2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Daniel Hansmeier freut sich auf die Weltmeisterschaft in Russland.
Daniel Hansmeier freut sich auf die Weltmeisterschaft in Russland.

Hansis WM-Kolumne: Achtung, Gegenpressing!

In Teil 1 schreibt Daniel Hansmeier über die Faszination Weltmeisterschaft, seinen Favoriten und das kühle Russland

Verlinkte Inhalte

Liebe Leut! Ein paar wenige Stunden sind es nur noch bis endlich der langersehnte WM-Sommer beginnt. Vier Wochen fast jeden Tag ein Länderspiel. Exotische Teams aus den entferntesten Ländern dieser Welt treffen auf altbekannte europäische Trabertruppen … und das, obwohl die Holländer zur Abwechslung mal wieder nur zuschauen…

Das WM-Fieber, angetrieben vom Einzelhandel, der seit Wochen anscheinend nichts anderes macht, sollte jetzt auch bei euch angekommen sein. „Offizieller WM-Partner“ liest man nahezu auf jedem zweiten Produkt. Schwarz-rot-goldene Blumen reihen sich an Bierflaschen mit Namen von Jögis Jungs und auch für die dritte Halbzeit nach einem deutschen Sieg ist gesorgt: Schließlich gibt es sogar Kondome in unseren Nationalfarben. Wenn ihr euch vorher noch mit Jogis Pflegeset und eure Herzensdame mit dem eng anliegenden V-Ausschnitt-Trikot versehen habt, wird das Nachspiel sicherlich ähnlich hochgradig befriedigend wie Müllers 3:0 in den Knick kurz zuvor. Achtet nur auf euer Gegenpressing, Männers!

Unabhängig von dem ganzen Gedöns in Nationalfarben und dem anstehenden Partyhype bei Spielen der Deutschen (wird‘s wohl einen Autokorso nach einem möglichen Sieg im ersten Gruppenspiel geben?), interessiert uns täglich FuPa-klickende Fußballfanatiker doch eigentlich nur das, was auf dem grünen Prachtrasen passiert. Wer wird Weltmeister? Wie schlagen sich Jogis Jungs ohne Leroy und Sandro? Wie hoch knallen wir die Brasilianer diesmal weg? Schafft es Spanien den Ball über die kompletten 90 Minuten in den eigenen Reihen zu halten? Welcher der Geheimfavoriten Kolumbien oder Belgien wird wirklich überraschen? Gegen wen fliegt England im Elfmeterschießen raus? Wie oft schlafen wir bei den Spielen der Gruppe A ein? Und vor allem: Wann kratzt sich Jogi das erste Mal in aller Öffentlichkeit an seiner Familienplanung? Letzteres könnte man übrigens auch gut in einen TV-Spot für die Schland-Kondome nutzen.

Womit wir dann auch bei meinem persönlichen WM-Favoriten sind: Den Parisern bzw. natürlich Frankreich. Alleine von den Namen her haben unsere Nachbarn nach der EM nochmal zugelegt. Mbappe, Dembele, Griezmann und Giroud ist offensiv der Wahnsinn, Pogba und Kante im Mittelfeld, Lloris im Tor. Das größte Problem ist aber vielleicht für die Equipe Tricolore eher, sich nicht in den vier Wochen komplett zu zerfleischen wie anno 2010. Wenn die Franzosen zusammenhalten und hinten stabil sind, könnte das ein ganz großes Turnier für la Grande Nation werden. Außerdem ist das Trikot ja recht schick - wenn auch 0815-Standardware vom US-Hersteller. Da machen sich die mit drei Streifen ja vieles besser. Aber dazu später irgendwann mal mehr.

Fußball in Russland ist ein wenig ja auch wie sinnvolle Entscheidungen des FLVW: Man hat davon schon mal in entfernten Erzählungen gehört, aber so richtig erlebt noch nicht. Außer Champions-League-Spiele um 18:00 Uhr auf knüppelharten und gefrorenen Plätzen oder irgendwelchen zwielichtigen Oligarchen, die zu viel Geld haben und dies im hoppschen Stil in einen Verein pumpen, damit man sich mal ein Jahr lang Samuel Eto‘o leisten kann, verbinde ich mit Fußball und Russland recht wenig. Immerhin werden wir die knüppelharten Plätze im Sommer wohl nicht sehen, die Oligarchen auf der Ehrentribüne neben Don Wladimir bestimmt schon.

Die knüppelharten Jungs dagegen werden wohl dennoch für Schlagzeilen sorgen. Ich erwarte leider wieder Szenen wie in Marseille vor zwei Jahren, als sich englische Hooligans mit semi-professionellen Kampfsportlern aus Russland gemessen haben. Die Kollegen aus den Käfigen feierten die Vergabe nach Russland bestimmt noch mehr als die Verbandchefs nach dem ersten Blick aufs persönliche „Spendenkonto“.

Wie auch immer: Ich freu mich auf die WM. Vier Wochen lang steht die Welt still und schaut einfach nur auf den grünen Rasen. Mein Terminkalender im Büro ist längst so gepflegt, dass ich auch die 16 Uhr Spiele mitnehmen kann – uns wenn‘s nur für die zweite Halbzeit ist. Jeden Abend kannst du den Grill anschmeißen oder Bierflaschen mit Jerome- oder Mesut-Bildchen öffnen ohne dich rechtfertigen zu müssen. „Es ist WM, Schatz! Ich habe jetzt keine Zeit, um mit dir und dem Hund spazieren zu gehen - meld dich am 16. Juli wieder.“. Fußball-Liebe kann so schön sein.

Und schließlich wird auch diese WM wieder für jede Menge Gesprächsstoff sorgen. Ich bin gespannt, was Panama eigentlich so am Ball kann. Oder wie Island sich verkaufen wird. Die WM-Neulinge machen in der ansonsten eher drögen Gruppenphase schließlich den gewissen Reiz aus.

Brasilien war eine wunderbare Weltmeisterschaft mit tollen Fans, Stadien und Spielen. Eine WM im emotionalen Heimatland des Fußballs. Jetzt sind wir im emotional eher kühlen Russland. Der Heimat von glasklarem Alkohol und schönen Frauen von verdammt reichen Männern. Und das alles ohne Holländer und Italiener. Herrlich! Lasst die Spiele beginnen. Und: Allez les Bleus!

In diesem Sinne, lasst euch den Wodka in der Halbzeitpause schmecken!

Aufrufe: 013.6.2018, 20:00 Uhr
Daniel HansmeierAutor