2024-04-30T13:48:59.170Z

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Marvin Brauweiler: Erst nicht gewollt, nun unverzichtbar

Auf kuriose Art heuerte der 28-Jährige im Sommer in Beeck an – und ist mittlerweile Führungsspieler. Am Freitag spielt der FC daheim gegen Lotte.

Wenn am Freitagabend ab 19.30 Uhr der FC Wegberg-Beeck im Waldstadion gegen den direkten Konkurrenten Sportfreunde Lotte spielt, ist Marvin Brauweiler bei den Gastgebern gesetzt – egal ob auf der Sechs oder, falls der angeschlagene Nils Hühne nicht spielen kann, vielleicht auch in der Innenverteidigung.

Am 10. Oktober, in Beecks sechstem Saisonspiel, stand der 28-Jährige erstmals in der Anfangsformation, lieferte bei der äußerst unglücklichen 2:3-Niederlage beim Spitzenteam Borussia Dortmund II in der Innenverteidigung eine bärenstarke Partie ab – und hat seinen Platz seitdem mit konstant guten Leistungen behauptet, geht zudem auch verbal voran und hat sich zu einem Führungsspieler entwickelt.

Brauweiler ist äußerst kopfballstark, besticht durch Ruhe und Übersicht am Ball und ist mit fünf Toren aktuell auch noch Beecks bester Torjäger – mit einem Faible für späte Treffer. So erzielte er das 1:0-Siegtor gegen Homberg in der 87. Minute. Und noch doller war es in Lippstadt. Dort köpfte er in der vierten Minute der Nachspielzeit das 2:1 und sorgte damit für eine wahre Gefühlsexplosion im Beecker Lager – direkt danach war Schluss.

Bemerkenswert ist das alles nicht zuletzt aus zwei speziellen Gründen. Denn erstens war Brauweiler, der im Sommer von Mittelrheinligist SV Breinig kam, in Beeck in erster Linie als Backup eingeplant – diese Rolle nahm er in der Meisterschaft zunächst ja auch ein. Zweiter und richtig kurioser Grund: Eigentlich wäre Brauweiler gar nicht in Beeck gelandet – Trainer Michael Burlet wollte ihn nicht haben. Beecks Sportlicher Leiter Friedel Henßen, der Brauweiler kontaktiert hatte, musste diesem deswegen kurz danach absagen: „Tut mir leid, aber der Trainer will dich nicht.“

Was ungewöhnliche Dinge auslöste. Zunächst bei Brauweiler selbst. „Das wollte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Nach einiger Überwindung habe ich daher Michael Burlet angerufen und wollte seine Beweggründe wissen“, erzählt Brauweiler. „Marvin, das sage ich dir nicht am Telefon, dafür musst Du schon mal zu mir nach Hause kommen. Dann erkläre ich es dir“, schildert Burlet seine Reaktion – und gibt zu: „Ich war überrascht. So einen Anruf eines Spielers hatte ich in meiner langen Trainerkarriere noch nicht bekommen.“

Burlets Einladung nahm Brauweiler sofort dankend an. Zwei Stunden lang tauschten sich die beiden da aus, redeten Klartext, näherten sich zunehmend an. Resultat: Brauweiler gab Burlet seine Zusage – zum gegenseitigen Glück.

Ein Kritikpunkt Burlets sei hier verraten: Brauweilers mangelnder Trainingsfleiß bei früheren Stationen. „Aber auch im Training überzeugt Marvin. Auch da habe ich nichts auszusetzen“, lobt Burlet. Womit Brauweiler sein Versprechen einlöste: „Bei diesem Gespräch habe ich ihm versichert, dass ich es in Beeck besser machen werde.“ Brauweiler hielt Wort.

Für das Spiel gegen Lotte hat er ein klares Ziel: „So schön unsere jeweiligen Punktgewinne bei den Spitzenteams Fortuna Düsseldorf, Fortuna Köln und zuletzt Preußen Münster auch waren: Es muss dringend mal wieder ein Dreier her.“ Weniger forsch gibt sich Burlet: „Wir müssen zumindest den Abstand zu Lotte wahren.“

Aktuell hat Beeck fünf Punkte Vorsprung auf Lotte, das von 2016 bis 2019 in der Dritten Liga spielte, diesen Sommer nun runderneuert wurde: Gut 20 Spieler gingen, ebenso viele neue kamen. So richtig gefunden hat sich zumindest die Abwehr aber noch nicht: Mit 37 hat Lotte die meisten Gegentore der Liga kassiert. „Warnung ist aber, dass Lotte seine drei Siege gegen Fortuna Köln, Alemannia Aachen und Borussia Mönchengladbach eingefahren hat. Die Sportfreunde sind zwar eine sehr junge, aber auch sehr spielstarke Mannschaft“, sagt Burlet. Und eines ist bei Lotte auf alle Fälle sehr bemerkenswert: Mit Imke Wübbenhorst ist der Cheftrainer eine Frau.

Aufrufe: 03.12.2020, 23:00 Uhr
RP / Mario EmondsAutor