2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
– Foto: Yvonne Gottschlich

Herforder SV: „Wir kämpfen ums sportliche Überleben“

Frauenfußball: Vorsitzender Florian Südhölter macht mit dem HSV schwere Zeiten durch

Herr Südhölter, die Regionalligamannschaft des Herforder SV steht mit nur sieben Punkten und 6:52 Toren am Tabellenende. Mit nur zwei Punkten aus 14 Spielen rangiert das Landesligateam ebenfalls ganz unten. Das gleiche Bild bei den B-Juniorinnen in der Regionalliga. Was macht Ihnen Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht?

Südhölter: Trotz der sportlichen Lage bei der U17, U23 und den Frauen sieht man, dass die Mädels den Spaß und den Ehrgeiz am Fußball nicht verloren haben. Nur mit ehrlicher und vor allem harter Arbeit in der Wintervorbereitung kommen wir da unten raus. Wer zum Schluss am härtesten gearbeitet hat, wird auch die Möglichkeit haben, die jeweilige Liga zu halten. Die erste Mannschaft steht am Tabellenende und hat schon einen Trainerwechsel vollzogen, als Alexander Wallenstein nach dem dritten Spieltag gehen musste.

Ist der Klassenerhalt in dieser Saison trotzdem noch zu schaffen?

Südhölter: Der Trainerwechsel so früh in der Saison musste einfach vollzogen werden. Darauf möchte ich aber nicht mehr näher eingehen. Mit Fabian Franz haben wir sicherlich auch wieder einen jungen Trainer, der aber akribisch arbeitet und in der Wintervorbereitung viel an der Fitness der Mädels und an taktischen Dingen arbeiten wird. Deshalb beginnt die Vorbereitung auch bereits am 6. Januar. Die Mannschaft ist sehr jung und musste in der Hinrunde leider viele negative Erfahrungen sammeln. Es musste nicht nur viel Lehrgeld bezahlt werden, sondern auch die Vorbereitung im Sommer hat nicht wirklich gepasst. Mit Alisa Ostwald und Fabiana Colalongo kehren zwei Spielerinnen vom Auslandsaufenthalt zurück. Pia Salzmann steigt nach Kreuzbandriss zur Rückrunde auch wieder ins Training ein. Mit weiteren Spielerinnen sind wir im Gespräch.

Der Verein hat sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert, drei Jahre davon spielte der HSV in der Frauenfußball-Bundesliga. Sind diese erfolgreichen Zeiten in Herford endgültig vorbei?

Südhölter: Kurzfristiges Ziel kann nur der Klassenerhalt sein. Langfristig sollten wir als Verein erst einmal kleinere Brötchen backen und die tolle Vergangenheit mit zweiter und erster Liga ad acta legen. Die Gegenwart zeigt, dass wir das zweite Jahr in Folge ums sportliche Überleben kämpfen, und wir sollten aufhören zu träumen. Nächste Saison kann es – beim Verbleib in der Regionalliga – nur darum gehen, im gesicherten Mittelfeld zu landen und mal wieder in Ruhe arbeiten zu können. Vor allem sollten wir immer von Saison zu Saison schauen. Wir sind nun mal ein Ausbildungsverein.

Die zweite Mannschaft hat in der Landesliga chronische Personalsorgen, hat in der Hinrunde nicht ein Spiel gewonnen, auch hier gab es einen Trainerwechsel, ein Nachfolger wird noch gesucht. Wie sind die Prognosen?

Südhölter: Fritz Tente musste leider auf Grund seiner Gesundheit das Amt des Trainers abgeben. Wir hätten sehr gerne mit ihm weitergearbeitet, aber die Gesundheit steht immer im Vordergrund. Prognosen für eine fast komplett neu aufgestellte Mannschaft sind immer schwer. Hier kann es nur darum gehen, dass die junge Truppe weiterhin Spaß und Ehrgeiz zeigt und sich nicht durch die Niederlagen verunsichern lässt. Auch die U23 musste viel Lehrgeld bezahlen, hat aber trotz der vielen Niederlagen eine super Moral und einen echt tollen Zusammenhalt. Der Kader ist sehr klein, wird im Winter aber verstärkt. Als Abgang steht Michelle Schimmel fest, die sich dem SC Enger anschließt. Dafür haben sich Malen Blöbaum vom Bünder SV und Hannah Meyer vom TuS Brake bei uns angemeldet. Zum Trainer kann ich nur sagen, dass wir in Verhandlungen stehen.

Die B-Juniorinnen sind in der Regionalliga ebenfalls siegloses Schlusslicht. Es bleiben nur noch acht Spiele und der Abstand zum rettenden Ufer beträgt schon elf Punkte. Woran liegt das?

Südhölter: Auch die B1 musste viel einstecken und komplettiert unser sportliches Seuchenjahr. Die Mädels arbeiten alle hart und sind fleißig im Training. In den Spielen haben sie sich oft nicht belohnt. Dazu muss man sagen, dass viele der Mädels noch nie Regionalliga gespielt und oft auch nicht ihr wahres Potenzial gezeigt haben. Die U17 kann für die Rückrunde immerhin schon den ersten Neuzugang vermelden und zwar wird Leonie Beyer von Arminia Bielefeld zu uns zurückwechseln.

Der Sportliche Leiter Pascal Kuhlmann und Jugendleiter Thomas Blümel haben ihre Ämter im Verein niedergelegt. Wie werden die Aufgaben erfüllt?

Südhölter: Derzeit haben Nico Kol und ich alle Aufgaben übernommen. Bis zur Jahreshauptversammlung Mitte Februar wollen wir noch weitere Leute für uns gewinnen. Wir sind mit einigen Eltern im Gespräch. Viele von ihnen unterstützen uns schon und packen mit an. Es hat sich auch eine Gruppe gefunden, die sich um Sponsoren kümmert und auf einem sehr guten Weg ist. Wir wollen langfristig wieder etwas aufbauen.

Was sind Ihre Erwartungen und Hoffnungen für 2020?

Südhölter: Dass es nur bergauf gehen kann, daran arbeiten wir alle täglich. In der Hinrunde haben die Mannschaften sicherlich einiges gelernt und sich nun an die jeweilige Liga gewöhnt. Spielerisch können alle Mannschaften mehr, sie müssen es nur zeigen und dürfen sich nicht verstecken. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das Wichtigste ist aber, dass die Leute sehen, hier wird wieder gute und seriöse Arbeit geleistet. Der Verein muss wieder in ruhiges Fahrwasser gebracht werden und daran arbeiten Nico Kohl und ich täglich. Dass wir in zehn Monaten Amtszeit nicht den ganzen Verein umkrempeln können, ist, glaube ich, verständlich. Die Fehler, der letzten drei Jahre dürfen sich nicht wiederholen, vor allem müssen interne Dinge auch intern bleiben und dürfen nicht nach außen dringen.

Für den Jugendbereich möchten wir ein neues Konzept erstellen. Ein „weiter so“ wird es deshalb mit uns nicht geben. Um das umzusetzen, arbeiten wir nicht nur an einem neuen Jugendkonzept, sondern auch an einem Konzept für einen kompletten Neuanfang im Verein. Dafür haben wir auch Sponsoren gefunden, die uns auf unserem Weg des Neuanfangs unterstützen wollen. Darauf werden wir uns aber nicht ausruhen, denn nur mit Partnern, Sponsoren und Gönnern ist eine erfolgreiche Vereinsarbeit möglich. Das hat der alte Vorstand leider verschlafen.

Aufrufe: 010.1.2020, 08:30 Uhr
Yvonne GottschlichAutor