auf Platz eins. Einerseits muss Edel die Euphorie, die bei manchen angesichts des starken Saisonstarts schon wieder ausgebrochen ist, bremsen. Andererseits will er es aber auch einfach mal laufen lassen. Er muss vor allem die Balance finden: zwischen Defensive und Offensive, zwischen Euphorie und Realismus. Und immer auch ein bisschen zwischen gesunder Aggressivität und gesundem Sportsgeist. Was am Sonntag komplett schiefgegangen ist – woran aber vor allem die Gäste ihren Anteil hatten.

SKG Ober-Beerbach: Seitz – Beck, Spengler, Kleinsorge, Patrick Sturm (50. Daum), Marc Sturm, Stas (90. Schäfer), Schön, Meyer, Christian Daum, Busse (46. Ludwig).

GW Darmstadt: Dannenberg – Planert, Kilic, Karaca, Künstler, Schaffner, Kinik (64. Raos), Baden, Shawn Klotzsch, Tevin Klotzsch, Chamkha.

Schiedsrichter: Hans Hild (Groß-Umstadt), Tore: 0:1 Dennis Schaffner (14.), 1:1 Nawraz Stas (72.), 2:1 Christian Daum (85.), 3:1 Marcel Spengler (90 +5.), Zuschauer: 80, Gelb-Rote Karten: Andre Künstler (82.), Tevin Klotzsch (90 +3./beide Darmstadt).

Aufrufe: 016.9.2018, 18:28 Uhr
Jan FelberAutor