2024-04-30T13:48:59.170Z

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Felix Hörger nach dem erfolgreichen Eingriff in der Uniklinik Tübingen. Foto: Hörger
Felix Hörger nach dem erfolgreichen Eingriff in der Uniklinik Tübingen. Foto: Hörger
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"Es gibt Wichtigeres als Fußball"

Normalerweise ist Fußballer Felix Hörger für seine Zweikampfstärke in der Oberliga bekannt. Nun hat er aber mit einer besonderen Aktion für Aufmerksamkeit gesorgt.

Ravensburg / sz - Als vor knapp drei Monaten das Telefon klingelt, ist für Felix Hörger sofort klar: "Ja, das mache ich. Ich will helfen." Am anderen Ende der Leitung ist ein Mitarbeiter der DKMS, der den Spieler des FV Ravensburg informiert, dass er als möglicher Knochenmarkspender für einen Blutkrebspatienten infrage komme.

Nach weiteren Untersuchungen ist klar: Hörgers Knochenmark passt. Seit fünf Wochen weiß das der Mittelfeldspieler des Fußball-Oberligisten. Am Dienstag wurde ihm an der Uniklinik in Tübingen Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen.

Inzwischen ist das Risiko nicht mehr so groß wie früher, als noch Rückenmark entnommen wurde – vor allem nicht, wenn man jung und fit ist.

Felix Hörger

Im Gegensatz zu manchen besonderen Fußballspielen war er vor der Operation überhaupt nicht nervös. "Inzwischen ist das Risiko nicht mehr so groß wie früher, als noch Rückenmark entnommen wurde – vor allem nicht, wenn man jung und fit ist."

Tatsächlich verlief der Eingriff, der eine Dreiviertelstunde dauerte, problemlos. Bereits am Mittwoch durfte Hörger das Krankenhaus wieder verlassen – zwar mit leichten Schmerzen, aber gutem Gewissen. "Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Prellung", sagt der 28-Jährige, der auf dem Fußballplatz keinem Zweikampf aus dem Weg geht.

Natürlich ist man neugierig. Aber für mich ist das völlig zweitrangig.

Felix Hörger

Ob Hörgers Spende auch den erhofften Erfolg hat, wird sich erst zeigen, wenn der Körper des Leukämiepatienten das Knochenmark auch annimmt. "Das hoffe ich sehr", sagt der Schnaitheimer, der auch erst dann erfahren wird, für wen er wirklich gespendet hat. "Natürlich ist man neugierig. Aber für mich ist das völlig zweitrangig."

Drei Wochen darf Hörger nun keinen Sport machen und wird dem FV Ravensburg in den beiden verbleibenden beiden Spielen bis zur Winterpause fehlen. "Das war für mich gar kein Thema. Es gibt Wichtigeres als Fußball", sagt er. So sieht es auch sein Trainer: "Das ist eine grandiose Aktion von Felix", sagt Steffen Wohlfarth.

Da geht es um wichtigere Dinge als Fußball.

Steffen Wohlfarth

"Es freut uns alle, wenn er einer anderen Person helfen kann. Da ist es völlig nebensächlich, wie es bei uns aussieht." Dass neben Hörger mit Moritz Jeggle, der sich vor zehn Tagen im Heimspiel gegen Sandhausen eine Knieverletzung zuzog, auch der zweite zentrale Mittelfeldspieler bis zur Rückrunde ausfällt, sei natürlich unglücklich, aber nicht zu ändern.

"Felix hat uns schon vor ein paar Wochen informiert. Für uns war es überhaupt keine Frage, ob wir es ihm verbieten sollen. Da geht es um wichtigere Dinge als Fußball."

Auch in der Mannschaft sei die Knochenmarkspende ihres Mitspielers thematisiert und ausschließlich positiv aufgenommen worden. "Wir haben schon überlegt, ob sich die ganze Mannschaft testen lässt", sagt Wohlfarth, der selbst erst vor Kurzem einen Speicheltest abgegeben hat. Felix Hörger jedenfalls würde es freuen, wenn sich noch mehr Menschen zu einer Typisierung bereiterklären würden.

"Erstmal ist es ja nur Speichel, den man abgibt. Falls konkret eine Spende infrage kommt, kann man immer noch überlegen, ob man das will. Wichtig ist, dass möglichst viele Menschen registriert sind, um die Chancen für jeden einzelnen Patienten zu erhöhen", sagt der 28-Jährige, der deshalb auch ganz offen mit seiner Spende umgeht – auch wenn ihm der Rummel darum gar nicht recht ist. "Natürlich ist es schön, wenn man so viele positiven Nachrichten bekommt. Aber dafür habe ich es nicht gemacht. Es geht um ein Leben."

Aufrufe: 027.11.2019, 19:09 Uhr
Schwäbische Zeitung / Martin DeckAutor