2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielvorbericht
Torjäger des FC Lengdorf: Martin Lechner ist 27 Jahre alt, wohnt in Pürstling bei Dorfen. Die weiteren Hobbys des selbstständigen Fliesenlegers sind Eishockey und Fischen. Privat
Torjäger des FC Lengdorf: Martin Lechner ist 27 Jahre alt, wohnt in Pürstling bei Dorfen. Die weiteren Hobbys des selbstständigen Fliesenlegers sind Eishockey und Fischen. Privat

Lengdorfs Martin Lechner: „Ich wünsche Christian nur das Beste“

Fußball-Kreisliga: Das Gipfeltreffen Lengdorf gegen Langengeisling

Lengdorf gegen Langengeisling - ein Spitzenspiel mit Geschichte, denn: Seit dem Foul von Martin Lechner ist Christian Gerbl verletzt. Ein Interview mit ihnen.

Lengdorf – Das 7:0 des FC Langengeisling beim FC Lengdorf im Frühjahr dieses Jahres war ein Spiel für die Vereinshistorie. Doch eigentlich will niemand mehr gern darüber sprechen. Das Heimteam Lengdorf wird das höchstens noch in der Kabine als Motivationsgrundlage für die Partie am Sonntag (Anpfiff 15 Uhr) verwenden. In Langengeisling denkt man nur ungern an diese Szene in der 80. Minute zurück, als Lengdorfs Torjäger Martin Lechner seinen Geislinger Sturmkollegen Christian Gerbl foulte, der seitdem nicht mehr spielen konnte.

Die Heimatzeitung hat die beiden zu einem Interview zusammengebracht. Wobei: So ganz stimmt das nicht: Ein gemeinsames Treffen, dem auch beide zugestimmt hatten, scheiterte aus Terminschwierigkeiten. Also haben wir das Interview telefonisch und per Whatsapp geführt. Das Erkenntnis daraus: So ganz verarbeitet ist die Geschichte noch nicht. Aber beide Spieler sehen viel lieber nach vorne, denn beide Teams feierten mit drei Siegen in Folge einen perfekten Start in die Saison. Und so bedeutet das Spiel am Sonntag das große Gipfeltreffen: Der Zweite empfängt den Ersten.

Herr Gerbl, erstmal das Wichtigste: Wie geht es Ihnen? Wann können Sie wieder spielen?

Chrisstian Gerbl: Ich hatte vor etwa zwei Wochen erneut einen Rückfall und muss jetzt zuerst abklären, ob in der ersten Diagnose nicht doch etwas übersehen wurde. Da hieß es, zwei Außenbänder seien gerissen. Jetzt besteht der Verdacht eines knöchernen Bänderausrisses. Aber das ist reine Spekulation. Das CT steht noch aus. Eine Prognose, wann ich wieder auf dem Platz stehe, ist deshalb schwierig abzugeben.

Herr Lechner, waren Sie geschockt, als Sie von der Schwere der Verletzung gehört haben?

Martin Lechner: Natürlich war ich geschockt, als ich gehört habe, dass es Christian in diesem Zweikampf so erwischt hat. Aber Zweikämpfe passieren im Fußball. Ich wünsche Christian nur das Beste und eine schnelle Rückkehr ins Team.

Was sagen Sie denen, die behaupten, Sie hätten das Foul angekündigt?

Lechner: Fouls passieren – aber nicht mit Absicht, um einen zu verletzen. Wer dieser Ansicht ist, liegt falsch. Was nach dem Foul alles passiert ist, finde ich auch nicht in Ordnung – ich meine da auch die Anschuldigungen aus dem Geislinger Vorstand, die bei Euch in der Zeitung zu lesen waren.

Herr Gerbl, sind Sie sauer auf Martin Lechner? Er beteuert, dass das Foul keine Absicht war.

Gerbl: Ich bin nicht wirklich sauer auf Martin, aber einen faden Beigeschmack haben die Umstände um das Foul schon hinterlassen. Es stand 4:0 in der 80. Minute. So ein Einsteigen war bei diesem Spielstand und zu diesem Zeitpunkt einfach unnötig. Und dass mich dann auch noch Zuschauer beleidigen, als ich am Boden gelegen habe, das hat mir richtig gestunken. Das braucht’s auf dem Fußballplatz einfach nicht.

Stürmer sind ja oft die Zielscheibe von Attacken. Wie oft kriegen Sie pro Spiel was auf die Socken?

Gerbl: Alexander Ricks, ein Freund und ehemaliger Teamkollege, hat zu mir gesagt, dass meine Leistungen immer erst richtig gut waren, wenn ich eine auf die Socken bekommen habe. Da ist schon etwas Wahres dran. Ich versuche es meinen Gegenspielern dann auf sportliche Art zu zeigen. Wenn ich dann ein Tor erziele, ärgert es meine Gegenspieler meist mehr, als wenn ich mich auf deren Niveau begebe.
Lechner: Die offensiven Leute bekommen grundsätzlich mehr ab. Das ist aber auch ganz normal und gehört zum Fußball dazu, sonst sollte man eine andere Sportart wählen. Wie oft ich eine abbekomme, kann ich nicht sagen, das liegt an meinen Gegenspielern.

Gegen welche Mannschaften geht es besonders hart zu?

Gerbl: In Vötting, Lengdorf und Palzing ging es schon immer richtig zur Sache.

Lechner: Grundsätzlich liebe ich Derbys so wie letzten Sonntag in Kirchasch vor gut 200 Zuschauern und einer super Stimmung. Was gibt es Schöneres, als in den ersten vier Spielen drei davon zu haben.

Spiele gegen Langengeisling machen Ihnen immer viel Spaß, haben Sie mal gesagt. Woran liegt das?

Lechner: Langengeisling gehört dieses Jahr, wie auch letztes Jahr, zu den Topfavoriten um den Aufstieg. Sie haben sehr gute Spieler im Kader, da möchte man gewinnen.

Werden Sie am Sonntag nach Lengdorf fahren und zusehen, Herr Gerbl?

Gerbl: Ja natürlich. Das ist für mich als Teil der Mannschaft selbstverständlich.

Heuer ist das zudem das Gipfeltreffen.

Gerbl: Nach drei Spieltagen finde ich es eher schwierig, von einem Gipfeltreffen zu sprechen.

Zumindest haben beide Teams den besten Start seit vielen Jahren. Hätten Sie vor der Saison gedacht, dass es bei Euch so gut läuft, Herr Lechner?

Lechner: Ganz ehrlich gesagt, wusste ich vor der Saison nicht, wo wir stehen werden. Unsere Freundschaftsspiele haben nicht so gut ausgesehen. Aber durch hartes Training konnten wir daran arbeiten und uns verbessern. Dass wir eine super Truppe sind, die oben mithalten kann, wusste ich. Es muss nur jeder voll mitziehen.

Woran liegt’s? Der Kader hat sich ja kaum verändert.

Lechner: Die Rückrunde dieses Jahr verlief nicht so gut, deshalb hat sich jeder an der eigenen Nase gepackt. Fußball funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen und 100 Prozent fit sind.

Welchen Anteil am Erfolg hat der neue Trainer?

Franco Soave hat einen großen Anteil am Erfolg. Er legt viel wert auf Fitness und eine gewissen Lockerheit, auch neben dem Fußballplatz. Er ist extrem wichtig für uns. Das hat man in den letzten Spielen gesehen.

Was können Sie persönlich noch von ihm lernen?

Lechner: Er bringt viel Erfahrung mit, wie er ein Spiel angehen will, sowie die Taktik und Spielauslegung.

Herr Gerbl, der FC Langengeisling wird allgemein als Topfavorit gehandelt. Zu Recht?

Gerbl: In den vergangenen drei Jahren hat der FC Langengeisling Platz sechs, fünf und vier belegt. In Anbetracht dieser Platzierungen und unseres eigenen Anspruchs kann man uns schon als Favorit bezeichnen.

Was zeichnet Eure Mannschaft aus?

Gerbl: Die Qualität und Quantität des Kaders ist schon besonders hervorzuheben. Ein Kader von über 20 Mann, in dem jeder Kreisliga-Niveau hat, ist in dieser Liga wahrscheinlich schon einzigartig. Dies fördert den Konkurrenzkampf enorm, und den nimmt auch jeder Spieler an. Außerdem steht der Teamgedanke stets im Vordergrund.

Welchen Anteil am Erfolg hat Trainer Mario Sinicki?

Gerbl: Es ist schon beeindruckend was Mario hier in den letzten Jahren aufgebaut hat. Er hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass sich der FC Langengeisling in der Kreisliga etabliert hat und jetzt als Aufstiegsfavorit gilt.

Was können Sie persönlich noch von ihm lernen?

Gerbl: Mario wendet oft neue und moderne Trainingsmethoden an. Da gibt es für mich schon noch einiges zu lernen.

Ein Wort zum Gegner: Auf was oder wen müsst ihr aufpassen?

Lechner: Wie ich schon gesagt habe: Langengeisling hat viele gute Spieler im Kader – gerade in der Offensive mit dem schnellen Umschaltspiel. Darauf müssen wir achten.
Gerbl: Ein Gianfranco Soave hebt wahrscheinlich jedes Team in der Kreisliga auf ein anderes Niveau. Und dass Martin Lechner weiß, wo das Tor steht, hat sich in der Kreisliga mittlerweile auch rumgesprochen.

Ihr Tipp fürs Spiel?

Gerbl: Ich glaube, dass es ein enges Spiel mit dem besseren Ausgang für uns wird. Ich tippe also auf ein 2:1 für uns Geislinger.
Lechner: Danach ist das Herbstfest, damit jeder was zu feiern hat, ein 2:2. Aber natürlich wäre ein Lengdorfer Sieg schöner.

Aufrufe: 031.8.2019, 17:00 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor