2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielvorbericht
Ein besonderes Derby: Das Verhältnis der Klubs ist gut, frei von Derby-Feindseligkeiten. Der halbe TSV-Kader trug früher das 05-Trikot, Meeth hatte das halbe FSV-Aufgebot schon selbst unter seinen Fittichen. Archivbild: hbz/Stefan Sämmer
Ein besonderes Derby: Das Verhältnis der Klubs ist gut, frei von Derby-Feindseligkeiten. Der halbe TSV-Kader trug früher das 05-Trikot, Meeth hatte das halbe FSV-Aufgebot schon selbst unter seinen Fittichen. Archivbild: hbz/Stefan Sämmer

Flutlicht, Derby, Action!

Regionalliga-Kracher +++ FSV Mainz 05 II empfängt den TSV Schott am Bruchweg +++ Aufsteiger kämpft mit Personalsorgen

Mainz. Stadtderby am Bruchweg. Flutlichtatmosphäre, eine gut gefüllte Tribüne, ein angeschlagener Favorit gegen einen formstarken, aufmüpfigen Außenseiter – das Regionalligaduell zwischen dem FSV Mainz 05 II und dem TSV Schott Mainz an diesem Freitag, 19 Uhr, verspricht einiges. Ein „rassiges Spiel“ erwartet 05-Trainer Dirk Kunert, auf ein „offenes Duell“ hofft sein Gegenüber Sascha Meeth.

Der Schott-Chefcoach hat sieben Jahre im Nachwuchsleistungszentrum der 05er gearbeitet, ist ein guter Freund von Sandro Schwarz, tauscht sich regelmäßig mit U23-Koordinator Manfred Lorenz aus – die Verbindungen sind eng. Natürlich würde man Meeth liebend gern wieder am Bruchweg begrüßen, doch der 43-Jährige verlängert in diesen Tagen gemeinsam mit seinem Trainerteam den Vertrag beim TSV. Ein klares Zeichen, dass das Projekt ambitioniert weitergeht, unabhängig vom Klassenerhalt. Für den wäre ein Dreier beim Bundesliga-Unterbau Gold wert.

„Mit einem vollen Kader wären wir derzeit dicht dran“, hält Meeth fest. Das große Aber folgt. So stark der jüngste Auftritt gegen die Stuttgarter Kickers (4:1) auch war – einem war, wie er selbst sagte, „zum Heulen“ zumute. Jan Just, der in der U17 noch das 05-Trikot trug, fehlt gelbgesperrt. Auch die siebte designierte Stütze in der Defensiv-Zentrale hat es erwischt: Necmi Gür nimmt Antibiotika, fällt ebenso definitiv aus. Bei Mittelstürmer Janek Ripplinger (Migräne) und Top-Scorer Arif Güclü, der neben seinem Job zurzeit zweimal am Tag zum Physio geht, stehen die Chancen 50:50. „Es macht keinen Spaß mehr“, hadert Meeth, „die Personalsituation ist dramatisch.“ Jost Mairose lässt sogar seinen Abi-Ball sausen.

Sascha Meeth hat eine Mannschaft mit überragendem Teamgeist und sehr guter taktischer Disziplin geformt - 05-Manager Till Pleuger lobt die Arbeit des Schott-Coaches.

Bei der Gala gegen Stuttgart war Kunert gemeinsam mit Co-Trainer Fabian Gerber vor Ort und staunte nicht schlecht: „Sie haben mir richtig gut gefallen, hatten ein hohes Tempo.“ In welcher Konstellation die 05er dagegen halten wollen, ließ der Fußballlehrer bewusst offen. Nur so viel: Nach der kraftraubenden 0:1-Niederlage in Stadtallendorf am Dienstag werde es „ein paar Veränderungen“ geben. Wichtig ist Kunert die Reaktion seiner Elf auf die Misserfolgsserie von acht sieglosen Partien. Die Spieler setzten sich zusammen, sprachen sich aus. „Da sieht man, dass Leben drin ist“, betont der Fußballlehrer. Meeth beschreibt die 05er wie einen schlafenden Riesen. „Sie waren in Offenbach überlegen, haben in Saarbrücken ein 0:2 aufgeholt, waren in Stadtallendorf hoch dominant – sie haben einfach eine Ergebniskrise, wie sie bei U-Mannschaften vorkommen kann.“ Viel Aufwand, wenig Ertrag – das Problem kennen sie beim TSV aus der Hinrunde. „Sie brauchen einen Dosenöffner. Dann werden sie wieder punkten“, ist sich Meeth sicher, „ich hoffe, das passiert ab der nächsten Woche.“

Das Verhältnis der Klubs ist gut, frei von Derby-Feindseligkeiten. Der halbe TSV-Kader trug früher das 05-Trikot, Meeth hatte das halbe FSV-Aufgebot schon selbst unter seinen Fittichen. Im Hinrundenduell hob der TSV die obligatorische Fantrennung auf. Manager Till Pleuger spricht von einem „partnerschaftliche Verhältnis“, Lorenz von einem „guten Miteinander“. „Sascha Meeth hat eine Mannschaft mit überragendem Teamgeist und sehr guter taktischer Disziplin geformt“, findet das 05-Urgestein. Jan Just beispielsweise sei in seinen Händen zu „einem der besten Innenverteidiger der Liga“ gereift und hat sich damit wieder ins Blickfeld des FSV gespielt. Vom großen Nachbarn gibt es viel Anerkennung. „Ich bin überzeugt, dass Schott die Liga halten wird“, sagt Lorenz – „und ich erwarte, dass wir zeigen, wer die Nummer eins ist.“

Das spricht für den FSV Mainz 05 II
Die individuelle Klasse – erfahrene Profis wie Tyrala und Lappe, dazu Top-Talente wie Baku und Mörschel, die im Profifußball ihren Weg machen werden, stehen echten Amateuren gegenüber, die Sport und Berufsleben unter einen Hut bringen müssen.
Die Personallage – dem TSV fehlen sieben zentrale Defensiv-Stützen, den 05ern geht es dar deutlich besser.
Der Rasen – die Schott-Jungs fühlen sich auf ihrem Kunstgeläuf wohler, der ihre Taktik mit schnellem Flachpassspiel und hohem Attackieren begünstigt.
Die Trotzreaktion – der FSV will nach seinem Negativlauf unbedingt zeigen, wer Chef in der Stadt ist.


Das spricht für den TSV Schott Mainz
Die Formkurve – der TSV holte aus sechs Spielen zehn Punkte, die 05er im selben Zeitraum nur einen.
Die ersten Tore – Schott ging in den letzten fünf Spielen dreimal 3:0 in Führung, die 05er fingen sich in 14 von 16 Partien das 0:1.
Der „Bruchweg-Fluch“ – die 05er gewannen nur drei von zwölf Heimspielen.
Der Anreiz – der frische TSV braucht für den Ligaverbleib jeden Punkt, die vom Dienstagsspiel geschwächten 05er hängen im Niemandsland.
Die Trainer-Vita – Sascha Meeth kennt den 05-Fußball aus dem Eff-Eff, hat sein Team schon im Hinspiel prima eingestellt.

Aufrufe: 016.3.2018, 12:00 Uhr
Torben SchröderAutor