2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Sein vorerst letztes Spiel für Tennis Borussia: Im Test gegen die SF Johannisthal riss sich Alexander Eirich das Kreuzband.
Sein vorerst letztes Spiel für Tennis Borussia: Im Test gegen die SF Johannisthal riss sich Alexander Eirich das Kreuzband. – Foto: Mehmet Dedeoglu Dedepress

"Möchte der Mannschaft im Schlussspurt helfen aufzusteigen"

Alexander Eirich schloss im Sommer Tennis Borussia Berlin an. Im letzten Sommer-Vorbereitungstestspiel riss er sich das Kreuzband. Seitdem arbeitet der motivierte Offensivspieler an einem Comeback. Es gibt Licht am Ende des Tunnel.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Alexander Eichrich

Welche Erinnerungen hast du an den 24.07.2019?

Wir waren kurz vor dem Saisonstart, ich hatte gute Gespräche mit unserem Trainer Dennis Kutrieb, war voller Motivation und Vorfreude auf den Auftakt gegen Tasmania. An dem Tag fand unser letztes Vorbereitungsspiel statt, Gegner waren die SF Johannisthal.

Würdest du sagen, dass du in diesem Spiel den bittersten Moment deiner Fußball-Karriere erlebt hast?

Ja, auf jeden Fall. Ich hatte bisher nur einen Mittelfußbruch, bei dem ich bereits nach acht Wochen wieder auf dem Feld stehen konnte. Aber als ich mir in dem Spiel das Kreuzband gerissen habe, wusste ich direkt, dass es eine schwere Verletzung ist.

Wie ging es für dich weiter?

Ich bin zu einem Arzt gegangen, der mir erst Hoffnungen auf ein schnelles Comeback gemacht hatte. Anschließend holte ich mir eine zweite Meinung ein. Diese war schon weniger hoffnungsvoller. Schlussendlich bin ins in Sporthopaedicum, wo mir der Kreuzbandriss bestätigt wurde.

Welche Gedanken gingen dir in diesem Moment durch den Kopf?

Ich hatte es ja bereits geahnt. Im ersten Moment hatte ich natürlich den Gedankengang: macht das hier alles überhaupt einen Sinn? Der Kopf spielt eine große Rolle, noch heute denke ich jeden Tag über diese Verletzung nach. Doch ich wollte es nicht so enden lassen und habe mich motiviert, hart an mir zu arbeiten. Bereits wenige Tage nach der Verletzung wurde ich operiert.

Der Schockmoment: Alexander Eirich hatte sich gerade das Kreuzband gerissen.
Der Schockmoment: Alexander Eirich hatte sich gerade das Kreuzband gerissen. – Foto: Mehmet Dedeoglu Dedepress

Wie ist der aktuelle Stand, kann man dich bald zurückerwarten?

Naja. Ich hatte ein, zwei Rückschläge, habe mir Zerrungen zugezogen. Ich habe dem Körper viel zugemutet, aber mittlerweile festgestellt, dass man ihm auch Zeit geben muss. Seit einigen Wochen steht der Muskelaufbau im Fokus. Ich mache deutliche Fortschritte. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei meinen Physiotherapeuten und unserem Athletiktrainer, die wirklich allesamt eine überragende Arbeit abgeliefert haben.

Also steht das Comeback unmittelbar bevor?

Ganz so schnell bin ich dann doch nicht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem im Sprint merke ich noch Defizite. Einige Bewegungen darf ich noch nicht ausführen, Zweikämpfe dürfen auch noch nicht geführt werden. Am 28.02. habe ich meine Abschlussuntersuchung. Ich hoffe und denke, dass der Arzt mir dann das „Go“ gibt, wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen.

A pro pro Mannschaft. Wie viel Kontakt hast du derzeit zu den Jungs?

Regelmäßig. Ich absolviere täglich meine Einheiten mit unserem Athletiktrainer. In der Kabine bekomme ich mittlerweile sogar den einen oder anderen Spruch gedrückt, wann ich denn endlich wieder auf dem Platz stehe. Es motiviert mich noch mehr. Die Jungs sind alle durchweg in Ordnung, ich wurde nach meinem Wechsel schnell und gut integriert. Ich freue mich bald wieder im Training mit ihnen zu messen.

Wie schwer ist es dir in den letzten Monaten gefallen, die Spiele nur von außen zu beobachten?

Jeder der mich kennt, weiß wie ehrgeizig ich bin. Es hat regelmäßig wehgetan, nicht auf dem Feld zu stehen. Auch deshalb brenne ich auf meine Rückkehr.

Denkst du, in dieser Saison werden die Fans dich noch auf dem Platz sehen?

Auf jeden Fall. Mein Ziel sind mindestens sieben, acht Spiele. Ich möchte der Mannschaft im Schlussspurt helfen aufzusteigen.

Also hast du auch große Ziele mit dem Team?

Klar. Die Jungs trainieren jeden Tag hart. Ich wünsche mir für sie den Aufstieg, sie hätten es verdient. Der gesamte Verein gehört in die Regionalliga. Es ist nicht nur die Mannschaft, auch das starke Trainerteam, die überragenden Fans, das Stadion.

Und trotz der ganzen Probleme in den vergangenen Wochen und Monaten zeigt die Mannschaft immer wieder gute Leistungen und steht an der Tabellenspitze.

Genau, das muss man ihr echt lassen. Das Thema wurde zwar so gut es geht von der Mannschaft weggehalten, einige hat es dennoch belastet. Zwar hat man in einigen Spielen schwächen gesehen, aber den Großteil der Spiele waren wir überragend. Niemand hat gezweifelt, jeder hat immer Gas gegeben.

Kannst du dir vorstellen länger bei Tennis Borussia zu bleiben?

Also erstmal würde ich gerne wieder auf dem Feld stehen. Was dann passiert wird man sehen. Aber grundsätzlich: warum eigentlich nicht? Wenn der Verein auch über die Saison hinaus die Bedingungen in sportlicher und finanzieller Hinsicht liefern kann, und darüber hinaus die Mannschaft an Bord gehalten werden kann, natürlich. Wenn dann noch Ruhe in den Verein einkehrt, sind das die optimalen Bedingungen.

Auch in der Oberliga?

Das wird die Zukunft zeigen. Nicht nur der Verein sollte in der Regionalliga spielen. Auch ich möchte das.

Also soll in der Oberliga für dich noch nicht Schluss sein?

So ist der Plan. Ich konnte bereits mit dem FSV Luckenwalde und Union Fürstenwalde Regionalliga-Luft schnuppern. Und ich möchte dort auch wieder hin. Manch einer ist mit 28,29 noch Profi geworden. Nach oben hin sind keine grenzen gesetzt. Auch ein Wechsel ins Ausland ist durchaus vorstellbar.

Warum hat es zuvor in der Regionalliga nicht geklappt, spielt da auch die fehlende „professionelle“ Ausbildung in einem Nachwuchsleistung Zentrum?

Auch beim Berliner SC, wo wir in der Junioren-Regionalliga gespielt haben, wurden wir gut ausgebildet. Ich habe im Laufe der Zeit einfach die falschen Leute getroffen und auf ihre Meinung vertraut. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass man bis zur Regionalliga keinen Berater benötigt. Als junger Spieler habe ich das noch anders gesehen. Leider lief es nicht wie gewünscht. Es wurden falsche Versprechungen gemacht, die am Ende nicht gehalten wurde.

Hast du Beispiele?

Nach meiner Zeit in Fürstenwalde war ich ohne Verein. Ich wollte unbedingt in der Regionalliga bleiben. Als die Vorbereitungen liefen wurde es schwer einen Verein zu finden. Ich wurde immer wieder hingehalten. Schlussendlich haben sich alle Wechseloptionen zerschlagen. Ich habe dann individuell trainiert. Im Winter bin ich dann nach Brandenburg gegangen, um endlich wieder zu spielen.

Alexander Eichrich gegen den BAK
Alexander Eichrich gegen den BAK – Foto: Mehmet Dedeoglu Dedepress

War ja auch nicht die schlechteste Entscheidung?

Nein, stimmt. Ich stand im engen Kontakt mit dem ehemaligen Trainer Özkan Gümüs. Ich hatte mich ihm dann angeboten, im Abstiegskampf zu helfen. Ich hatte nur gute Erinnerungen an den Verein. In der Rückrunde habe ich mit vier Toren und einigen Vorlagen meinen Teil zum Klassenerhalt beigetragen. Es wäre für den Verein schwer gewesen, bei einem Abstieg in die Brandenburgliga schnell wieder zurückzukehren. So waren wir am Ende alle glücklich.

Welche Stärken zeichnen dich denn aus?

Wenn ich das selber beurteilen müsste liegt mir das Dribbling, das Eins gegen Eins, auch wegen meiner Schnelligkeit. Mit dieser Eigenschaft bin ich immer gut für eine gefährliche Situation vor dem Tor oder sogar eine Vorlage.

Mir wurde zugetragen, dass du auch durch deine Zeit im Futsal nochmal einen Schritt nach vorne gemacht hättest.

Sagt man das, ja? Es war auf jeden Fall hilfreich. Es hat aus Spaß angefangen, nach einem Jahr hatte ich eine Einladung zum DFB Futsal Lehrgang. Leider hat sich aufgrund meiner Verletzung eine größere Karriere vorerst zerschlagen. Aber auf dem kleinen Feld benötigst du natürlich Technik und eine gewisse Übersicht. In beiden Kategorien bin ich wohl etwas besser geworden. Zudem musst du sehr handlungsschnell sein.

Durch den Futsal und die Zeit beim BSC Süd 05 haben sich dann ganz neue Möglichkeiten ergeben?

Ja, schon. Ich wollte eigentlich zurück in die Regionalliga, bis der Kontakt zu Dennis Kutrieb entstand. Wir hatten sehr gute Gespräche, er hat mich überzeugen können. Ein Wechsel vom BSC Süd 05 zu Tennis Borussia ist nicht alltäglich. Er hat mir großes Vertrauen geschenkt. In der Vorbereitung habe ich viel gelernt. Er verfolgt eine genaue Philosophie, was man auch am Tabellenstand ablesen kann. Insgesamt hat er ein sehr gutes Verhältnis zu Mannschaft.

Und dann kam die Verletzung… auf was können die Fans sich demnächst freuen?

Auf mich (lacht). Spaß beiseite. Auf einen motivierten, hungrigen Spieler, der der Mannschaft schnellstmöglich weiterhelfen will. Ich will nicht zu viel vorweg nehmen, aber man darf gespannt sein, ich brenne auf mein Comeback.

Aufrufe: 013.2.2020, 10:43 Uhr
Marcel PetersAutor