2024-04-30T13:48:59.170Z

Spielbericht
Dürens Marvin Störmann (vorne) im Kampf um den Ball mit Alemannias Oluwabori Falaye.
Dürens Marvin Störmann (vorne) im Kampf um den Ball mit Alemannias Oluwabori Falaye. – Foto: Heyne / Imago
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Alemannia will wieder aufstehen

Das verlorene Mittelrhein-Pokalfinale ist für die Aachener sportlich und finanziell ein Rückschlag. Vollmerhausen: „Es wird keine leichte Saison.“

Am Dienstagmorgen hatte die Mannschaft ein Treffen vor dem Fernseher. Die Spieler von Alemannia Aachen mussten sich Szenen aus dem Pokalfinale des Fußball-­Verbandes Mittelrhein anschauen, was sicherlich kein Vergnügen war; beim 1:0-Sieg des 1. FC Düren hatten die Aachener einen über weite Strecken blutleeren Auftritt hingelegt. Das war aber nur ein Teil der rund 25-minütigen Videoanalyse.

„Die Basics nicht abgerufen“

„Wir haben Szenen aus den vorherigen Spielen gegenübergestellt, in denen wir Situationen gut gelöst haben. Der Fokus lag darauf, den Jungs nicht zu zeigen, was falsch gemacht wurde, sondern wie es richtig geht“, sagte Stefan Vollmerhausen. Der Trainer wähnte seine Mannschaft in der kurzen Vorbereitung auf einem guten Weg, und auch mit dem Pokal-Halbfinale in Pesch war der 47-Jährige durchaus einverstanden. Das Endspiel lief dann aber vollkommen unplanmäßig ab, und das hatte nicht viel mit der Taktik zu tun. „Wir haben die Basics nicht abgerufen und waren nicht bereit, gegen Widerstände anzukämpfen“, sagte Vollmerhausen, der den Kader nach der Video-Schulung auf den Platz schickte, um eine knackige Einheit zu absolvieren. „Wir müssen jetzt wieder aufstehen und dürfen nicht von unserem Weg abkommen“, forderte der Coach.

Nicht nur mit Blick auf den Ligastart in knapp zwei Wochen war das enttäuschende Pokalspiel ein Rückschlag für alle Beteiligten. Wirtschaftlich vergrößerten sich die Sorgen ebenfalls, auch wenn mögliche Pokaleinnahmen in der ursprünglichen Etatplanung keine Berücksichtigung fanden. Die Hoffnung, weitere finanzielle Mittel zu erhalten, um den ohnehin nicht üppig besetzten Kader weiter aufstocken zu können, haben sich jedenfalls zerschlagen.

Und Bonuszahlungen, die aus dem DFB-Pokalspiel gegen Triple-Sieger FC Bayern hätten resultieren können, bleiben ebenfalls aus; einen großen Zahltag wie im Vorjahr, als Bayer Leverkusen im Pokalwettbewerb seine Visitenkarte am ­Tivoli abgab, hätte es diesmal aufgrund der derzeitigen Corona-Bestimmungen allerdings nicht gegeben.

„Natürlich hätten uns die Pokaleinnahmen sehr geholfen“, sagte Thomas Hengen. „Aber das grundsätzliche Problem wäre dadurch nicht gelöst worden.“ Stand jetzt dürfen auch in Zukunft nur 300 Zuschauer die Regionalligaspiele besuchen. „Wenn sich die Situation nicht gravierend ändert, können wir ohne Fremdkapital langfristig nicht überleben“, sagte ­Alemannias Sportdirektor.

Am Mittwoch findet eine Staffeltagung in Duisburg statt, und natürlich wird in diesem Rahmen auch über den Spielbetrieb und die finanzielle Unterstützung für die Clubs der Regionalliga West gesprochen. Treffen dieser Art hat es in den vergangenen Wochen schon mal gegeben, ein konkretes Ergebnis ist dabei aber nicht herausgekommen. Die Verantwortlichen beim Westdeutschen Fußballverband warten immer noch auf ein Signal der Politik, und solange das ausbleibt, bleibt die Situation angespannt.

„Es wird keine leichte Saison, aber wir müssen die Situation annehmen, wie sie ist“, sagte Vollmerhausen. Das verlorene Pokalfinale hat natürlich nicht dazu beigetragen, mehr Ruhe hereinzubringen, aber es sei auch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Es gibt in der Mannschaft keine zwei Meinungen, was da abgelaufen ist. Das war ein Totalausfall. Wir wissen, dass wir es viel besser können, und das wollen wir in den nächsten Wochen zeigen.“

Aufrufe: 029.8.2020, 05:00 Uhr
Benjamin Jansen | AZ/ANAutor