2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Marian Ograjensek

Der neue Kapitän will bei 04/19 vorangehen

Der 24-Jährige ist nach einem Intermezzo bei TVD Velbert zurück und will in der Fußball-Oberliga das obere Tabellendrittel anpeilen.

Zwei Spiele hat Ratingen 04/19 in dieser Saison der Fußball-Oberliga bislang bestritten, in beiden Fällen lief Moses Lamidi als Kapitän auf. Dabei ist der Ex-Profi eigentlich nur der Stellvertreter, aber der etatmäßige Kapitän war nicht an Bord: Fatih Özbayrak hatte ausgerechnet im letzten Testspiel gegen Rot-Weiß Deuten die Rote Karte und damit eine dreiwöchige Sperre bekommen, so dass er den Start in die Saison verpasste. Am Mittwoch ist es nun so weit: Der Nachfolger von Phil Spillmann führt seine Mannschaft im heimischen Stadion gegen Turu Düsseldorf aufs Feld (Anstoß 19.30 Uhr).

Özbayrak weiß selber nicht so recht, warum er im Test gegen Deuten die Rote Karte kassierte. „Ich bin kein Typ, der andere weg- oder gar nachtritt“, beteuert der 24-Jährige. „Es war eine unglückliche Situation. Ich war alleine gegen zwei, bin zu Boden gegangen, und einer der Gegner ist mit seinem vollen Gewicht auf mein Knie getreten. Da bin ich wegen der Schmerzen etwas aggressiv aufgestanden und stand dann Brust an Brust mit meinem Gegenüber. Und dann gibt der Schiedsrichter mir Rot, weil ich angeblich nachgetreten haben soll. Dabei habe ich so was nie gemacht und würde das auch nicht tun. Ich bin kein unsportlicher Typ. Das war einfach bitter.“ Dass er in bislang fünf Oberliga-Spielzeiten keine einzige Rote Karte und nur einmal einen Platzverweis mit Gelb-Rot kassierte, passt zur eigenen Einschätzung seiner Fairness.

Nach der Sperre freut sich Özbayrak nun umso mehr auf den Heim-Auftritt am Mittwoch: „Turu-Spiele sind immer schön, das ist ja ein Derby“, sagt der Mittelfeldmann mit den wachen Augen und ergänzt: „Es ist Mittwochabend, ein Flutlichtspiel und auf der anderen Seite stehen viele Ex-Mitspieler – was will man mehr?“ Der Kapitän will auf jeden Fall vorangehen und betont: „Bei dem Stadion und den Fans, die wir haben, sind wir es schuldig, uns in jedem Spiel zu zerreißen.“

Das Ratinger Stadion siedelt Özbayrak im „oberen Viertel der Oberliga“ an und betont generell: „Über das Umfeld in Ratingen braucht man eigentlich gar nicht reden: Das ist alles top. Auch das Trainerteam oder die Vereinsführung, die sich an alles hält, was abgesprochen war – das ist keine Selbstverständlichkeit im Amateurfußball. Die Mannschaft ist super, mit tollen Charakteren und einer guten Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern.“ Diese zu führen, sei „eine geile Sache und eine Ehre“, versichert Özbayrak. „Ratingen ist mein Verein, und dann noch mit der Binde geadelt zu werden, ist die Krönung.“

Am 27. Mai 1996 wurde Özbayrak in Wuppertal geboren, wo er immer noch lebt, sein Abitur machte und dort heute auf Lehramt studiert – der Bachelor-Studiengang in Geschichte und Germanistik ist fast erledigt, zusätzlich arbeitet er mit der Stadt als Nachhilfelehrer zusammen, unterstützt dann neben seinen originären Fächern auch in Mathematik oder Englisch. Seine Fußballerkarriere begann „in einem kleinen örtlichen Verein“ unter seinem Vater Selahattin, der auch heute noch als „leidenschaftlicher Fußball-Fan“ seinen Sohn bei den Spielen begleitet. Özbayrak spielte dann in der Jugend fünf Jahre für den VfL Bochum, bis zur C1-Jugend, wechselte dann zum Wuppertaler SV. Weitere Stationen waren VfB Hilden, Rot-Weiss Essen und BV 04 Düsseldorf, 2015 kam er nach Ratingen. „Das war mein erstes Seniorenjahr. Da hat der Weg angefangen, der Rest ist Geschichte“, sagt Özbayrak lachend.

Dazu gehört aber auch, dass er im Juli 2019 zu Liga-Konkurrent TVD Velbert wechselte. „Das war aber keine Entscheidung gegen Ratingen“, betont Özbayrak. „Ich hatte bei 04/19 vier super Jahre, habe meine Spiele gemacht mit Höhen und Tiefen, aber vor allem 2018/19 mit 20 Scorerpunkten, sieben Toren und 13 Vorlagen, echt eine gute Saison gehabt. Deswegen wollte ich eigentlich in die Regionalliga gehen. Das hat dann aber nicht geklappt. Trotzdem waren wir uns – zu Hause und mit dem Verein – einig, dass es mal Zeit für einen Standortwechsel wird, um einfach mal zu gucken, wie es woanders ist“, sagt Özbayrak und schiebt nach: „Danach war die Wertschätzung für Ratingen noch größer. Man merkt halt manchmal erst, wenn man weg ist, was man da hatte.“

Also ging es nach einer Saison in Velbert wieder zurück zu 04/19. „Hier ist es wirklich so, dass dich alle so nehmen, wie du bist. Alle sehen dich als Menschen. Das ist so wichtig für alle Spieler, denn man muss sich wohlfühlen, um Leistung bringen zu können. Die Erfahrung habe ich in den letzten Jahren gemacht.“ Konsequenz daraus oder nicht – zumindest lief es bei TVD nicht so rund wie in den beiden Spielzeiten mit 20 und 19 Scorerpunkten davor in Ratingen: In 19 Spielen gelangen ihm für Velbert in der Spielzeit 2019/20 nur zwei Vorlagen.

Das soll natürlich in dieser Saison besser werden, immerhin will Özbayrak mit 04/19 „das obere Tabellendrittel anpeilen“. Die vergangene Saison, die die Ratinger auf einem enttäuschenden 14. Rang abschlossen, hat der neue Kapitän nur aus der Ferne verfolgt, er stellt aber klar: „So wie letzte Saison – das kann nicht unser Anspruch sein. Dafür haben wir eine zu gute Mannschaft.“ Özbayrak fordert aber nach dem 0:1 in St. Tönis am zweiten Spieltag auch: „Wir dürfen jetzt nicht noch mehr Punkte verlieren am Anfang der Saison. Wir hatten es oft so in Ratingen, dass wir eine bärenstarke Rückrunde gespielt haben. Davon kannst du dir aber auch nicht so viel kaufen, wenn du den Start versaust.“

Da erinnert sich Özbayrak doch lieber an das erste Saisonspiel und den verheißungsvollen 4:0-Heimsieg über den 1. FC Kleve: „Das war überragend, die Laufarbeit war sehr gut, wir haben uns in die Zweikämpfe voll reingehauen – davon war Kleve wohl auch ein bisschen überrascht.“ Und der Kapitän findet: „Unsere Mannschaft kann jedes Spiel gewinnen, aber auch jedes verlieren, wenn wir nicht alles reinwerfen. Die Saison ist mit 44 Spielen so lang, dass es da noch Rückschläge geben wird. Aber da müssen wir dann immer so schnell wie möglich rauskommen. Ich werde vorangehen.“

Aufrufe: 022.9.2020, 16:00 Uhr
RP / Georg AmendAutor