2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Trägt künftig das Trikot des Hennefer Ligarivalen Euskirchener TSC: Andy Habl.
Trägt künftig das Trikot des Hennefer Ligarivalen Euskirchener TSC: Andy Habl.

Comeback der Totgesagten

Der FC Hennef 05 steht kurz vor dem Klassenerhalt in der Mittelrheinliga

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Es ist nicht mal zwei Monate her, da schien das Schicksal des FC Hennef 05 bereits besiegelt zu sein. Nur die kühnsten Optimisten hielten den Abstieg nach dem 23. Spieltag noch für abwendbar. Soeben hatte der Fußball-Mittelrheinligist die Partie bei Hilal Maroc Bergheim mit 2:4 verloren; der FC Inde Hahn war auf acht Punkte davongezogen. Ein um 13 Treffer schlechteres Torverhältnis gegenüber dem Rivalen aus Aachen ließ das rettende Ufer in noch weitere Ferne rücken. Zudem musste man die Niederlage in Bergheim gleich dreifach bezahlen: Zum einen flogen Marius Ehrenstein (Gelb-Rot) und Kuss Kunzika (Rot) vom Platz, zum anderen brach sich Kapitän Florian Schöller den Fuß. „Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon totgesagt“, so der Hennefer Sportliche Leiter Dirk Hager.

Doch ausgerechnet im anschließenden Duell beim SV Bergisch Gladbach leitete der FCH die Wende ein. Mit dem 1:0 schaffte man das, was seit über einem Jahr keiner Elf mehr geglückt war: in der Belkaw-Arena zu gewinnen. Fünf weitere Siege sollten folgen. Die Aufholjagd wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit dem Ligaverbleib belohnt. Denn vor dem letzten Spieltag hilft Inde Hahn angesichts eines Drei-Punkte-Rückstands auf Hennef und des um neun Treffer schlechteren Torverhältnisses nur noch ein Fußball-Wunder. Zumal man selbst beim TV Herkenrath ran muss, der sich mit dem FC Wegberg-Beeck noch ein Fernduell um den Aufstieg liefert. Die 05er treten indes in Friesdorf an. Weil die Partie in Herkenrath aufgrund des Radrennens „Rund um Köln“ auf 17 Uhr verschoben wurde, werden auch die Spiele in Friesdorf und Beeck erst am späten Sonntagnachmittag angepfiffen.

Gratulationen zum Klassenerhalt nimmt Hager zwar erst nach dem Abpfiff an, doch seinen Stolz auf die Mannschaft bringt er schon vor dem Duell offen zum Ausdruck: „Vor solch einem Comeback kann man nur den Hut ziehen. All diejenigen, die unseren Spielern mangelnde Identifikation mit dem Verein unterstellt haben, wurden eines Besseren belehrt.“

Dafür sprechen auch die vielen Vertragsverlängerungen; zuletzt haben Daniel Jamann, Dennis Eck und Sakae Iohara ihren Verbleib zugesagt. Neben René Dabers, der sich aus beruflichen Gründen eine Auszeit gönnt, stehen bislang „nur“ vier Abgänge fest: Ersatzkeeper Marco Hoeschel wird den Klub ebenso verlassen wie Christopher Mai (Siegburg 04), Andy Habl (Euskirchener TSC) und Fabian Montabell (Bergisch Gladbach). Letztere drei Akteure bleiben der Mittelrheinliga also erhalten.

Im Gegenzug können die 05er fünf externe Zugänge vermelden: Florian Diehl, Brandon Chin und Sven Brand folgen Trainer Sascha Glatzel mit einem halben Jahr Verzögerung vom Bezirksliga-Meister FV Bad Honnef nach Hennef. Während Yannick Genesi (1. FC Spich) ebenfalls zwei Ligen höher wechselt, kehrt Nico Werner von Fortuna Düsseldorf (U 19) zurück an die Fritz-Jacobi-Straße. Ein Routinier für die Sechser-Position und maximal noch ein weiterer Akteur sollen zusätzlich kommen.

Darüber hinaus werden fünf Akteure aus der eigenen U 19 hochgezogen – darunter Keeper Thomas Kosiolek und Lukas Brozeit, der in 22 Einsätzen in der A-Junioren-Mittelrheinliga 23 Tore schoss. „Uns war wichtig, dass die Neuen einen Bezug zu Hennef haben. Sie haben entweder mal hier gespielt oder wohnen in der unmittelbaren Umgebung“, so Glatzel.

Er selbst steht am Sonntag vor einer Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Weil mit Kevin Biermann und dem Ex-Hennefer Lennart Reschke aber nur noch zwei seiner ehemaligen Spieler im Friesdorfer Kader stehen, dürfte es erst nach dem Schlusspfiff richtig emotional werden. „Wir werden feiern“, sagt Glatzel, „unabhängig vom Ergebnis.“ Man habe mit sechs Siegen in Folge schließlich einen Vereinsrekord aufgestellt und in der Rückrunde „Unfassbares geleistet“. So werden die kühnsten Optimisten am Ende wohl doch recht behalten.

Aufrufe: 08.6.2017, 21:23 Uhr
Rhein-Sieg-Anzeiger/Tim MiebachAutor