Ein Punkt zu wenig?

Im ersten Abschnitt hatten die Gäste Spiel und Gegner nach Belieben dominiert, ließen die Kugel gekonnt durch die eigenen Reihen laufen. Der Makel: Sie schlugen mit nur einem Tor aus der Dominanz zu wenig Profit. Lediglich Bunyamin Degirmenci traf bereits nach vier Minuten von der Sechzehnerkante. „Unsere erste Halbzeit war grottenschlecht“, kommentierte dagegen Bretzenheims Coach Tuncer Köken. In der zweiten Halbzeit bot sich ein anderes Bild. Die Hausherren traten nun mutiger auf und erwischten die hoch angreifenden Kreuznacher mit einem schnellen Konter auf dem falschen Fuß: Spielmacher Stefan Schwartz schnappte sich das Leder, marschierte durch die komplette gegnerische Hälfte und netzte ein (47.). „Ein typisches Tor von mir“, kommentierte der Schütze selbstbewusst. Kurz darauf stellte Julian Schauß den bisherigen Spielverlauf vollends auf den Kopf (64.), nachdem die Karadeniz-Hintermannschaft die Hausherren gewähren ließ.

Zwar kamen die Türken durch einen Hammer – abermals von Degirmenci – in den Winkel zum Ausgleich (80.) und verfügten weiter über mehr Spielanteile. Aber: Die klareren Chancen hatten in der Schlussphase die Hausherren. Zunächst hob Schauss den Ball über Gästekeeper Matthias Münch, aber auch über den Kasten (88.), dann scheiterte Schwartz nach einem Konter in Überzahl – Vier gegen Zwei – am Fuß des Torhüters (90.). „Ich habe da nur meine Farben gesehen, der Torwart spekuliert“, schilderte Schwartz: „das ist ärgerlich.“ Insgesamt sei es aber ein „fairer Punkt“, eröffnete der FSV-Regisseur den Kompromiss. „Ein verdientes Unentschieden“, unterstrich gleichermaßen Karadeniz-Verteidiger Ömer Degirmenci, auch wenn er am Ende Glück hatte: „Wir wollten das dritte Tor machen, da war dann das Mittelfeld zu offen.“ Seinem Rückhalt tat das beim Zuschauen besonders weh: Der etatmäßige Goalgetter Münch war zum zweiten Mal in Folge zwischen den eigenen Pfosten eingesetzt worden, weil Stammkeeper Manuel Felgueiras verletzt fehlte. „Ich war vorher nur hobbymäßig im Tor“, blutete dem eigentlichen Karadeniz-Torjäger angesichts der brotlosen Überlegenheit seines Teams das Herz: „Wenn du denen da vorne zuguckst, ist das zum Haareraufen“, war skurrilerweise der Plan, Münch gegen Ende nach vorne zu ziehen. „Es war aber sonst keiner da, der ins Tor könnte“, führt der Ersatzkeeper aus, warum es letztlich doch nicht dazu kam.

Karadeniz-Trainer Björn Trinks hatte das Derby im Vorfeld zur Reifeprüfung für den Fünftplatzierten erklärt. „Wir haben die Probe nicht bestanden“, gestand Münch nach dem Spiel. „Mit so einer Mannschaft musst du so ein Spiel eigentlich gewinnnen.“ Es mache sich jeder Einzelne derzeit zu viel Druck, mutmaßt Münch über die Gründe, „den müssen wir uns nehmen.“

Dagegen läuft es auf der anderen Seite mit zunehmender Saisondauer umso besser: Seit mittlerweile sechs Spielen ist Bretzenheim ungeschlagen. „Wir haben unser System seit dem 6:2 gegen Hoppstädten verändert“, offenbart Köken. „Die sind eingespielt mittlerweile“, freute er sich. „Zum Schluss, muss man sagen, haben wir Punkte liegen lassen“, verbleibt aber auch der FSV-Trainer im Zwiespalt.

Bretzenheim: Thomas – Pantano, Köritzer, Walser, Wald – Sarikaya (46. Tasyürek), Abdullah, Schwartz, Tächl – Schauss, Bislimi (82. Köken).

Karadeniz: Münch – Mehmet Senel, R. Tasci, Ö. Degirmenci, Yakut – Benhur Bayir, Az Taeife, Meydan (M. Tasci), B. Degirmenci – Mücahit Senel, Bahri Bayir