FSV Gütersloh 2009 - FSV Hessen Wetzlar 1:2
Mit dem Ausscheiden der langjährigen Kapitänin, der Mark Oliver Stricker vor dieser Saison überraschend das Amt entzogen hatte, fehlte auch ein Baustein in der neuen Formation, mit der der Trainer auf die Unterlegenheit in der 1. Halbzeit reagiert hatte: Er stellte in der Abwehr auf Dreierkette um und verdichtete das Mittelfeld. Dass Stricker die dafür notwendigen personellen Wechsel nicht in der Halbzeit vornahm, sondern Innenverteidigerin Pia Lange und Linksverteidigerin Melissa Schulz demonstrativ 30 Sekunden vor dem Pausenpfiff vom Platz holte, gehörte zu den meistdiskutierten Aspekten dieser Partie. „Sonst wäre das Nachdenken darüber, was passiert ist, noch geringer“, setzte der Coach in der Pressekonferenz auf Nachfrage noch einen Stich hinterher. Immerhin gab er selbstkritisch zu: „Eigentlich kam die Auswechslung viel zu spät, vielleicht hätte ich das schon nach 25 Minuten machen sollen.“
Strickers Einordnung der Leistung in der 1. Halbzeit war beißend: „Das war das Schlechteste, was ich in den letzten Jahren bei von mir betreuten Mannschaften gesehen habe.“ Tatsächlich agierte der FSV äußerst hektisch und bekam im Umschaltspiel nach den vielen Ballverlusten überhaupt keinen Zugriff auf die zweikampfstärkeren Hessinnen. „Wir sind völlig ungeordnet rumgelaufen und haben ganz viele Sachen vom Fußball-Ein-mal-Eins falsch gemacht, “, ätzte Stricker. Zudem erwies sich der von ihm vorgenommene Wechsel in der Innenverteidigung, wo er der spielstärkeren Pia Lange den Vorzug vor der deutlich größeren und kopfballstärkeren Charlotte Blümel gegeben hatte, angesichts der Spielweise des Gegners als falsch.
Immer wieder wurde Wetzlar nämlich mit langen Hereingaben auf den „Kopf“ des Teams, Kapitänin Kathrin Schermuly, gefährlich. „Nur zwei Spielerinnen von uns halten dagegen, der Rest nicht“, monierte“, Stricker zum wiederholten Mal seine Kritik am Körpereinsatz seines Teams.
Das geriet nach der glücklichen Führung durch Marina Hermes (2.) verdientermaßen durch Treffer von Julia Schermuly (13.) und Nadine Anstatt (31.) mit 1:2 in Rückstand. Und die Gäste kamen gegen die hochgradig unsichere FSV-Abwehr zu weiteren Top-Chancen: Zweimal rettete Latte und Pfosten, und einmal ging die Abseitsfahne der Linienrichterin hoch, als der Ball schon im Tor war. Ein weiteres Mal hatte Schiedsrichterin Anna-Lena Heidenreich sogar schon vermeintlich auf Tor entschieden, und Stadionsprecher Jan Reckord hatte schon zur 1:2-Durchsage angesetzt. Dann entschied die Unparteiische doch (korrekterweise) auf Foul von Torschützin Kathrin Schermuly an Isabelle Wolf. Auf der Gegenseite verweigerte Shpresa Aradini den Abschluss (28.) und Wolf scheiterte knapp an Wetzlars Keeperin Janina Beffart (33.).
In der 2. Halbzeit gestaltete der FSV die Partie dann ausgeglichen. „Leider sind wir nicht belohnt worden“, notierte Mark Oliver Stricker das Bemühen, dem gute Chancen durch Aradini (53.), Anna Aehling (66.) und Lena Lückel (84.) entsprangen, auf der Positivseite. Weil am Ende aber die Gäste jubelten, hatte der FSV-Vorsitzende Sebastian Kmoch mit dem Satz, mit dem er anschließend die Pressekonferenz eröffnete, völlig recht: „Es war ein schöner Sommertag – das war’s dann aber auch aus unserer Sicht.“
Schiedsrichter: Anna-Lena Heidenreich (Dahme) - Zuschauer: 217