2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Fokussiert: Der 21-Jährige möchte in der 2. Liga mit den Würzburger Kickers angreifen.
Fokussiert: Der 21-Jährige möchte in der 2. Liga mit den Würzburger Kickers angreifen. – Foto: Mario Wiedel

“Es war eine Befreiung“: Meisel will sich in Würzburg durchsetzen

Die Kulmbacher Mentalität im Blut: Dominik Meisel bleibt trotz des Leistungsdruckes gelassen – der 21-Jährige glaubt an seine Chance beim neuen Zweitligisten aus Unterfranken.

Dominik Meisel hat sich hochgearbeitet. Der talentierte Oberfranke hat sich bei den Würzburger Kickers zum Profi entwickelt. Nach seiner Jugendzeit bei der SpVgg Bayern Hof und dem 1. FC Nürnberg wechselte der damals 18-Jährige nach Würzburg. Über die zweite Mannschaft konnte er auf sich aufmerksam machen. Beim 3:1-Sieg gegen Viktoria Köln im Dezember 2019 gab der Mittelfeldakteur sein Profidebüt. Es folgten zwei weitere Kurzeinsätze in der 3. Liga und schlussendlich der Aufstieg mit den Kickers. Nun wurde der Kulmbacher mit einem neuen Vertrag für die 2. Liga ausgestattet. Über seine zukünftigen Ziele, die außergewöhnliche Aufstiegssaison unter COVID-19-Bedingungen und sein perfektes Profidebüt spricht der 21-Jährige im Interview mit FuPa-Reporter Niklas Korzendorfer.

Glückwunsch zum Aufstieg in die 2. Liga, Dominik. Du kommst als Aufsteiger zurück nach Kulmbach. Wie fühlt es sich an, nach Hause zu kommen?

Es fühlt sich sehr gut an. Ich habe hier meine Familie, Bekannte und viele Freunde. Da ist es schön alle wiederzusehen. Durch Corona ging die Saison nun auch länger als gedacht. Und die Vorschriften während des Lockdowns haben ein Treffen mit Leute aus meinem Umfeld unmöglich gemacht. Ich bin froh alle wieder zu Gesicht zu bekommen.

Du sprichst den Corona-Lockdown an. Wie hat Dich die Saison-Unterbrechung beeinflusst?

Für mich persönlich war die Corona-Pause gar nicht so schlecht, da ich zu dieser Zeit gerade ein kleines Formtief hatte. Somit habe ich die Pause genutzt und versucht, weiter an mir zu arbeiten. Für die Mannschaft war es ein Schlag ins Gesicht. Wir hatten zu dieser Zeit einen richtig guten Lauf.

Wie hast Du die Zeit im Home-Office überbrückt?

Ich denke, das ganze Team hat sehr gut gearbeitet. Wir haben teilweise zwei Trainingseinheiten am Tag von daheim aus absolviert. Meistens eine Laufeinheit und eine Krafteinheit. Unsere Coaches haben die Einheiten über eine Live-Stream durchgeführt. Jeder Spieler musste bei der Ausführung mancher Übungen selbst kreativ werden. Aber ich denke, wir haben den Spaß nicht verloren.

Du hast im Dezember 2019 Dein Profi-Debüt gegen Viktoria Köln gegeben. Ein Heimspiel damals noch vor Zuschauern, eine Einwechslung und am Ende ein 3:1-Heimsieg. Wie hat sich das angefühlt?

Ich habe lange darauf warten müssen. Davor war ich bereits 17 Mal im Kader und kam nie zum Einsatz. Schon vor dem Spiel beim FC Carl Zeiss Jena hat der Trainer mir signalisiert, dass er mich für bringen möchte. Der enge Spielstand, die Partie endete 1:1-Unentschieden, hat es damals nicht zugelassen. Somit war es dann im Heimspiel gegen Viktoria Köln so weit. Es war der perfekte Tag. Meine Familie war im Stadion. Das war ein wunderschönes Gefühl und zugleich eine Befreiung. Denn ich habe lange darauf gewartet, nicht aufgegeben und dafür hat mich der Coach belohnt.

Defensiv variabel einsetzbar: Dominik Meisel fühlt sich im zentralen Mittelfeld und auf der rechten defensiven Außenbahn besonders wohl.
Defensiv variabel einsetzbar: Dominik Meisel fühlt sich im zentralen Mittelfeld und auf der rechten defensiven Außenbahn besonders wohl. – Foto: Mario Wiedel


Kickers-Coach Michael Schiele hat Dich zu deinem Profi-Debüt hingeführt. Nun hat er seinen Vertrag in Würzburg für die 2. Liga verlängert. Wie würdest Du Ihn beschreiben?

Ich bin ihm für die Chance, die er mir gegeben hat, sehr dankbar. Er hat mich letztes Jahr ins Winter-Trainingslager der Profis mitgenommen. Seitdem habe ich ein halbes Jahr durchgehend bei den Profis trainiert. Er ist ein Energiebündel, verlangt viel von seinen Spielern, ist aber auch ein Kumpel-Typ. Er ist sehr ehrgeizig und hat immer ein Ziel vor Augen. Dafür gibt er alles. Und das erwartet er auch von uns Spielern.

Ein kleiner Rückblick auf das Saisonfinale: Ihr seid am letzten Spieltag durch den Elfmeter von Sebastian Schuppan zum 2:2-Ausgleich gegen den Halleschen FC in der Nachspielzeit aufgestiegen. Was für ein Showdown um den Aufstieg.

Verrückt. Ich habe die Situation von der Tribüne miterlebt. Ab dem Moment als der Schiedsrichter auf den Punkt gezeigt hat, habe ich fest daran geglaubt, dass Schuppi ihn macht. Als er ihn dann verwandelt hat, hieß es: Sofort auf den Platz und mit der Mannschaft feiern. Das war ein atemberaubendes Gefühl.

Im Anschluss habt Ihr den Aufstieg am Wochenende dann ordentlich gefeiert. Eine Befreiung nach einer langen Saison, oder?

Definitiv. Wir haben es an dem Wochenende krachen lassen. Das gehört dazu. Am Montagvormittag haben wir uns im Rathaus in das goldene Buch der Stadt eingetragen. Gerade für mich als junger Spieler ein einmaliges Erlebnis. Danach fand im Stadion die offizielle Abschlussfeier statt. Ich bin froh, dass ich sowas miterleben durfte.

Der Verein schenkt Dir das Vertrauen. Du hast einen Vertrag für die 2. Liga unterschrieben und bleibst eine Rothose. Was sind deine persönlichen Ziele für die kommende Saison?

Ich versuche mich in der Vorbereitung anzubieten, und meine Leistung abzurufen. Ich würde es unterschreiben nach drei Einsätzen in der 3. Liga, nächste Saison mein Zweitliga-Debüt für die Kickers zu geben. Das ist mein Ziel.

Die 2. Liga ist eine große Chance für Dich, um in der Entwicklung den nächsten Schritt zu gehen.

Das stimmt. Ich freue mich, dass ich in der 2. Liga mit dabei sein darf und Gas geben kann. Ich bin gespannt auf die Vorbereitung. Vor einem Jahr war ich noch in der Bayernliga aktiv, jetzt stehe ich im Kader für die Zweitliga-Saison. Die Situation ist nun eine andere., da ich ein Teil der Aufstiegsmannschaft bin. Daran möchte ich anknüpfen.

Ein wichtiger Leistungsträger: Dominik Meisel schaffte durch starke Leistungen in der U23 den Sprung in die erste Mannschaft.
Ein wichtiger Leistungsträger: Dominik Meisel schaffte durch starke Leistungen in der U23 den Sprung in die erste Mannschaft. – Foto: Mario Wiedel


Deine Entwicklung bei den Würzburger Kickers verlief rasant. Wie fühlt sich der Karrieresprung von der Bayernliga in die 2. Liga für dich an?

Ich probiere mich passend zur Mentalität meiner Heimatstadt Kulmbach eher ruhig zu verhalten. Ich brauche allgemein nicht die große Aufmerksamkeit, bin eher ein ruhiger Typ und schaue mir das Ganze an. Ich weiß, was ich kann, bin dennoch ein reflektierter und selbstkritischer Mensch. Daher versuche ich, die Dinge Schritt für Schritt anzugehen, und mich kontinuierlich zu verbessern.

Nun genießt du deinen Urlaub. Fährst du noch weg oder bleibst du in Kulmbach?

Nein, ich genieße die Zeit hier. Ich helfe meinem Papa im Garten und treffe mich mit Freunden. Alles was die letzten Wochen und Monate zu kurz gekommen ist, möchte ich nachholen. Dazu zählt Zeit mit der Familie zu verbringen, Freunde zu treffen und die Akkus nach einer langen Saison aufzuladen.

Du bist in der Jugend von der SpVgg Bayern Hof zum 1. FC Nürnberg gewechselt, dann wieder zurück nach Hof, ehe der Kontakt nach Würzburg entstanden ist. Was ist in der Zeit passiert?

Ich bin damals beim Club in der Jugend aussortiert worden, bin dann zurück zu Bayern Hof gegangen. In dieser Zeit hatte ich wenig Selbstvertrauen. Mir hat die Aussortierung definitiv einen Schlag mitgegeben. In Hof habe ich in der U19 neues Selbstvertrauen entwickelt. Durch ein Probetraining und Roland Hack, unser ehemaliger Trainer der Bayernliga-Auswahl und heutiger Kaderplaner der U19 in Würzburg, kam dann der Kontakt zu den Kickers zustande.

Direkt nach deinem Abitur bist Du dann den großen Schritt nach Würzburg gegangen.

Korrekt. Ich wollte den Fußball und mein Studium optimal miteinander verbinden. Ich habe zwei Semester Sportwissenschaften und Pädagogik studiert und nebenbei in der U23 für die Kickers auf einem hohen Niveau gespielt. Die Situation hatte sich dann weiterentwickelt. Durch das tägliche Training bei den Profis hatte ich kaum Zeit für die Vorlesungen gehabt, sodass ich mich entschieden haben das Studium vorerst abzubrechen und mich auf den Fußball zu konzentrieren. Ich habe aber vor, zu einem späteren Zeitpunkt ein Fernstudium zu absolvieren.

Du bist nun seit drei Jahren in Würzburg. Bist Du zufrieden?

Ja, definitiv. Würzburg ist eine entspannte Stadt. Für mich ist es der perfekte Schritt gewesen. Die Stadt ist eine Mischung aus einer Großstadt und einer Kleinstadt wie Kulmbach. Ich habe mich an das Umfeld gewöhnt und fühle mich sehr wohl.

Und Deine sportliche Zukunft siehst Du ebenfalls in Würzburg?

Ja, auf jeden Fall. Ich fühle mich im Verein sehr wohl. Mir gefällt das Umfeld. Ich habe hier mein Profi-Debüt gegeben. Nun möchte ich mich weiterentwickeln. Die beste Möglichkeit dafür sehe ich aktuell bei den Kickers.

Aufrufe: 04.8.2020, 13:30 Uhr
Niklas KorzendorferAutor