2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Duell der Gegensätze: Sebastiano Nappo (links) wechselte einst von Ismaning nach Heimstetten. Bei Clemens Kubina (r.) ist es umgekehrt. Foto: Leifer
Duell der Gegensätze: Sebastiano Nappo (links) wechselte einst von Ismaning nach Heimstetten. Bei Clemens Kubina (r.) ist es umgekehrt. Foto: Leifer

Kubina trifft auf Ex-Verein Heimstetten: "Hege keinen Groll"

Clemens Kubina vor dem Duell gegen Ex-Verein SV Heimstetten

Drei Jahre hat Clemens Kubina beim SV Heimstetten hinten aufgeräumt. Der vielseitig einsetzbare Verteidiger wechselte im Sommer zum Ligakonkurrenten FC Ismaning. Am Samstag trifft Kubina auf seinen Ex-Klub, dem der Aufstieg kaum noch zu nehmen ist.

Der erfahrene Kubina war über drei Jahre Teil der Heimstettener Verteidigung und wechselte einst vom TSV Grünwald ins Reserveteam von Jahn Regensburg und damit in die Landesliga. Nach dem Aufstieg in die Bayernliga spielte er jedes Jahr mindestens fünftklassig. Wir sprachen mit Kubina über Heimstettener Psycho-Spielchen, seine Zeit beim SSV Jahn Regensburg und seinen sportlich ungewöhnlichen Ausbildungsweg.


Clemens, du hast drei Jahre beim SV Heimstetten gespielt. Dabei hast du auch den Regionalliga-Abstieg mitgemacht und noch zwei Jahre in der Bayernliga gespielt. Hast du vor dem Spiel am Samstag schon was von deinen Ex-Teamkollegen gehört?

Ja, wir haben eine Chatgruppe auf WhatsApp, in der auch ehemalige und aktuelle Heimstetten-Spieler dabei sind, wie zum Beispiel Hugo (Lopes, Anm. d. Red.) oder Orhan (Akkurt, Anm. d. Red.). Da gab es schon die ein oder andere Nickligkeit. Zum Beispiel wollte uns kein Heimstettener verraten, ob wir auf Rasen oder Kunstrasen spielen! Das sind schon psychologische Spiele.

Ein weit weniger schönes Spiel war das Hinspiel. Gegen die alten Bekannten hieß es am Ende 1:5. Wie haben deine ehemaligen Kollegen sportlich auf eure Niederlage reagiert?

Ich erinnere mich noch daran, dass es bis zur 75. Minute ein offenes Spiel war. Dann sind wir eingebrochen und Heimstetten hat seine Effizienz vor dem Tor genutzt. Aber klar, ich musste mir natürlich den ein oder anderen Spruch anhören.

Was geht in dir vor, wenn du siehst, wie deine ehemalige Mannschaft in dieser Saison wohl in die Regionalliga aufsteigt?

Mir war schon klar, dass diese Frage kommt. Im ersten Moment freut man sich für die Jungs. Ich hege da überhaupt keinen Groll gegen Verein, Spieler oder Trainer. Im zweiten Moment hinterfragt man sich selbst und denkt, dass man selbst der Faktor gewesen sein könnte, wegen dem es erst nicht geklappt hat. Doch man muss einfach sehen, dass in Heimstetten vieles stimmt. Da ist einmal das gute Trainerteam, die drei Torjäger (Nappo, Akkurt, Riglewski; Anm.d.Red.) und es sind sinnvolle Transfers getätigt worden. Beispielsweise hat man mit Peter Baierkuhnlein einen super Linksfuß geholt, der sehr wichtig für den Spielaufbau ist.

Du bist im vergangenen Sommer zum FC Ismaning gewechselt. Wie ist der Kontakt entstanden?

Ich hatte schon unter dem aktuellen Ismaninger Trainer, Rainer Elfinger, beim SV Heimstetten gespielt. Mit Nils Ehret, der auch damals beim SVH in der Regionalliga dabei war und vor ein paar Jahren nach Ismaning gewechselt ist, hatte ich dann noch einen Kontakt beim FCI. Das waren die zwei wichtigsten Faktoren, wegen denen ich mir den Wechsel gut vorstellen konnte.

Was ist mit dem FC Ismaning noch möglich, nachdem ihr zwischen Oktober und November eine lange Schwächephase hattet?

Naja, von der ersten Halbserie haben wir uns alle mehr erwartet. Aber mittlerweile sind wir eine richtige Einheit. Ich denke, wir wollen die Saison in ruhige Gewässer bringen. Das sind wir uns selbst schuldig. Der Zusammenhalt ist da. Wenn man gemeinsam durch schwierige Zeiten geht, wächst man zusammen.

Könntest du dir mit 28 noch einmal vorstellen, den Verein zu wechseln oder höherklassiger zu spielen?

Ich fühle mich in Ismaning sehr wohl. Die Jungs haben mich im Sommer super aufgenommen. Mit einigen mache ich auch privat viel. Platz und Trainingsbedingungen sind hier auch sehr gut. Ich kann mir auch vorstellen, in der nächsten Saison hier zu spielen. Mein Vertrag geht noch bis Sommer 2018. Gesprochen habe ich aber noch mit niemandem.

Denkst du, der FCI könnte dann im Aufstiegsrennen mitmischen, wenn der SVH in dieser Saison aufsteigt?

Ich würde sehr gerne einmal aufsteigen und diese Erfahrung mitmachen. Und wieso nicht mit Ismaning? Aber man muss erst einmal schauen, welche Mannschaften von oben und welche von unten kommen. Die Bayernliga ist wirklich sehr ausgeglichen. Da sind Prognosen kaum möglich.

Kubina: "Körperlich war ich eher 'ne Wurst"

Anders als viele deiner Mitspieler bist du nicht klassisch im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) ausgebildet worden und hast in der U19 für den SC Eintracht Freising gespielt. Was ist der auffälligste Unterschied zwischen Spielern wie dir und denen, die jahrelang im NLZ ausgebildet wurden?

Das ist bei mir schwierig zu sagen. Ich war auf dem Theodolinden-Gymnasium in der Fußballklasse (Schulklasse für Nachwuchsspieler der NLZ und Auswahlspieler, Anm. d. Red.) und habe oft in Auswahlmannschaften gespielt. Aber ich habe bewusst in keinem Großverein gespielt, sondern in Freising mit meinen Freunden. Körperlich war ich eher 'ne Wurst und musste auch oft auf die Bank. Deshalb konnte ich mich auch sehr gut selbst einschätzen. Als ich dann gemerkt habe, dass die Qualität prinzipiell da wäre, habe ich den Schritt gewagt und bin nach Regensburg gegangen. Ich weiß nicht, wie es heutzutage ist. Aber damals war es jedenfalls so, dass der Schritt vom Jugend- zum Profifußball sehr groß war. Fast wie eine andere Welt. Da ist die Ausbildung im NLZ vielleicht gar nicht so ein Vorteil, auch wenn man in der Junioren-Bundesliga gespielt hat.

Du hast deinen Wechsel zum SSV Jahn Regensburg II in die Bayernliga angesprochen. Damals kamst du vom TSV Grünwald. War der Unterschied sehr groß?

Es war schon eine extreme Umstellung, auch wenn ich den Leistungsgedanken schon in Freising und in den Auswahlmannschaften erlebt habe, wo es aber noch harmloser war. Es hat sich angefühlt wie damals in der Schule: Viele talentierte Jungs mit Flausen im Kopf, die versuchen individuell voranzukommen. Aber Regensburg war vor allem verbunden mit viel Druck und Konkurrenz. Du musstest jedes Spiel gewinnen. Die Zeit in Regensburg möchte ich aber nicht missen. Seitdem kann ich viel ruhiger mit verschiedenen Sachen im Leben umgehen.

Kann man die Strukturen eines Vereins wie Jahn Regensburg mit denen vom FC Ismaning vergleichen?

Als ich nach Regensburg gekommen bin, stand noch das alte Stadion in der Stadt, was seinen Charme hatte. Doch das Trainingsgelände war eine absolute Katastrophe! Zumindest war es damals so. Die Bedingungen sind in Ismaning klar besser, verglichen mit dem Jahn in der damaligen Zeit. Das ist in Ismaning und Heimstetten sehr auffällig. Das ist schon fast wie bei Proficlubs.

Interview: Antonio Riether

Aufrufe: 023.3.2018, 15:21 Uhr
Antonio Riether – Fußball VorortAutor