2024-04-30T13:48:59.170Z

Im Nachfassen
Einer der früheren Herforder: Jannik Brosch (l.), hier im Duell mit Arjeton Islamaj, lief am Sonntag im Trikot von Preußen Espelkamp an alter Wirkungsstätte auf.
Einer der früheren Herforder: Jannik Brosch (l.), hier im Duell mit Arjeton Islamaj, lief am Sonntag im Trikot von Preußen Espelkamp an alter Wirkungsstätte auf. – Foto: Yvonne Gottschlich

Sieben »Adlerträger« mit Herforder Vergangenheit

SCH-Trainer Sergej Bartel ist glücklich nach dem 1:1-Unentschieden gegen Preußen Espelkamp, erwartet aber noch Steigerungen von seiner Mannschaft.

Genau 248 zahlende Zuschauer hatte der SC Herford zu seinem Saison-Debüt in der Westfalenliga beim Spiel gegen Aufsteiger Preußen Espelkamp (1:1) zu verzeichnen – damit war die Grenze des Erlaubten erreicht. „Nach der Pause musste ich sogar noch Zuschauer abweisen“, machte SC-Geschäftsführerin Carola Kühling deutlich, dass vom Verein die Corona-Bestimmungen peinlichst genau eingehalten wurden.


Viele der Besucher im Ludwig-Jahn-Stadion mussten sich erst einmal orientieren, als beide Mannschaften auf dem noch nie zuvor so guten Rasen standen, manche Zuschauer kannten nämlich mehr Akteure der Gäste als des Heimteams. Das musste nicht wundern, denn nicht nur Espelkamps Trainer Tim Daseking, Co-Trainer Janis Kaspelher und Torwart-Trainer Yannick Grützner haben eine Vergangenheit beim Sport-Club, auch gleich vier Preußen-Kicker trugen schon das Herforder Trikot: Nino vom Hofe, Aytürk Gecim, Janik Brosch und Stefan Langemann. Letzterer schwelgte ein wenig in Erinnerungen: „Jetzt ist es schon zehn Jahre her, dass ich hier gespielt habe“, hatte er ausgerechnet. Und dennoch traf Langemann viele alte Bekannte im Stadion.

Es ist kein Geheimnis, dass die Espelkamper Adlerträger vor der Saison so aufrüsteten, dass für sie nach Möglichkeit die Westfalenliga nur eine Durchgangsstation sein soll, entsprechend gingen die Preußen als Favoriten ins Spiel. Ihr Coach Tim Daseking, der einstmals übrigens beim SCH ungeschlagen blieb, wäre nach eigener Aussage vor der Partie allerdings mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Am Ende aber war das 1:1 für ihn eine gefühlte Niederlage. „Ich habe uns klar stärker gesehen, wir hatten enorm viele Chancen“, erklärte er und war sich sicher, dass bei einem derartigen Spielverlauf sein Team „neun von zehn Begegnungen“ gewinnen würde. „Aber wir müssen uns das selbst vorwerfen, ein 3:0, 4:0 oder sogar 5:0 war möglich, wir mussten den Sack einfach zumachen“, ärgerte er sich und fasste das Endergebnis dann ganz einfach zusammen: „Wir haben dem Gegner zwei Punkte geschenkt.“

»In drei, vier Wochen habe ich andere Ansprüche an unsere Leistung«


Das sah SC-Coach Sergej Bartel natürlich nicht so. Er verwies auf schwierige Umstände, eine mehr als sechsmonatige Pause und zehn neue Spieler. „Deswegen sind wir noch lange nicht da, wo wir hinwollen“, lobte er nicht alles über den grünen Klee, um dann aber festzustellen, dass sein Team bis zur allerletzten Sekunde nicht aufgegeben habe – und mit dem Ausgleichstor in der Nachspielzeit belohnt wurde. „In drei, vier Wochen habe ich andere Ansprüche an unsere Leistung“, kündigte er aber auch eine spielerische Steigerung des neuformierten Teams an.

Nicht besonders gut zu sprechen waren übrigens die Verantwortlichen beider Teams auf Schiedsrichter Simon Stute (Salzkotten). Die Herforder waren ganz und gar nicht mit dem Foulelfmeter einverstanden, der schon in der 18. Minute für die Gästeführung gesorgt hatte, hatten sie doch ein Foul des Espelkampers Lennart Madroch an Anton Safonov gesehen, in dessen Folge der seinem Gegenspieler auf die Füße fiel. Sergej Bartel aber drückte es vorsichtig aus: „Der Gegenspieler hat es sehr clever gemacht.“ Die Gäste dagegen regten sich über die fünfminütige Nachspielzeit auf, die bekanntlich ihr Gegner zum entscheidenden Treffer nutzte. Immer wieder fragten sie, warum so lange gespielt werden musste. Tatsächlich gab es in der zweiten Halbzeit kaum Unterbrechungen – aber immerhin auch sechs Spielerwechsel, die den Unparteiischen sicherlich dazu animierten, aus den 90 Minuten 95 zu machen.
Aufrufe: 08.9.2020, 09:30 Uhr
Dirk Kröger / NW / FuPaAutor