2024-05-10T08:19:16.237Z

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Marcel Sura: Der A-Liga-Fußballer mit der weitesten Anfahrt

Unter der Woche arbeitet Marcel Sura für den Deutschen Ruder-Verband in Hannover – am Wochenende spielt er für Viktoria Alpen.

Es dauerte seine Zeit, bis Marcel Sura das Fußballspielen für sich entdeckt hatte. Während die meisten seiner Mannschaftskollegen bereits im Bambini-Alter vor den Ball traten, war Sura ein Spätzünder.

„Ich habe erst in der E-Jugend angefangen und vorher viele Sportarten ausprobiert“, sagt der heute 30-Jährige über seine Anfänge als Fußballer. Die ersten Jugendjahre verbrachte er in Alpen und Millingen, bis es ihn über Kontakte zum heutigen Alpener Teammanager Ulrich Rassier zum SV Budberg zog.

Gemeinsam mit einigen seiner aktuellen Mitspieler schaffte Marcel Sura den Sprung in den Bezirksligakader und stieg mit dem SVB in die Landesliga auf. Im Alter von 23 Jahren sollte dann nochmal eine Veränderung her. Angebote aus Wesel und auch Sonsbeck schlug er aus, stattdessen wechselte er für drei Jahre zu Viktoria Goch. „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht, wo die Kameradschaft stimmt“, berichtet Sura, der dann nach Beendigung seines Fernstudiums der Sportökonomie zu seinen Wurzeln bei Viktoria Alpen zurückkehrte.

Genau dieser Zusammenhalt zeichnet die A-Liga-Mannschaft besonders aus. „Bei uns muss es charakterlich passen“, sagt Sura. Ohne den Kader groß zu verändern, gelingt es der Mannschaft von Trainer Jörg Schütz immer wieder, ein ernstes Wort im Aufstiegsrennen mitzureden. „Wenn wir vorne noch mehr Tore schießen, ist sicherlich noch mehr drin.“ Mit dem Kunstrasenplatz und der guten Jugendarbeit sieht der 30-Jährige den Verein für die Zukunft gut aufgestellt.

Der Fußball ist für den Mittelfeldspieler mittlerweile ein gelungener Ausgleich. Abseits vom Sportplatz ist Suras Leben alles andere als alltäglich. Mit dem Uni-Abschluss in der Tasche bewarb sich der Alpener 2015 beim Deutschen Ruderverband (DRV) in Hannover. „Dann ging alles ganz schnell“, so Sura. „In den ersten Wochen habe ich im Hotel gewohnt und mir dann für die Wochentage eine Wohnung genommen.“ Die gibt er jedoch bald auf, um mit seiner Frau in Alpen ein Haus zu bauen.

Unter der Woche wird Marcel Sura noch an zwei bis drei Tagen in die niedersächsische Landeshauptstadt fahren und zusätzlich viele Termine in ganz Deutschland wahrnehmen. Nicht nur durch die Corona-Zeit bedingt, wird der 30-Jährige dann auch vom Schreibtisch in den eigenen vier Wänden arbeiten. Vor seinem Job in Hannover hatte er mit dem Rudersport keine Berührungspunkte. „Ich habe schon mal im Boot gesessen, um es auszuprobieren, übe den Sport aber nicht im Verein aus.“ Mittlerweile ist er froh, für zwei völlig unterschiedliche Sportarten eine Leidenschaft entfacht zu haben. „So kann man am Wochenende gut abschalten“, sagt Sura, der sich seit seinem internen Wechsel vom Referent für Sportentwicklung zum Jugendsekretär vor allem um den deutschen Nachwuchs kümmert. Ob politische Vertretung oder die Organisation von deutschen Meisterschaften und Bundesfreiwilligendiensten – sein Aufgabengebiet ist vielfältig und abwechslungsreich. Marcel Sura hat sich ein Netzwerk aufgebaut. Schon während seines Studiums hospitierte der 30-Jährige bei diversen Verbänden wie dem Fußball-Verband Niederrhein oder dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen.

Ein großes Highlight wird Marcel Sura durch die Corona-Pandemie allerdings entgehen, zumindest in diesem Jahr. Denn alle vier Jahre veranstaltet der DRV ein olympisches Jugendlager mit gut 50 Kindern und Jugendlichen – eine Art internationaler Austausch, für den Sura 2020 eigentlich verantwortlich gewesen wäre. Durch die Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio auf den Sommer 2021 wird dieses Event erst in gut zwölf Monaten stattfinden. „Wir fahren quer durch Deutschland, organisieren Workshops und probieren andere Sportarten aus.“

Durch seine Arbeit und allen voran durch sein Sportökonomie-Studium hat der Alpener A-Liga-Spieler zudem einen ganz anderen Blickwinkel auf den Amateur- und Profisport gewonnen. Sura sieht kleine Dorfvereine und ihre Jugendarbeit auf Dauer gefährdet, da es immer mehr Fusionen und Mehrspartenvereine gebe. Auch die Fußball-Bundesliga betrachtet er heute mit ganz anderen Augen als noch vor einigen Jahren. „Wenn jemand von Traditionsvereinen spricht, kann ich nur mit dem Kopf schütteln“, sagt Sura. „Das sind Wirtschaftsbetriebe. Entscheidend für den Erfolg ist die Philosophie und wer das viele Geld am sinnvollsten investiert.“

Dass Marcel Sura im Jahr 2020 nach wie vor in Alpen spielt, damit war vor acht Jahren nicht unbedingt zu rechnen. Über Thomas Kühn, seinerzeit Physiotherapeut bei Eintracht Frankfurt und heute beim FC Schalke 04 tätig, wurde Sura zum Probetraining der zweiten Frankfurter Mannschaft eingeladen. „Ich hätte es schaffen können, habe aber wohl auf der falschen Position gespielt“, sagt der 30-Jährige rückblickend. Etwas Positives hatte die Absage der Eintracht dann aber doch noch. „Ich war drei Tage früher zurück und habe für Budberg im Kreispokal-Finale gegen Sonsbeck noch ein Tor gemacht. Wir haben gewonnen.“ Beim FC Viktoria Alpen fühlt sich Marcel Sura pudelwohl.

Aufrufe: 012.7.2020, 23:00 Uhr
RP / Fabian Kleintges-TopollAutor