2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Vereinstreue: Bernd Thiele kam 1986 nach Ziltendorf und schloss sich wenig später dem Sportverein Blau-Weiß an.  ©MOZ/Hubertus Rößler
Vereinstreue: Bernd Thiele kam 1986 nach Ziltendorf und schloss sich wenig später dem Sportverein Blau-Weiß an. ©MOZ/Hubertus Rößler

" Fußball muss Spaß machen "

Ziltendorfs Urgestein und Abteilungsleiter für den Fußball Bernd Thiele im Portrait.

In jedem Sportverein gibt es Menschen, ohne die kaum etwas funktionieren würde. Sie agieren oft im Hintergrund und sind die gute Seele im Verein. In einer Serie stellt die MOZ einige der ehrenamtlichen Helfer vor. Heute: Bernd Thiele von Blau-Weiß Ziltendorf.

Fußball in Ziltendorf ist untrennbar mit dem Namen Bernd Thiele verbunden. Seit mehr als zwei Jahrzehnten engagiert sich der 56-Jährige beim Sportverein Blau-Weiß - früher als Spieler, heute als Trainer und neuerdings als Fußball-Abteilungsleiter. "In unserer Familie stand Fußball immer an erster Stelle - zum Leidwesen meiner Frau. Mein Sohn Michael spielt beim FC Eisenhüttenstadt, meine Tochter ist mit dem dortigen Spieler Tony Raddatz verheiratet. Und ich spiele bei der Ü 50", berichtet der Industrieelektroniker.

Mit dem Fußball angefangen hat Bernd Thiele 1968 als Siebenjähriger bei Dynamo Eisenhüttenstadt, baute später den Dynamo-Sportplatz mit auf. Zwischenzeitlich kehrte er dem runden Leder den Rücken zu und spielte als Schlagzeuger in den Bands "Pegasus" und "Tornado". "Wir haben Tanzmusik gespielt und waren viel in der Region unterwegs. Aber irgendwann habe ich mich dann doch für den Fußball entschieden und wegen der Familie und dem Beruf mit der Musik aufgehört. Mein Schlagzeug steht aber immer noch im Keller."

Als er vor mehr als 30 Jahren aus seiner Heimatstadt Eisenhüttenstadt zu seiner Frau nach Ziltendorf zog, war für ihn schnell klar, dass er sich Blau-Weiß anschließt. "Am Anfang stand ich noch selber auf dem Feld. 1995 habe ich dann die F-Junioren übernommen, da mein Sohn da mitspielte. Die Mannschaft habe ich zehn Jahre lang bis zum Männerbereich hochgeführt", erzählt Thiele.

Anschließend sei eine große Lücke entstanden. "Wie viele andere Vereine mussten auch wir mit immer weniger Nachwuchsspielern auskommen. Aus diesem Grund haben wir die Spielgemeinschaft FWZ Oderkicker gegründet. Die drei Buchstaben setzen sich aus unseren drei Stammvereinen Turbine Finkenheerd, SG Wiesenau und Ziltendorf zusammen", erklärt er und erläutert die Ursachen für den Mitgliederschwund im Nachwuchsbereich: "Viele Kinder kommen heutzutage nicht mehr vorm PC vor, die muss für Sport begeistern. Früher war man als Trainer eine Respektsperson, heute ist man eher ein Betreuer." Auch zurzeit trainiert Thiele wieder ein A-Junioren-Team. "Eine echte Vorzeigetruppe. Sie sind zweimal Kreismeister geworden und als Mannschaft gewachsen", schwärmt er, benennt aber auch direkt das Problem an der Sache: "Jetzt möchte jeder der drei Vereine die Spieler für seine Männer-Teams haben. Aber wir Trainer haben untereinander ein gutes Verhältnis, daher werden wir uns sicher einigen."

Dass derzeit insbesondere in Ziltendorf Bedarf an gut ausgebildeten Spielern herrscht, zeigt ein Blick auf die Kreisliga-Tabelle: Dort steht Blau-Weiß mit null Punkten abgeschlagen am Tabellenende. "Viele Spieler haben nicht das Niveau für die Kreisliga. Wir setzen auf den eigenen Nachwuchs, doch da ist in diesem Sommer noch keiner zu den Männern hochgekommen. Du kannst gute Spieler nur durch Geld oder ein gutes Vereinsklima halten, aber da wir hier nichts zahlen und der Zusammenhalt im Verein stark verbessert werden müsste, haben uns viele Leistungsträger nach und nach verlassen", erklärt Thiele.

Um das Niveau wieder anzuheben, wurde er im Sommer zum Fußball-Abteilungsleiter ernannt. Als solcher koordiniert er unter anderem die Spielansetzungen und Trainingszeiten. "Meine Hauptaufgabe besteht aber darin, den Nachwuchs in den Männerbereich zu integrieren. Am Anfang habe ich direkt zahlreiche Spieler bei den Männern aussortiert, die keine Lust zum trainieren hatten. Damit habe ich mir sicher nicht viele Freunde gemacht. Aber es sollen lieber die Spieler am Wochenende auf dem Platz stehen, die regelmäßig zum Training kommen - auch wenn sie vielleicht fußballerisch schlechter sind. Mir persönlich ist es wichtiger, dass sich die Spieler mit ihrem Dorf identifizieren als irgendeine zusammengekaufte Truppe spielen zu lassen. Fußall muss Spaß machen."

Diese Einstellung teilt er auch für den Profi-Bereich. "Ich habe keinen Lieblingsverein in der Bundesliga, da ich nicht für den höherklassigen und bezahlten Fußball bin. Durch Geld wird viel kaputt gemacht, da gucke ich mir lieber ein Spiel auf dem Dorf an", sagt Bernd Thiele. So ist er sicher auch beim Heimspiel der Ziltendorfer am Sonnabend ab 13 Uhr dabei und hofft gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten FC Lokomotive Frankfurt auf die ersten Punkte der Saison.

Aufrufe: 018.11.2017, 06:49 Uhr
MOZ.de / Hubertus RößlerAutor