2024-05-08T14:46:11.570Z

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– Foto: Brennpunkt Orange

Aufstiegsrunde für Oberliga-Willige?

Was wäre, wenn...? Ja, das Denken in Konjunktiven und Modellen ist wohl das Einzige, was den Sportfreunden in der Welt des Thüringer Amateurfußballs aktuell bleibt, wenn es um die Planung der Zukunft geht. Denn sicher ist nur, dass man aktuell nichts sicher planen kann.

Aber, und das ist die gute Nachricht, die Freunde, Verantwortlichen und Funktionäre des Fußballs machen sich weiterhin schwer Gedanken darüber, wie eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs aussehen kann.

So auch Marcus Dörfer, der Coach der BSG Wismut Gera, der im Gespräch mit FuPa Thüringen eine Idee in den Ring warf, die allemal diskutiert werden darf. Die aktuellen Entwicklungen in der Politik, verbunden mit diversen Inzidenzvorgaben, Stufenplänen und mehr, sind zumindest einmal nicht besonders erbaulich, im Hinblick auf eine schnelle Rückkehr auf Thüringens Sportplätze. Damit scheint das Ziel, mehr als 50% der Spiele zu absolvieren – das wäre nötig, um in Thüringen eine verwertbare Saison zu bekommen – zumindest einmal zu wackeln. Sprich, es wird allemal wahrscheinlicher, dass man sich intensiver mit einem Abbruch/Annulierung-Szenario auseinandersetzen muss. Aber die Botschaft des Thüringer-Fußballverbandes dahingehend ist auch deutlich: Solange es möglich ist diese +50% zu erreichen, wird die Spielzeit nicht vorzeitig beendet.

>>> Zum FuPa-Profil von Marcus Dörfer

Also was wäre, wenn es zu diesem Szenario käme, das zugegeben für einige Fußballfreunde ziemlich unsexy sein dürfte? Annulierung der Saison – alles auf null. Was machen wir Thüringer dann mit einem möglichen Aufstiegsplatz in die NOFV Oberliga? Verstreichen lassen klingt irgendwie aus Thüringer Sicht auch nach keiner zufriedenstellenden Lösung. Schließlich, und das wird mal unterstellt, ist es nicht verkehrt, einen weiteren Thüringer Vertreter in die Oberliga zu entsenden?

Eben das hat sich auch Marcus Dörfer und Kumpel Thomas Wirth, Trainer beim FSV Preußen Bad Langensalza, gefragt und eine Idee ins Spiel gebracht. „Wenn es in der Oberliga Auf- und Absteiger gäbe, müsste das aufgefüllt werden. Und da würde mit Sicherheit auch Thüringen einen Aufsteiger stellen können. Was wäre mit einer Aufstiegsrunde, in der die Teams, die sich für die Oberliga gemeldet haben, den Aufstieg ausspielen würden. Bei vier Mannschaften mit Hin- und Rückrunde wären das zum Beispiel sechs Spiele. Das sehe ich als realistisch an. Wenn man die Option hat, einen Aufsteiger in die Oberliga zu schicken, wären wir ja blöd, wenn wir es nicht machen“, sagt Marcus Dörfer. Heißt im Klartext: Die Aufstiegswilligen würden in einem gesonderten Wettbewerb den Aufstieg in die Oberliga untereinander ausspielen. Sportlich sicher eine reizvolle Idee. Wenn man sich dann noch Zuschauer dabei vorstellt... Aber das ist ja dieser Tage fast eine Träumerei. Aktuell wären übrigens Arnstadt, Wismut Gera, Bad Langensalza und Schleiz bereit den Gang in die Oberliga zu wagen. Würde also schon mal passen mit Marcus Dörfers anvisierter Vierer-Runde.

>>> Zum FuPa-Profil von Thomas Wirth

Ob dieser Vorschlag ein gangbares Modell wäre, für den Fall man bekäme die Saison in Thüringen nicht zu einem verwertbaren Ergebnis, hängt sicher von vielen Paramenten ab und letztlich auch davon, wie der TFV diese Sachlage bewertet. Fakt ist, und das bestätigte der TFV-Spielausschussvorsitzende Sven Wenzel im Gespräch: natürlich befasst man sich im Spielausschuss bereits genau mit dieser Frage und will einen möglichen Platz in der Oberliga nur ungern verstreichen lassen. Wenn die Rahmenbedingungen klar sind, wird also auch verbandsseitig an einer Lösung gearbeitet, um einen Aufsteiger zu ermitteln, erklärt Wenzel weiter.

So ist das Dörfer-Wirth-Modell allemal eine diskutable Grundlage für eine sportliche Lösung, um den Aufsteiger zu finden. Dass das aber nur Plan B sein kann, wissen die Coaches natürlich auch. Im besten Fall schafft der Thüringer Fußball noch irgendwie die 50%. Das bedeutete für Thüringen, man bekäme die Saison irgendwie ins Ziel geschaukelt. Im NOFV, also auch in der Oberliga, gibt es diese +50%-Regel so übrigens nicht, erklärte Philipp Seeland, Coach vom FSV Wacker Nordhausen. Er ist Mitglied in einer Task-Force der Oberliga, die sich aus Vereinsvertretern zusammensetzt und Ideen für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Oberliga entwickelt und dem NOFV vorschlägt. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entscheidungslage sagte Seeland gegenüber FuPa Thüringen: „Jetzt wird es langsam eng. Unser Austausch in der Arbeitsgruppe ging bisher in die Richtung, dass wir in der Oberliga noch eine verwertbare Saison bekommen. Jetzt wird die Situation natürlich schwierig. Da werden wir uns zeitnah zusammensetzen und über die neuen Gegebenheiten sprechen. Es ist Anfang März, bisher geht es noch, aber die Aussicht ist nicht gut. Und da haben wir noch gar nicht über Zuschauer gesprochen. Klar ist aber auch: Wir haben in der Arbeitsgruppe eine beratende Funktion und keine Entscheidungsgewalt“, sagt Seeland. Eigentlich, könnte man meinen, steht der NOFV, zumindest in der Regionalliga vor dem gleichen Dilemma wie der TFV eine Ebene darunter. Denn auch in der Regionalliga wird es ein Aufstiegsrecht Richtung 3. Liga, also DFB, geben. Die Verzahnung im deutschen Fußball lässt kaum einfache Lösungen zu.

>>> Zum FuPa-Profil von Philipp Seeland

Als Fußballfan schmeckt jedenfalls die Aussicht auf eine Aufstiegsrunde in Thüringen auf den ersten Blick ganz gut. Wenn wir schon die Saison nicht gewuppt kriegen, gibt’s dann wenigstens nochmal Fußball und es geht um die Wurst.

Aufrufe: 06.3.2021, 09:00 Uhr
FuPa ThüringenAutor