2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview

Selbstkritischer Elferkiller

NACHGETRETEN: +++ Max Piontek hält Grünberg II Punkte fest +++ Film- und Serienfan +++ Überzeugt von Klassenerhalt und American Football +++

Zuletzt standen wieder die Goalgetter im Vordergrund - heute präsentieren wir euch in unserer lockeren, etwas privateren Interviewserie wieder jemanden, der schöne Tore leidenschaftlich verhindert. Und am liebsten anscheinend Elfmeter: Denn Max Piontek von der Reserve der FSG Grünberg/Lehnheim/Stangenrod hat in sieben Spielen schon drei pariert. Und scheut sich auch im Gespräch nicht, sich hier und da das Trikot dreckig zu machen. Was er zum Super Bowl, Klassenerhalt-Chancen oder seinem Heimatort Göbelnrod zu sagen hat, lest ihr alles Zentimeter weiter unten. Viel Spaß!

Hallo Max,

Glückwunsch zu drei gehaltenen Elfern in nur sieben Spielen! Mal ehrlich: Glück gehabt oder alles Glanzparaden?

Prinzipiell braucht man als Torwart immer etwas Glück in der Elfmeter-Situation. Man hat als Torwart aber schon so seine Taktik, wie man mit diesem Moment umgeht. Alle drei waren tatsächlich gehalten, kamen also aufs Tor. Der wichtigste war für mich in der Partie gegen Rüddingshausen, wo ein Gegentreffer dem Kellerduell eine ganz fatale Wendung hätte geben können.

Wie kam es denn überhaupt, dass du Torwart geworden bist? Im Feld zu langsam oder schon immer davon geträumt, zwischen den Pfosten zu stehen?

Den Großteil der Jugend habe ich auf dem Feld als Mittelfeldspieler oder Stürmer verbracht, außerhalb vom Verein habe ich aber häufig und gerne beim Kicken im Tor gestanden – oft auch gegen wesentlich ältere Jugendliche, was nicht immer schön war. (lacht) Dann wurde der Rhythmus von Feld zu Tor immer mehr mit Schwerpunkt zum Torwart sein, langsam auch im Verein. Mein Vater hat mich angehalten, doch immer mal draußen zu spielen, was ich teils ärgerlich fand. Aus heutiger Perspektive sehe ich es aber total positiv, denn ein guter Torwart muss auch mitspielen können.

3,1 Gegentore habt ihr bislang pro Spiel. Klar, als Aufsteiger hat man es schwer, aber bist du damit zufrieden?

Das ist zuviel, definitiv. Bei manchen Gegentoren sah ich übrigens nicht gut aus. Aber in manchen Spielen lief hinten generell herzlich wenig zusammen. Das kann man gar nicht an Einzelnen festmachen. Wenn der Wurm drin ist, ist der Wurm drin. Wir sind in die Saison mit der Vorgabe unseres Trainers Stephan Hahn, nicht abzusteigen und zu schauen, wie weit es darüber hinaus hochgehen kann. Druck haben wir also nicht, aber oft verlieren macht natürlich auch nicht immer Spaß.

Was stimmt dich denn optimistisch, dass ihr den Klassenerhalt packt?

Wir haben häufig klarer verloren, als es der Spielverlauf hergegeben hat. Paradebeispiel gegen Bechtelsberg: Anfang verschlafen, dann 60 Minuten nach vorne Druck gemacht, nicht belohnt worden und Konter gefangen. Und in der Schlussphase kommt dann manchmal der Frust durch und man fängt sich noch eins. Aber: Wir füllen häufig mit ganz jungen Leuten auf, und dafür ist der Spielfluss wirklich in Ordnung und diese dynamischen Möglichkeiten werden uns sicher noch häufig helfen in Bezug auf den Abstiegskampf. Da werden wir das Ruder schon noch rumreißen.

Dein sportliches Karriereziel? KOL mit der Ersten?

Wenn es in eine solche Liga irgendwann hochgehen sollte, wehre ich mich sicher nicht (lacht). Aber Fußball ist für mich in erster Linie eine schöne Nebenbeschäftigung, eine positive Ablenkung vom Alltag. Insofern denke ich da gar nicht in Karrierekategorien, was natürlich nicht heißt, dass ich nicht an mir arbeiten würde.

Du interessierst dich ja nicht nur für Fußball, auch American Football steht bei dir hoch im Kurs. Dein Lieblingsteam New York Giants ist als Geheimfavorit mit 0:4 Spielen gestartet. Was ist denn da los?

Da war einiges los, was nicht so gut funktioniert hat (lacht). Vielleicht insgesamt aber ähnlich zu unserem Schicksal, oft gut gespielt, aber zu wenig Punkte geholt. In den ersten beiden Spielen war die Offense nicht gut, zuletzt haben sie mit einem Field Goal verloren, da kam dann das Pech dazu. Wie es so ist, wenn es mal nicht läuft.

Wer holt Anfang 2018 den Super Bowl?

Schwer zu sagen, da kommen mehrere Teams in Frage. Natürlich die New England Patriots, auch wenn sie gerade durchhängen, auch Vorjahresfinalist Atlanta und die sehr stark gestarteten Kansas City Chiefs. Auch bei Denver sah es zuletzt gut aus. Und die Green Bay Packers hätte ich fast vergessen, was die aktuell spielen, sieht auch sehr vernünftig aus.

Auch mit St. Pauli und Lübeck sympathisierst du – hast du Wurzeln im Norden?

Nein, St. Pauli kam sympathiemäßig einfach mit der Zeit, beim VfB Lübeck war ich im Zuge meiner Ausbildung immer mal im Stadion, das ist ein toller Verein.

Du hast es angesprochen, du befindest dich in der Ausbildung. Was willst du denn werden und wo siehst du dich generell privat perspektivisch?

Ich bin Auszubildender im gehobenen Dienst bei der Polizei, deshalb bin ich auch viel in Lübeck unterwegs, wo einige Lehrgänge stattfinden. Diese Ausbildung will ich erstmal schaffen und dann weitersehen. Arbeit am Flughafen in Frankfurt könnte ich mir gut vorstellen, das finde ich interessant. Und dann könnte ich auch in Göbelnrod wohnen bleiben, ich finde, dass es ein super schöner Ort ist, da würde ich schon so lange wie möglich bleiben.

Womit kann man dich denn noch aus der Reserve locken außer Fußball und Football?

Ich habe mich in den letzten Monaten zum großen Film- und Serienfreak entwickelt. Game of Thrones etwa ist ne tolle Serie, dazu habe ich auch alle Bücher verschlungen. Früher bin ich auch viel gereist und getaucht, aber das ist weniger geworden.

Gestern wurde ja Jupp Heynckes bei deinem Lieblingsclub Bayern München als neuer Trainer bestätigt. Gute Wahl?

Ich denke, eine absolut vertretbare Entscheidung. Die Vereinsführung will wohl, dass er Disziplin in die Mannschaft bringt, damit sie gut aufgestellt in neue Hände übergeben werden kann. Wer dann kommt…? Tuchel bringt einiges mit, mit Klopp passt das glaube ich nicht. Ich tippe auf Tuchel oder Luis Enrique, der ist ja auch gerade zu haben, dann geht es wieder zurück in Richtung Spielstil Guardiola.

Zum Schluss darfst du noch traditionell jemanden grüßen!

Ich grüße unsere Mannschaft und alle, die sich unser Gekicke jede Woche anschauen (lacht). Und natürlich meine Eltern.

Aufrufe: 07.10.2017, 10:30 Uhr
Dennis BellofAutor