2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Luckenwaldes neuer Trainer Sven Thoß. Foto: FSV 63 Luckenwalde
Luckenwaldes neuer Trainer Sven Thoß. Foto: FSV 63 Luckenwalde

"Werden nicht die Existenz des Vereins aufs Spiel setzen"

Sven Thoß, neuer Trainer beim Regionalligisten FSV 63 Luckenwalde, im FuPa Brandenburg-Interview

Sven Thoß wird ab Montag der neue Trainer beim Regionalliga-Schlusslicht FSV 63 Luckenwalde. FuPa Brandenburg hat mit ihm über seine neue Aufgabe gesprochen.

Herr Thoß, in Luckenwalde soll es am Montag einen Neustart geben. Wie wird der aussehen?

Eine Art Neustart gibt es immer, wenn ein neuer Trainer kommt. Da wird es immer Veränderungen geben. Ich werde mir erstmal ein Bild über die Leistungsfähigkeit der Mannschaft machen. Das wird sicher ein paar Tage brauchen, bis ich weiß, wie das Team funktioniert. Ich kenne zwar schon viele Spieler persönlich und fange also nicht ganz bei 0 an. Aber als Trainer schon.

Wo sehen Sie im Moment die größten Baustellen?

Da muss man nur die Statistik sehen: Luckenwalde hat 33 Gegentore in 13 Spielen bekommen. Diese Zahl ist deutlich zu hoch. Davon sind ein Drittel aller Gegentreffer zwischen der 75. und 90. Minute gefallen. Auch darauf muss man ein Augenmerk legen und in der Trainingsarbeit beachten. Ich habe die Mannschaft zwei Mal in dieser Saison selbst gesehen und man merkt ihr an, dass sie verunsichert ist. Das spielerische Potenzial ist auf alle Fälle da. Aber die Verunsicherung löst sich nur durch Siege. Darauf müssen wir jetzt hinarbeiten und der Mannschaft wieder Leben einhauchen. Bis zur Winterpause sind es noch sieben Wochen.

Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?

Es ist nicht so, dass sie jede Woche Haue bekommen haben. Viele Spiele wurden nur knapp verloren. Aber in der Offensive lastet zum Beispiel viel auf den Schulter von Daniel Becker. Diese Verantwortung ist schwer zu tragen. Ich habe schon in den Gesprächen mit dem Verein klar gemacht, dass wir noch Handlungsalternativen brauchen. Das sieht auch der Verein so. Deswegen würde ich gerne in der Winterpause noch in allen Mannschaftsteilen personell etwas machen. Aber immer mit dem nötigen Augenmaß und vor dem Hintergrund der finanziellen Realität des Vereins. Wir sind uns einig, dass wir nicht ins volle Risiko gehen wollen, um die Klasse zu halten. Wir werden nicht die Existenz des Vereins auf das Spiel setzen. Da gibt es genügend Beispiele in anderen Regionen. Das darf Luckenwalde nicht passieren. Denn der Verein ist infrastrukturell und in der Organisation gut aufgestellt.

Für Sie ist es auch die Rückkehr in die Regionalliga nach ihrer Station in Goslar. War das Ihr Ziel?

Bei Trainern ist die Karriereplanung schwierig. Der Markt ist inzwischen voll von jungen und hunrigen Trainern. Ich habe aber immer gehofft, dass vielleicht irgendwo nochmal eine Tür aufgeht. Es war jetzt aber nicht beabsichtigt. Meine Idee war es eigentlich, beim Werderaner FC etwas längerfristig aufzubauen. Aber wenn man mit 51 Jahren noch so eine Chance bekommt, muss man die auch nutzen. Denn bei Trainern ist es oft wie eine Einbahnstraße: Wenn man entlassen wird, fragt einen hinterher niemanden mehr, wie es einem geht. Aber wenn wir selbst den Vertrag auflösen, ist es immer etwas besonderes und wird sofort in Frage gestellt. Da sollte man auch mal mehr die Trainerseite sehen.

Ich freue mich auf den Schritt und daß am Training wieder eine ausreichende Anzahl von Spielern teilnehmen wird, die sich zeigen wollen und vielleicht auch auf den Sprung in den bezahlten Fußball hoffen. Das war immer mein Anspruch. Aber man muss auch so fair sein, dass man das in der 6. Liga natürlich nicht erwarten kann, dafür ist es für die meisten Spieler einfach nur ihr Hobby. Dieser semiprofesionelle Bereich liegt mir mehr.

Wie realistisch ist das Ziel Klassenerhalt?

Das wird eine ganz schwere Aufgabe. Wir haben aber noch 21 Spiele vor uns. Das ist eine Zahl, wo ich auch als Trainer noch etwas bewegen kann. Die Konstellation war letztes Jahr in der Winterpause mit dem Werderaner FC ähnlich und da haben wir es geschafft. Wenn es uns gelingt, zeitnah das volle Leistungsvermögen der Mannschaft auszuschöpfen, bin ich sehr optimistisch. Ich sehe als Trainer eher immer die Chancen, als die Gefahr zu scheitern. Und am Ende muss man natürlich auch sehen, was in der Liga noch alles passieren wird. Neustrelitz ist vergangene Saison zum Beispiel mit 11 Pünktchen noch drin geblieben. Ich möchte den Klassenerhalt aber schon sportlich schaffen und nicht durch irgendeine Hintertür.

Mit Sven Thoß sprach Sven Bock.

Aufrufe: 029.10.2017, 13:15 Uhr
Sven BockAutor