2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der FV Biebrich 02 bekennt Flagge gegen Diskriminierung und Gewalt. Foto: Hakan Tutkun
Der FV Biebrich 02 bekennt Flagge gegen Diskriminierung und Gewalt. Foto: Hakan Tutkun

Biebrich setzt klares Zeichen gegen Rassismus

FV-Coach Tutkun initiiert Netzwerk +++ Steffi Jones und Sebastian Kehl als Schirmherren +++ "Hoffe, es stoßen weitere Vereine dazu"

WIESBADEN. Viel zu oft muss man sich leider auch heutzutage noch mit rassistischen Vorfällen oder Gewalt auf und neben den Fußballplätzen Deutschlands beschäftigen. Aufgrund fehlender Sensibilisierung und ernsthafter Präventivmaßnahmen, beschloss Hakan Tutkun, Coach der U19 des FV Biebrich 02, ein Zeichen zu setzen - mit Erfolg. "ballance hessen – Fußball für Integration, Toleranz und Fair Play“ war geboren.

"Als Spieler hatte ich eigentlich nichts Negatives in der Hinsicht erlebt. Aber als ich mit meinem Trainerjob anfing, hat man das Eine und Andere schon am Rande mitbekommen. Meistens waren es die Zuschauer, die mit ihren rassistischen Äußerungen negativ aufgefallen waren", erinnert sich Tutkun. Der FV-Übungsleiter weiter: " Ich habe allerdings auch Trainer oder Spieler erlebt, die mit ihren Äußerungen aufgefallen sind". Da es zu dieser Zeit noch keine ernsthaften Präventiv- oder Aufklärungsmaßnahmen, geschweige denn einen Ansprechpartner beim hessischen Fußballverband gab, setzte sich der Deutschtürke mit Michael Glameyer vom Internationalen Bildungszentrum Witzenhausen in Verbindung. "Man konnte sich vorher an niemanden wenden. Man wurde irgendwie im Stich gelassen", so der Trainer.

Ein Netzwerk gegen Rassismus war geboren

Tutkun erläuterte Glameyer seine Erlebnisse, die das Interesse des Gesellschafters weckten. In der Folge trafen sich Tutkun, Glameyer und weitere betroffene Trainerkollegen, um ein Konzept zu entwickeln. "Durch den ganzen Input entstand ein Netzwerk, das im Laufe der Jahre immer weiter wuchs", freut sich Tutkun sichtlich über das Erreichte. Unter dem Namen „ballance hessen – Fußball für Integration, Toleranz und Fair Play“ etavlierte sich das Anti-Rassismus-Netzwerk und konnte Steffi Jones, Bundestrainerin der DFB-Frauen, und Sebastian Kehl, Ex-Bundesligaprofi, als Schirmherren gewinnen. Zwischen 2002 und 2011 wurden mehr als 400 Veranstaltungen organisiert, bei denen rund 38.500 Kinder und Jugendliche aktiv eingebunden wurden. Die Sensibilisierung für Fair Play, Integration und Toleranz übernahmen 4.500 haupt- und nebenamtliche Jugendbildungsreferenten, Betreuer, Trainer und Lehrer.

Fest im hessischen Fußballverband verankert

Der große Erfolg und die weiter bestehende Aktualität und Bedeutung der Themen führten dazu, dass „balance“ unter dem Namen „Fair Play Forum“ im hessischen Fußball fest verankert ist. Die Federführung liegt nun bei der „Sozialstiftung des hessischen Fußballs“ und die Inhalte und Ergebnisse sind auf www.fairplay-hessen.de dokumentiert.

"Während meiner Zeit beim SV Wehen Wiesbaden habe ich das Projekt nach Wehen geholt. Das habe ich jetzt auch beim FV, der ebenfalss Netzwerkpartner ist, geschafft", so Tutkun stolz. Bei den Wiesbadenern wurden die erste als auch die zweite Mannschaft der U19 mithilfe eines Basic Workshops informiert und geschult. "Die Spieler konnten ihre Erlebnisse in der Runde offen erzählen und wurden zudem mit einigen Situationen konfrontiert und dadurch belehrt", erklärt der U19-Trainer. Tutkun weiter: "Mit unseren Patches an den Ärmeln setzen wir nun ein Zeichen und hoffen, dass diese schrecklichen Dinge nicht mehr auf den Sportplätzen vorzufinden sein". Im Dezember wird dann ein zweiter Workshop stattfinden: "Ich hoffe, dass noch weitere Vereine dazu stoßen und mit uns ein Zeichen setzen".

Aufrufe: 013.9.2017, 18:00 Uhr
Patrick SchaffnerAutor