2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Sonja Ermaier macht sowohl auf dem Platz wie auch im Dirndl eine gute Figur (Foto: Gleixner)
Sonja Ermaier macht sowohl auf dem Platz wie auch im Dirndl eine gute Figur (Foto: Gleixner)

Sonja Ermaier: Das sportliche Volksfest-Madl

Die Spielerin des FC Moos-Eittingermoos im Interview

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Sie hat schon einen Titel gewonnen, bevor die Fußball-Saison überhaupt begonnen hatte: Sonja Ermair (20) wurde vor einigen Tagen zum Freisinger Volksfest-Madl gewählt.

Weil sie das Publikum beim Masskrugstemmen überzeugt hat. Weil sie einen kräftigen Zug und zwei Drittel der Mass auf ex geschafft hat. Und weil sie einfach ein nettes Mädel ist, das sich bei der Wahl auf ihre stimmgewaltigen Teamkolleginnen vom FC Moos-Eittingermoos verlassen konnte. Im Interview mit der Heimatzeitung spricht die Freisingerin über ihre sportlichen Anfänge auf dem Tennisplatz, über Abstiegskampf zu neunt – und arrogante Mädchen, die schon im Alter von zehn Jahren meinen, sie wären was Besseres.

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl, Frau Ermair! Wie ist das Leben so als Volksfest-Madl?

Sonja Ermair: Es ist wirklich schön. Ich wurde in den Tagen danach von vielen Leuten auf dem Volksfest erkannt – auch wegen meiner Volksfestmadl-Schärpe, die ich tragen durfte, die ist ja ziemlich auffällig. Viele haben mich angesprochen, wollten ein Foto mit mir machen – das war echt toll.

Waren Sie denn bei so viel Volksfest zwei Tage später zum Bezirksliga-Start wieder richtig fit?

Ermair: Ja, natürlich. Ich war am Donnerstag ja nicht ewig dort. Das ging schon.

Das letzte Training vor dem Auftaktspiel haben Sie aber natürlich wegen der Wahl in der Weinhalle verpasst.

Ermair: Da habe ich nicht gehen können, das stimmt. Aber es war echt nett: Unsere Mädels haben das Mittwochstraining extra vorverlegt, um mich bei der Wahl unterstützen zu können. Sie sind alle aufs Volksfest – und haben sogar ein Plakat für mich gestaltet: „20 Jahr, blondes Haar, die Sonja, die is immer da!“ stand drauf. (lacht) Da konnte ich ja nur noch gewinnen.

Das erste Spiel gegen Altötting habt ihr allerdings verloren.

Ermair: Das war aber auch ein schwerer Gegner. Die Altöttingerinnen sind abgestiegen und spielen heuer erstmals bei uns in der Bezirksliga. Das 2:4 war nicht schlecht, wir können zufrieden sein.

Sie spielen die vierte Saison im Frauenteam des FC Moos-Eittingermoos, sind im linken Mittelfeld zu Hause. Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Ermair: Die gibt’s nicht. Ich denke nur an die Mannschaft. Wir wollen den Klassenerhalt schaffen – und zwar bitte ein bisschen früher als in der vergangenen Saison. Da mussten wir fast bis zum letzten Spieltag zittern. Es ist sehr wichtig, dass wir wieder mehr Spielerinnen haben. Aber es gibt eben viele, die nicht immer dabei sein können. Zwei arbeiten bei der Polizei und können daher selten ins Training kommen. Einige sind wegen ihres Studiums oft nicht da. In der vergangenen Saison haben wir einmal – das war in Traunstein – nur zu neunt gespielt. Das war alles andere als optimal. Aber wir wollten unbedingt einen Nichtantritt verhindern – deswegen sind wir letztlich auch nicht abgestiegen. Heuer wäre ein Mittelfeldplatz super, das ist auf alle Fälle drin.

Sie sind ja noch jung. Möchten Sie irgendwann höherklassiger spielen?

Ermair: Nein, darauf habe ich keine Lust. Das ist nichts für mich. Ich habe 2007 mal kurzzeitig in einer oberbayerischen Auswahlmannschaft gespielt. Die hat in Vierkirchen bei Dachau trainiert. Ich war aber nur ein paar Mal da – die Mädchen waren alle mit zehn Jahren schon ziemlich arrogant. Ich spiele Fußball, weil es mir Spaß macht. Es soll immer ein Hobby bleiben. Außerdem ist es für mich ein guter Ausgleich zur Arbeit.

Was machen Sie beruflich?

Ermair: Ich mache eine Ausbildung zur Industriekauffrau, da bin ich im zweiten Lehrjahr. Danach möchte ich eventuell studieren – vielleicht was in Richtung Marketing- und Veranstaltungsmanagement.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen?

Ermair: Das war im Jahr 2006, da war ich neun. Davor und kurzzeitig auch parallel dazu habe ich Tennis bei der SG Eichenfeld gespielt. Aber Fußball hat mir einfach mehr Spaß gemacht. Ich habe schon in der Grundschule – ich war auf der St. Korbinian in Freising – in der Pause zusammen mit den Buben gebolzt. Ich wollte dann eigentlich bei der SG Eichenfeld bleiben, allerdings hatte der Verein damals nur ein Damenteam. Die haben mir aber den Tipp gegeben, dass beim FC Moos-Eittingermoos gerade eine Mädchenmannschaft im Entstehen ist – also bin ich zusammen mit einer Mitschülerin dorthin.

Und Sie wollen beim FC Moos bleiben?

Ermair: Ja! Wir Mädels kennen uns schon seit so vielen Jahren und haben viel Spaß zusammen.

Apropos Spaß: Bei der Wahl zum Volksfest-Madl haben Sie Ihre Trinkfestigkeit ausgiebig unter Beweis gestellt. Wie ernähren Sie sich normalerweise vor einem Fußballspiel?

Ermair: (lacht) Das ist ja eine Frage! Im Ernst: Ich esse gerne und relativ viel – am liebsten Nudelgerichte in allen möglichen Variationen. Ich achte nicht so sehr auf meine Ernährung. (schmunzelt) Aber es muss ja vor dem Spiel keine Riesen-Mega-Portion sein.

Und welcher ist Ihr Lieblingsverein?

Ermair: Auf alle Fälle der FC Bayern. Ich bin schon früher mit meinem Papa (Heinrich Ermair, Trainer des Frauenteams des FC Moos, Anm. der Red.) oft ins Stadion gegangen. Seit drei Jahren, also seit meiner Zeit auf der FOS, jobbe ich außerdem nebenbei in Bayern-Fanshops – hauptsächlich in dem am Flughafen, ab und zu auch im Stadion. Man kann schon sagen, dass ich ein großer Fan bin. Fußball und ich, das passt einfach zusammen.

Interview: Michael Leitner.

Aufrufe: 019.9.2017, 11:12 Uhr
Michael Leitner - Erdinger Anzeiger Autor