2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Steffen Krautschneider (re.) hat sich in Windeseile zum Taktgeber in Pipinsried aufgeschwungen.
Steffen Krautschneider (re.) hat sich in Windeseile zum Taktgeber in Pipinsried aufgeschwungen. – Foto: Bruno Haelke

Der Bayernliga-Topscorer: »Das muss reichen«

Vom Norden in den Süden: Steffen Krautschneider (28) hat in Pipinsried voll eingeschlagen

Er hat bislang die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen: Steffen Krautschneider hat beim FC Pipinsried voll eingeschlagen. Der Neuzugang aus Schweinfurt hat sich auf Anhieb zum Taktgeber beim unangefochtenen Tabellenführer der Bayernliga Süd aufgeschwungen. Im Interview verrät der 28-Jährige, warum er jetzt erst einmal zum Zuschauen verdammt ist, was Pipinsried so stark macht und und wie er sich in der Münchner Umgebung eingelebt hat.
FuPa: Steffen, du hast dir am gestrigen Dienstag die Augen lasern lassen. Wie geht`s dir?
Steffen Krautschneider (28): Noch nicht so prickelnd. Zwei, drei Tage lang darf ich nichts machen. Zum Glück hat sich meine Freundin freigenommen und kümmert sich um mich. Das Spiel am Samstag in Augsburg werde ich verpassen, aber nächste Woche sollte ich wieder fit sein.

Um dann mit noch mehr Durchblick den Gegnern das Fürchten zu lehren?
Der Eingriff wurde notwendig, weil ich mich bei der Polizei in Fürstenfeldbruck beworben habe. Da muss man ja auch bestimmte körperliche Voraussetzungen erfüllen. Ich hatte vier Dioptrien, ohne Brille oder Kontaktlinsen wäre ich aufgeschmissen gewesen. (lacht) Zunächst war es angedacht, dass ich es erst in der Winterpause machen lasse. Aber wegen der Bewerbung habe ich es nun vorgezogen.

Sportlich läuft es bisher fantastisch: Ihr dominiert die Bayernliga Süd fast nach Belieben, du hast schon 25 Scorerpunkte auf deinem Konto: Hast du mit einem derartigen Raketenstart gerechnet?
Ja, eigentlich schon. Als der endgültige Kader feststand, dachte ich mir: Das muss reichen. Wir haben enorm viel Qualität in der Mannschaft und sind vom Niveau her eine durchschnittliche Regionalliga-Mannschaft.

Die Leiste zwickte lange, Krautschneider musste sich selbst bremsen.

Dein Abschied aus Schweinfurt verlief nicht wie erhofft. Aufgrund anhaltender Leistenprobleme konntest du in der Frühjahrsrunde 2019 kein Spiel mehr bestreiten. Hat dich die Verletzung zu Beginn in Pipinsried noch beeinträchtigt?
Zunächst schon noch. Ich habe viele Stabilisationseinheiten absolviert, aber richtig in die Vollen gehen konnte ich nicht. Ich war es aus meiner Schweinfurter Zeit gewohnt, viel zu machen. Klappte aber nicht, weil ich bei großer Belastung immer wieder Schmerzen hatte. Es ging darum, die richtige Balance zu finden. Ich wollte endlich wieder richtig fit werden, durfte aber auch nicht übertreiben, weil sofort die Leiste wieder reagiert hätte. Deshalb brauchte ich auch ein paar Spiele, um körperlich wieder bei 100 Prozent zu sein.

Ihr musstet immer noch keine Niederlage einstecken, habt aus 16 Spielen 14 Siege eingefahren, 13 davon in Folge. Eine unglaubliche Dominanz. Was macht euch im Moment so stark?
Es ist dieses Selbstverständnis und das Wissen um die eigene Stärke. Selbst wenn wir wie in Landsberg in Rückstand geraten, wird niemand nervös oder hektisch. Weil jeder davon überzeugt ist, das wir die Klasse haben, das Spiel jederzeit zu unseren Gunsten entscheiden zu können.

Was auch ein Kompliment an die beiden Trainer Fabian Hürzeler (26) und Muriz Salemovic (31) ist, die es bisher verstehen, das Optimum aus euch raus zu kitzeln.
Die beiden machen einen richtigen guten Job. Sie haben durchaus unterschiedliche Ansichten, ergänzen sich aber hervorragend und schaffen es immer, einen optimalen Konsens zu finden. Muriz ist immer auf defensive Stabilität bedacht, Fabian hat ein großes Faible für Ballbesitzfußball.

Salemovic ist nur ein paar Jahre älter als du, Hürzeler sogar jünger. Eine neue, ungewohnte Konstellation für dich. Wie gehst du damit um?
Das ist keine große Umstellung und spielt keine Rolle für mich. Für mich ist der Trainer der Trainer, egal ob er fünf Jahre jünger oder zehn Jahre älter ist als ich. Völlig egal, das hat für mich etwas mit Respekt zu tun.

Kongeniales Duo: Steffen Krautschneider (li.) und Pablo Pigl (mi.) kennen sich aus gemeinsamen Schweinfurter Tagen und waren bisher zusammen an 45 (!) Pipinsrieder Toren direkt beteiligt.
Kongeniales Duo: Steffen Krautschneider (li.) und Pablo Pigl (mi.) kennen sich aus gemeinsamen Schweinfurter Tagen und waren bisher zusammen an 45 (!) Pipinsrieder Toren direkt beteiligt. – Foto: Bruno Haelke



Nach dem Abstieg aus der Regionalliga wurde eine komplett neue Mannschaft zusammengestellt. Wie ist es um das teaminterne Klima bestellt, unternehmt ihr auch privat mal was zusammen?
Wie üblich gibt`s auch bei uns Mannschaftsabende oder wir bleiben nach dem Training mal länger sitzen, weil jemand eine Brotzeit mitgebracht hat. Freilich nicht nach jedem Training, weil viele von uns wohnen in München und Umgebung oder in Ingolstadt. Da kommst du ohnehin nicht vor 22 Uhr nach Hause.

Der obligatorische Wiesn-Besuch stand wohl auch auf dem Programm?
Oh ja, daran habe ich aber nicht so gute Erinnerungen. (lacht) Wir waren im Weinzelt und ich bin wenn dann eher der Biertrinker. Und dann haben wir eben mit Wein auf unsere bisher starke Saison angestoßen. Danach ging`s mir nicht mehr ganz so gut. (schmunzelt)

Die Bayernliga Süd kanntest du bisher nur vom Hörensagen. Wie fällt dein Zwischenfazit aus? Auch im Vergleich mit der Nord-Staffel.
Vom Niveau her ist es ziemlich ausgeglichen, das nimmt sich nicht viel. In der Spitze ist meiner Meinung nach die Bayernliga Nord etwas stärker besetzt. Wenn ich Seligenporten, Eltersdorf oder Vilzing zum Vergleich heranziehe, das sind schon starke Teams.

Fußballerisch muss der Umzug von Schweinfurt nach Pipinsried ein Kulturschock gewesen sein. Ehemaliger Zweitligist auf der einen, Dorfverein auf der anderen Seite.
Natürlich ist der Unterschied in allen Belangen sehr groß. Aber die Umstellung ist mir nicht so schwer gefallen, weil ich ja wusste, was mich in Pipinsried erwartet und ich mich damit im Vorhinein schon angefreundet hatte. Der FC Pipinsried ist eben ein Dorfverein mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Es kann nur ein Ziel geben: Rückkehr in die Regionalliga.

Stichwort Vorteile: Was macht den Standort Pipinsried aus? Euer Erfolg wird honoriert, über 500 Zuschauer im Schnitt wie bisher in dieser Spielzeit konnte der FCP in der Regionalliga nie anlocken.
Die Lage im Dreieck zwischen München, Augsburg und Ingolstadt ist ideal. Ich habe schon das Gefühl, dass die Leute in und um Pipinsried stolz sind, in der Bayernliga oder vielleicht bald wieder in der Regionalliga vertreten zu sein. Die Verantwortlichen wollen den Verein ständig weiterentwickeln und es wird nach vorne gedacht.

Mit zehn Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze seid ihr der Konkurrenz bereits enteilt. Über die Zielsetzung braucht man nicht mehr groß reden oder?
Das Ziel ist ganz klar definiert: die Rückkehr in die Regionalliga. Wir würden nur um den heißen Brei herumreden, wenn wir etwas anderes behaupten würden.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wie hast du dich zusammen mit deiner Partnerin in München eingelebt?
Wir leben ja nicht direkt in München, sondern in Fürstenfeldbruck. Meiner Freundin und mir gefällt`s bisher sehr gut. Wir kommen beide aus der Nähe von Würzburg und sind eigentlich nicht so die Großstadtmenschen. Von daher ist Fürstenfeldbruck ideal, denn wir sind nicht mittendrin im Trubel, aber auch nicht weit weg von München. Von der Lebensqualität her ist das kaum zu toppen. Wir waren bisher zweimal beim Wandern in den Bergen und am Starnberger See, alles schnell zu erreichen. Wir genießen das wirklich sehr.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.










Aufrufe: 023.10.2019, 16:49 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor