2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview

»Hätte ich im Traum nicht gedacht«

HESSENLIGA: +++ Stefan Hassler über den Rücktritt von Gino Parson +++ „Ziele erst mal minimieren“ +++

watzenborn-steinberg. Der September hat für den SC Teutonia Watzenborn-Steinberg seine Tücken. Am 7. September 2016 stellten die Teutonen, damals noch in der Regionalliga, Francisco Copado als Nachfolger von Daniel Steuernagel vor. Und am 11. September 2017 nahm nun Gino Parson, der ehedem auf Copado folgte, seinen Hut beim Hessenligisten.

Noch im September, so der Plan des Sportlichen Leiters Stefan Hassler, soll wiederum der Nachfolger Parsons – fünf, sechs Namen sind auf dem Zettel – das Zepter übernehmen. Bis dahin wird Hassler mit Co-Trainer Zaki Tammaoui versuchen, den zuletzt strauchelnden Mitfavoriten in die richtige Spur zu bringen.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft und im Verein nach Gino Parsons Rücktritt?

Es ist klar, dass so etwas immer unschön ist. Die Mannschaft wirkte schon sehr betroffen. Klar ist auch, dass die Situation aber nicht erst nach dem Spiel gegen Hadamar angespannt war. Das ging schon länger so, weil wir nicht die Ergebnisse geholt haben, die wir uns vorgestellt hatten. Zur Mannschaft: Ich habe ihnen klargemacht, dass es zu einem Gutteil an ihnen lag. Wir haben die Jungs gemeinsam geholt, haben ihnen vertraut, sie haben wenig umgesetzt. Sie haben eine hohe Qualität, da muss mehr kommen als acht Punkte aus sieben Spielen.

War die Entscheidung Parsons richtig?

Natürlich haben wir die Situation immer wieder auch gemeinsam analysiert, aber die Entscheidung hat er letztlich für sich getroffen. Ich hätte vor der Saison nicht im Traum daran gedacht, dass diese Situation eintreten könnte, weil ich auch weiß, wie er gearbeitet hat. Für die neuen Spieler mag es normal sein, dass bei ausbleibendem Erfolg ein Trainer geht. Die sind ja nicht zu uns gekommen, weil hier alles so schön ist, sondern natürlich auch, weil sie wussten, welche Ambitionen Watzenborn hat. Für den Verein ist es aber natürlich etwas anderes, wenn ein Gino Parson geht. Er ist Watzenborn schon lange verbunden, ist als Spieler mit aufgestiegen, war in verschiedensten Rollen bei dem Verein aktiv. Er ist kein Trainer, der heute in Watzenborn und morgen in Regensburg ist. Von daher: Auch wenn wir mit Rückschlägen gerechnet haben, dass es jetzt so läuft, ist wirklich bitter.

Woran liegt es, dass der topbesetzte Kader die Leistung nicht abruft ?

Wenn man die letzten Wochen Revue passieren lässt, sieht man, dass wir schon in der Vorbereitung Probleme hatten. Da waren einige Spieler verletzt, schon in den Tests haben die Ergebnisse nicht gestimmt. 0:0 gegen Kinzenbach, gegen Marburg verloren, 1:5 bei Schott Mainz. Die Mannschaft ging nicht eingespielt und selbstbewusst in die Runde, wie wir uns das vorgestellt hatten. Der Knackpunkt war aber, dass wir nach dem 4:1 in Waldgirmes die Euphorie nicht mit ins erste Heimspiel nehmen konnten. Vor eigenem Publikum, auf top Rasen mit neuer Tribüne und dann gegen Steinbach verlieren, das war hart. Ohne es schönreden zu wollen – und das ist jetzt keine Floskel: Wir hatten allerdings auch ein bisschen Pech, dass wir immer dann, wenn es lief, ein dummes Ding gefangen oder nur den Pfosten getroffen haben. Wir hatten zu viele Fehler im Spiel, aber bisher auch nicht einmal ein Quäntchen Glück bei entscheidenden Situationen.

Was hat jetzt Priorität?

Das Allerwichtigste ist, dass wir am Samstag endlich Punkte holen, dass die Mannschaft ein Feuerwerk abbrennt. Damit meine ich, spielerisch und kämpferisch zeigt, wir leben noch. Gegen Alzenau muss die Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen. Fakt ist auch, dass wir uns dann erst einmal stabilisieren müssen, wir müssen die Ziele zunächst minimieren und Ruhe reinbringen. Wenn das gelingt, können wir auch wieder andere Ziele anvisieren.

Mit dem Trainer-Duo Hassler/Tammaoui? Oder wie sieht es da aus? Wer ist zuständig für die Trainer-Suche?

Ich bin als Sportlicher Leiter für die Trainer-Suche zuständig, habe vom Verein zwei, drei Namen genannt bekommen und selbst zwei, drei Namen auf dem Zettel. Das ist jetzt meine Aufgabe. Mein Ansinnen ist es keinesfalls, selbst längerfristig als Trainer zu agieren. Aber natürlich muss auch alles passen mit dem Kandidaten. Ein Schnellschuss bringt nichts. Es ist aber schon das Ziel, die Gespräche jetzt schnell zu führen und, wenn es so läuft wie geplant, in den nächsten zwei Wochen einen neuen Mann zu präsentieren. Ein Selbstläufer ist das aber nicht.



Aufrufe: 014.9.2017, 08:00 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor