2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal
Viktoria-Kapitän Mike Wunderlich (im Hintergrund) beobachtet den Hennefer Jubel.
Viktoria-Kapitän Mike Wunderlich (im Hintergrund) beobachtet den Hennefer Jubel. – Foto: Bröhl

Die magische Nacht von Hennef

Der FCH wirft den Drittligisten Viktoria Köln aus dem Mittelrhein-Pokal

Auf André Klugs siebten Sinn war Verlass. Der Angreifer des FC Hennef 05 hatte vor dem Verbandspokal-Duell mit dem FC Viktoria Köln ein „ganz besonderes Knistern gespürt. Beim Warmmachen wusste ich: Heute liegt etwas in der Luft.“ Etwa zwei Stunden später durfte sich der 27-Jährige in seinem Bauchgefühl bestätigt fühlen: Er und seine Teamkollegen hatten das nahezu Unmögliche möglich gemacht und den Drittligisten tatsächlich aus der ersten Runde geworfen.

Entscheidenden Anteil am Coup hatte der „Weissager“ selbst: In der 23. Minute nutzte Klug einen kapitalen Aussetzer von Innenverteidiger Dominik Lanius, steuerte allein auf Viktoria-Keeper Sebastian Patzler zu und behielt die Nerven. „Ich habe gewartet, bis mir der Torwart eine Ecke anbietet und den Ball dann einfach reingeschoben“, kommentierte Klug den bislang „größten Moment meiner Karriere“. Der goldene Torschütze wollte das Lob allerdings nicht allein für sich beanspruchen: „Was wir heute als Mannschaft geleistet haben, war unglaublich.“

Dies galt nicht zuletzt für den jüngsten Mann auf dem Feld, Joel Kouekem. Das 19-jährige Eigengewächs hatte auf der Sechser-Position einen bemerkenswert abgeklärten Auftritt hingelegt. Nach dem Abpfiff sollte die ganze Anspannung vom Youngster abfallen. „Er hatte Tränen in den Augen“, so Sportchef Dirk Hager. Er sprach von einer „magischen Nacht. Viktoria Köln geschlagen zu haben, fühlt sich einfach sensationell an – zumal der Sieg auch noch völlig verdient war.“

In der Tat hatte der Favorit bei der Flutlicht-Premiere im Hennefer Stadion nur eine nennenswerte Chance aus dem Spiel heraus verbucht; der Ex-Hennefer Suheyel Najar zwang Keeper Niclas Altmann kurz vor Schluss zu einer Fußparade. In der Halbzeit hatte Gästetrainer Pavel Dotchev reagiert und drei frische Kräfte gebracht – unter anderem Kapitän Mike Wunderlich. Auch seine größte Trumpfkarte im Sturm musste der Coach ziehen; in der 65. Minute schickte er Ex-Bundesligaprofi Albert Bunjaku ins Rennen. „Die Einwechslungen waren im Prinzip das größte Kompliment für uns“, sagte Hager.

Doch auch die beiden prominentesten Viktoria-Spieler konnten das Pokal-Aus nicht mehr abwenden. So brachen auf der Gegenseite alle Dämme nach dem Abpfiff – auch bei Sascha Glatzel. Der Ex-Co-Trainer des FC Viktoria sprintete mit ausgebreiteten Armen über den Platz und herzte seine Spieler. „Ich habe mich unglaublich für die Jungs gefreut“, sagte der Coach. „Sie haben ein nahezu perfektes Spiel abgeliefert.“ Und nicht zuletzt ein mutiges. „Wir sind nicht von unserer Idee abgerückt und hatten selbst immer wieder längere Ballpassagen.“

Der Coach richtete den Blick allerdings schnell auf das Ligaspiel am Sonntag (14.30 Uhr) gegen den SV Deutz, eine „junge und spielstarke Mannschaft“. Hager betont: „Die Jungs haben die Messlatte hochgelegt. Jetzt wollen wir den Schwung mit in die Liga nehmen.“

Im Pokal geht es am 23. November weiter, wenn man beim Bezirksligisten SV Altenberg ran muss. Drei Siege trennen die 05er noch vom Einzug ins Finale im Bonner Sportpark Nord. „Der Traum lebt“, sagt Klug. Zumal der Regionalligist Fortuna Köln überraschend in Pesch (0:2) ausschied und sich die beiden Viertligisten Alemannia Aachen und Bergisch Gladbach im Achtelfinale gegenüberstehen. Im Viertelfinal-Lostopf wird sich demnach nur noch eine Regionalliga-Mannschaft befinden. Die größte Überraschung ist allerdings, dass der einzige Drittligist nicht mehr dabei ist.

FC Hennef 05: Altmann – Mus, Schmidt, Genesi, Kunzika – Kouekem – Ngyombo, Iohara (90./+1 Diehl), Akalp (75. Stoffels) – Klug (72. Klosterhalfen), Teranuma (83. Hasemann).

Aufrufe: 01.11.2019, 20:15 Uhr
Rhein-Sieg-Anzeiger/Tim MiebachAutor