2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: RG

Unverhoffter Geldsegen für Fußballclubs

Wenn frühere Jugenspieler zu Profis werden

In vielen Vereinen ist der Frust groß, wenn die besten Talente abwandern, um woanders ihr Glück zu suchen. Doch das kann sich ins Gegenteil verkehren, wenn später der Sprung zu den Profis gelingt. Dann gibt’s Bares von der DFL.
Mit Robin Dutt hat der SC Grimlinghausen eigentlich nichts zu tun. Dennoch hat es die Fußballabteilung des Vereins aus dem Neusser Stadtteil dem Profitrainer zu verdanken, dass es kürzlich in der Clubkasse heftig klingelte. Weil Dutt in Diensten des VfL Bochum Ende April 2019 den Mut hatte, den damals erst 17-jährigen Armel Bella-Kotchap in der Zweitliga-Partie gegen den FC Erzgebirge Aue einzusetzen, war das Kriterium erfüllt, damit die Ausbildungshonorierung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) fällig wird. Von der jüngsten Ausschüttung von 1,6 Millionen Euro an insgesamt 103 Vereine aus ganz Deutschland profitierten in Gestalt des SC Kapellen, der Holzheimer SG und des VSF Vatan Neuss aber auch noch drei weitere Clubs aus dem Rhein-Kreis.

Am meisten Geld gab es aber für die Grimlinghausener, denn Bella-Kotchap kickte von 2009 bis 2012 insgesamt drei Jahre beim SC, ehe er in die D-Jugend von Borussia Mönchengladbach wechselte. Da die DFL für jedes Jahr Ausbildung eines Spielers, der in der 1. oder 2 Bundesliga debütiert, zwischen dem sechsten und elften Lebensjahr 4200 Euro zahlt (zwischen zwölf und 21 Jahren 5400 Euro), landeten in Grimlinghausen 13.200 Euro auf dem Konto. Hinzu kamen aber noch 1700 Euro vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), weil der Bella-Kotchap auch für die U18- und U19-Nationalmannschaften aufgelaufen ist. „Das Geld liegt auf unserem Konto. Es muss und wird für unsere Jugendarbeit eingesetzt werden“, sagt Dirk Alertz, Fußball-Abteilungsleiter der Grimlinghausener.

Ihm und seinen Vorstandskollegen liegt der Nachwuchs sehr am Herzen, deswegen hat sich der Verein auch für eine Kooperation mit dem TSV Norf geöffnet. So spielt zum Beispiel die A-Jugend in einer Spielgemeinschaft, bei den Mädchen tun das sogar alle Altersklassen. Seit Alertz 2012 als Jugendleiter in Grimlinghausen begann, legte er auch großen Wert auf möglichst qualifizierte Nachwuchstrainer. Klar, dass auch für entsprechende Fortbildungsmaßnahmen immer wieder Geld nötig ist. Doch bei allem Einsatz weiß Dirk Alertz, dass der spätere Erfolg nicht in allen Details planbar ist: „Das liegt auch zu einem großen Teil am Ehrgeiz des jeweiligen Kindes.“ Dennoch hoffen die Grimlinghausener, dass sie nicht das letzte Mal in den Genuss der Ausbildungsentschädigungen von DFL und DFB gekommen sind, denn aktuell gibt es noch zwei weitere Kandidaten mit Grimlinghausener Vergangenheit. Killian Bella-Tchanas, der Bruder von Armel, spielt momentan in der B-Jugend-Bundesliga für die SG Unterrath. Und Kilian Skolik läuft in der Bundesliga der A-Junioren für RW Oberhausen auf. „Kilian Skolik war einer, der fünfmal in der Woche beim Training war. Bei ihm hat man gemerkt, dass er unbedingt will“, erinnert sich Alertz.

Florian Heister feierte sein Profidebüt beim Zweitligisten SSV Jahn Regensburg am 24. August 2019 in der Heimpartie gegen Arminia Bielefeld, 29 Minuten durfte der bei er 1:3-Niederlage ran. Vom Durchbruch des inzwischen 23-Jährigen Außenbahnspielers profitierten gleich zwei heimische Vereine, die an seiner Ausbildung beteiligt waren. Zunächst spielte Heister drei Jahre für seinen Heimatverein Holzheimer SG, bevor er dann zu Borussia Mönchengladbach ging und dann auch in der B- und A-Jugend zweieinhalb Spielzeiten für den SC Kapellen auflief. „Das Geld ist eine super Anerkennung, das wir für die Jugend gut gebrauchen können. Dafür werden wir etwas anschaffen, was viele Jahre genutzt werden kann“, sagt der HSG-Vorsitzende Helmut Schmitz. Doch bei aller Begeisterung über die finanzielle Zuwendung wünscht sich Schmitz noch etwas von den Profis: „Die könnten uns noch mehr unterstützen, wenn sonntags nicht ständig Spiele im Fernsehen laufen würden. Dann kämen mehr Zuschauer auf unsere Anlage.“

Beim SC Kapellen hat Ralf Stübben die entsprechenden Formulare bei der DFL ausgefüllt, um das Geld überwiesen zu bekommen. Das hat der Geschäftsführer das erste Mal gemacht, obwohl die Kapellener seit vielen Jahren in Sachen Jugendarbeit führend im Rhein-Kreis sind. „Wir hoffen aber, dass noch weitere Spieler dazu kommen“, sagt Stübben. In Niklas Harth, der in der A-Jugend-Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf spielt, und Darius Ghindovean, der zum Drittligakader des MSV Duisburg gehört, habe der SCK noch zwei „heiße Eisen im Feuer“. Generell findet Stübben, dass die Ausbildungshonorierung der DFL eine gute Sache ist: „Ich empfinde es als eine Form der Anerkennung für die kleineren Vereine. Da freut man sich, dass nicht vergessen wird, wie viel Arbeit, Emotion und letztlich auch Geld in die Jungs gesteckt wird.“

Geld gab es auch für den FSV Vatan Neuss, der an der Ausbildung von Hikmet Ciftci beteiligt war. Der inzwischen 22-Jährige gebürtige Neusser wechselte schon in der C-Jugend zum 1. FC Köln, wo er dann den Sprung in die zweite Herrenmannschaft (Regionalliga) schaffte. Von dort wechselte er zum Zweitligisten FC Erzgebirge Aue, wo er im August 2019 gegen den MSV Duisburg (1:3) sein Profidebüt feierte. Wohl auch weil dann keine weiteren Einsätze hinzukamen, ging es noch in derselben Spielzeit weiter zum Drittligisten 1. FC Kaiserslautern, wo er auch heute noch kickt.

Aufrufe: 018.12.2020, 18:00 Uhr
RP / David BeinekeAutor