2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Felix Schröter vom FV Illertissen (rechts) ist dank seiner elf Treffer der beste Torschütze des Regionalligisten. Auch ihm hat es seine Mannschaft zu verdanken, dass es derzeit in der Liga gut läuft.  Foto: Horst Hörger
Felix Schröter vom FV Illertissen (rechts) ist dank seiner elf Treffer der beste Torschütze des Regionalligisten. Auch ihm hat es seine Mannschaft zu verdanken, dass es derzeit in der Liga gut läuft. Foto: Horst Hörger
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Es läuft bei ihm

Mit reichlich Erfahrung bei Topmannschaften im Gepäck ist Felix Schröter im Sommer zum FV Illertissen gekommen +++ Dort münzt er seine Klasse in Tore um

Der Aufschwung, den der FV Illertissen gerade in der Regionalliga Bayern erlebt, hat ausgerechnet mit einem ordentlichen Abschwung begonnen. Mit 2:6 kommen die Illertaler Mitte Oktober beim FC Memmingen unter die Räder. Die Verantwortlichen würden diesen Tag wohl am liebsten vergessen. Zur Geschichte gehört aber auch: Es muss immer erst schlimmer werden, bevor es besser werden kann. Danach verliert der damals kriselnde FV Illertissen nämlich in den folgenden neun Partien nur zweimal, zuletzt am vergangenen Wochenende gegen den FC Nürnberg II (2:4). Statt einer 17 prangt heute eine Neun in der Tabelle vor der Mannschaft von Trainer Marco Küntzel. Großen Anteil hat daran Felix Schröter. Dank seiner mittlerweile elf Treffer hat der 23-jährige Stürmer beim Aufschwung seiner Mannschaft mitgeholfen und sich selbst nebenbei in den Kreis der viertbesten Liga-Torjäger geschossen. Das Spiel in Memmingen geistert ihm noch heute durch den Kopf: „Das war die höchste Niederlage, die ich je erlebt habe. Da fühlt man sich schon an der Ehre gepackt.“ Ein Ruck geht durch das junge Team. Und die Formkurve zeigt im Anschluss steil nach oben.

Dieselbe Richtung schlägt die Karriere von Felix Schröter in jungen Jahren ein. Mit vier beginnt er das Kicken beim TSV Pfuhl. Den Sport bekam er in die Wiege gelegt, denn auch sein Vater war Fußballer. Von Pfuhl geht es weiter zum SSV Ulm und schließlich in den Nachwuchs des VfB Stuttgart. Einige Male pro Woche muss Felix Schröter in die baden-württembergische Hauptstadt pendeln und alles unter einen Hut bekommen: die Schule, das Lernen, den Fußball und wenn möglich auch noch ein bisschen Freizeit. „Viele sehen nur den Erfolg und nicht, worauf man verzichtet und wie viel Fleiß dahintersteckt“, sagt er heute. Den nächsten großen Schritt macht er mit 15. Er zieht von zu Hause aus und geht ins Fußballinternat der TSG 1899 Hoffenheim. Dem Jungen ist schon damals klar: „Fußball spielt die wichtigste Rolle in meinem Leben.“ Nach dem Abitur geht es weiter in die Jugend von Schalke 04. Seinen Torriecher hat er sich schon damals angeeignet. In seiner ersten Saison in der A-Junioren Bundesliga wird er Torschützenkönig – mit 27 Toren in 26 Spielen. „Felix weiß, wo das Tor steht und hat einen Blick für die Schnittstellen“, sagt sein Trainer Marco Küntzel. Dieses Gefühl für den Raum kommt Schröter bei seiner für einen Stürmer vergleichsweise geringen Körpergröße von 1,77 Meter zugute. Über Küntzel sagt der Angreifer: „Der Trainer steht voll hinter der Mannschaft und bereitet uns akribisch auf den jeweiligen Gegner vor. Er möchte jeden Spieler besser machen und Konstanz herauskitzeln. Das fordert er auch bei mir ein.“

Als Schröter im Sommer 2015 in die zweite Schalker Mannschaft aufrückt, darf er mit den Bundesligaprofis um den damaligen Trainer André Breitenreiter ins Trainingslager fahren. Das weckt Begehrlichkeiten. Im Sommer leiht ihn der Zweitligist FC Heidenheim aus. Drei Einsätze in der Liga hat er am Ende der Leihe nach einem halben Jahr auf dem Konto. Er hatte sich mehr vorgestellt. „Ich hatte an mich selbst zu hohe Erwartungen, ich hätte mir mehr Zeit geben sollen“, sagt er. „Man lernt nie aus und ich habe in der Zeit in Heidenheim sehr viel gelernt. Sollte ich noch einmal zu einem Zweitliga-Team wechseln, würde ich vieles anders machen.“ Zwei Spielzeiten in der Regionalliga West und der Oberliga Westfalen spielt er noch in der Reserve von Schalke, doch wirklich gut läuft es nicht. Ein Tor erzielt er, nicht zu vergleichen mit seiner Ausbeute beim FVI. „Das hatte keine sportlichen Gründe. Im Aktiven-Bereich wurde mir die Chance, mich zu beweisen, nicht gegeben. Wer mich kennt, weiß, dass ich immer Tore schießen will, wenn ich auf dem Platz stehe“, erklärt er.

Im Sommer 2018 kommt er schließlich beim FVI an. Sportdirektor Karl-Heinz Bachthaler hat ihn überzeugt, zu wechseln. „Dass ich näher an die Heimat gekommen bin, hat mir in die Karten gespielt, wirklich ausschlaggebend war es für meine Entscheidung aber nicht.“ Von seinen Teamkollegen kannte er noch ein paar von früher. „Ich habe mich von Anfang an sehr wohlgefühlt.“ Auf dem Platz hilft das. Und: „In unserer Mannschaft steckt viel Potenzial. Mit Marco Küntzel haben wir uns aus dem Keller der Tabelle gespielt. Gemeinsam sind wir gierig nach Erfolg.“

Seinen eigenen Erfolg hat er auch im Blick. Schröters fußballerisches Vorbild ist Antoine Griezmann von Atlético Madrid. „Ins Ausland zu wechseln reizt mich schon sehr. Mein Traum ist nach wie vor, Profi zu werden.“ Sollte das nicht klappen, hat er eine Alternative. Neben dem Fußball studiert er Fußballmanagement in München. Und wenn dann noch Zeit bleibt, spielt er Brettspiele mit Freunden oder geht angeln. Einen ruhigeren Ausgleich gibt es wohl nicht.

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Aufrufe: 020.3.2019, 21:42 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Gideon ÖtingerAutor