2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
„Perle von der Lahn“: Familie und Freunde gratulierten Laura Störzel zu ihrem 200. Bundesligaspiel mit einem extra angefertigten Banner. 	Foto: Carlotta Erler
„Perle von der Lahn“: Familie und Freunde gratulierten Laura Störzel zu ihrem 200. Bundesligaspiel mit einem extra angefertigten Banner. Foto: Carlotta Erler

Irgendwie doch ein ganz besonderes Spiel

Die Gräveneckerin Laura Störzel absolviert beim 3:2-Sieg des 1.FFC Frankfurt beim USV Jena ihre 200. Partie in der Frauenfußball-Bundesliga

Weinbach-Gräveneck. Genau elf Jahre, fünf Monate und neun Tage war es am vergangenen Samstag her, als Laura Störzel ihr Debüt in der Bundesliga feierte. Und das hatte es in sich, denn die damals 16-jährige Nachwuchsfußballerin des SC Bad Neuenahr bekam es vor 750 Zuschauern mit dem 1.FFC Frankfurt und Birgit Prinz zu tun, dem damals besten Team des Kontinents mit einer der besten Spielerinnen ihrer Zeit. Elf Jahre, fünf Monate und neun Tage später gehört die Innenverteidigerin längst zum Inventar der Beletage im deutschen Frauenfußball. Laura Störzel absolvierte beim 3:2-Sieg beim FF USV Jena ihr 200. Bundesligaspiel. Es war das 101. im Trikot des 1.FFC Frankfurt.

Im Gespräch mit dieser Zeitung dreht die frisch gebackene Polizeikommissarin der 1.Bereitschaftspolizeiabteilung innerhalb der Sportfördergruppe der Polizei Hessen, derzeit abgeordnet auf das 3.Revier Westhessen in Wiesbaden, die Rückblende auf Meilensteine ihrer beachtlichen Karriere.

Mein erstes Bundesligaspiel (6. September 2008, 1.FFC Frankfurt – SC Bad Neuenahr 5:0): „Das war für mich natürlich eine große Ehre, bei meiner Premiere in der Startelf zu stehen und gegen so eine Mannschaft zu spielen. Die waren ja mit richtigen Stars gespickt. Und dann dieser Zweikampf mit Birgit Prinz. Unsere Innenverteidigerin hatte den Ball unterlaufen. Ich kam ins Laufduell mit Birgit. Ich habe versucht, meinen Körper reinzustellen, doch ich bin ins Schwanken gekommen und hingefallen. Ich hatte keine Chance. Birgit war eine Maschine. Die ließ sich nicht so einfach von einem jungen Mädel wegschieben.“

Mein bestes Bundesligaspiel: (17. Mai 2009, SC Bad Neuenahr – SGS Essen 1:1): „Obwohl ich da auf der ungewohnten linken Außenverteidigerposition gespielt habe, ist mir echt alles gelungen. Die Mädels haben mich danach gefragt, was mit mir los gewesen sei. Aber auch mein erstes Spiel für Freiburg war nicht schlecht, obwohl wir da 0:2 gegen den 1.FFC Frankfurt verloren haben. Mein bestes Spiel für Frankfurt habe ich laut meinem Trainer in der letzten Runde beim 1:0 beim SC Sand gemacht. Dafür gab‘s von Niko Arnautis sogar ein Extralob.“

Mein erstes Bundesligaspiel mit einem Tor (17. Mai 2009, SC Bad Neuenahr – SGS Essen 1:1): „Das war auch gegen Essen. Das war schon eine ganz besondere Situation. Ein Elfmeter ausgerechnet gegen unsere ehemalige Torhüterin Uschi Holl. Uschi hat mich noch gefragt, ob ich mir sicher bin, dass ich wirklich schießen will. Ich habe ihr die Wange getätschelt, ihr den Ball abgenommen und ihr gedrückt, dass sie schon sehen würde, dass der Ball gleich drin ist. Für eine 17-Jährige hatte ich da schon eine große Klappe, aber es ist ja gut gegangen. Nach dem Spiel wurde ich für diese Aktion von meiner Mannschaft schwer gefeiert.“

Mein schlechtestes Bundesligaspiel (9. Februar 2011, Herforder SV – SC Bad Neuenahr 4:2): „Damals bin ich schon in der 35. Minute ausgewechselt worden. Wir waren alle schlecht. Deshalb war ich zunächst ein bisschen überrascht, dass ich raus musste. Als ich später drüber nachgedacht habe, musste ich mir aber eingestehen, dass ich schon sehr, sehr schlecht war.“

Mein 100. Bundesligaspiel: „Da war ich noch in Bad Neuenahr. Das muss in der Saison 2012/2013 gewesen. Das war mir damals gar nicht bewusst, weil ich nicht mitgezählt habe. Ich habe das erst realisiert, als ich geehrt wurde. Gegen wen das war, weiß ich nicht mehr.“

Die Zeit beim SC Bad Neuenahr, dem sich Laura Störzel nach ihrer Zeit bei JSG Weinbachtal und TuS Bonbaden mit 15 Jahren angeschlossen hatte, endete abrupt. Die Kurstädter meldeten 2013 Insolvenz an. „Das war eine sehr schöne Zeit. Ich wäre definitiv nicht weggegangen, es stand ja eine Vertragsverlängerung an.“ Nach 114 Partien für die Rheinland-Pfälzer in Meisterschaft und Pokal folgte Laura Störzel dem Ruf des SC Freiburg. Im Breisgau aber wurde die Abwehrspielerin nicht glücklich. Sie hatte Heimweh, blieb nur eine Runde und 21 Spiele. Mitten in den Zweijahresvertrag gab es eine Anfrage aus Frankfurt. Die Gräveneckerin erinnert sich: „Ich hatte in Freiburg noch die Sommervorbereitung absolviert, da kam das Angebot. Das war ein absoluter Glücksfall für mich.“ Der Glücksfall wurde zur Geduldsprobe, der Neuzugang saß eine Spielzeit lang fast nur auf der Bank, so auch beim Gewinn der Champions-League durch den 2:1-Sieg gegen Paris Saint-Germain am 14. Mai 2014 im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Kein Wunder, denn der 1.FFC Frankfurt war damals gespickt mit Nationalspielerinnen wie Kerstin Garefrekes, Simone Laudehr und Dzsenifer Marozsán. Die 19-fache U-Nationalspielerin biss sich durch: „Dieses Jahr hat mich persönlich weitergebracht und definitiv besser gemacht.“

Mein 200. Bundesligaspiel (15. Februar 2020, FF USV Jena– 1. FFC Frankfurt 2:3): „Weil ich im Vorfeld oft darauf angesprochen wurde, war es schon ein besonderer Tag. Ich war auch ein Tick nervöser als sonst. Mit dem Anpfiff wurde aber auch dieses Spiel Alltag. Es lief ja nicht so gut. Immerhin haben wir noch 3:2 gewonnen. Nach der Partie haben mich die Mädels und die Fans ein bisschen gefeiert. Da wurde mir erst richtig bewusst, dass es irgendwie doch ein ganz besonderes Spiel war.“

Deshalb fragte Laura Störzel ihren Trainer auf der Rückfahrt auch, ob der Mannschaftsbus mal an einer Tankstelle anhalten könnte. Es gab Bier und Radler. „Aber in 0,5er Flaschen, die hatten keine kleineren“, schmunzelt die Gräveneckerin. An diesem Sonntag folgt dann im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen die Ehrung durch den Verein. Das Geschenk von der Mannschaft gab es schon: „Eine Bildercollage aus Laura Störzels Bundesligazeit und ein „Spieltag-Survival-Pack“ mit Tempos, Kaugummis und „was für die Haare. Eben alles, was ich vor dem Spiel so brauche“.

Mein 300. Bundesligaspiel: „Das ist natürlich ein schönes Ziel, aber auch ein hochgestecktes Ziel. Erstmal müssen wir die Saison zu Ende spielen. Und dann brauche ich ja auch einen neuen Vertrag. Prinzipiell bin ich froh, dass ich das 200. Spiel erleben durfte. Das habe ich nur dank der Unterstützung von Mama und Papa und nun auch der hessischen Polizei geschafft. Dafür bin ich unendlich dankbar.“



Aufrufe: 021.2.2020, 16:00 Uhr
André BethkeAutor