2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Einer für alle, alle für einen: die drei Torwart-Musektiere aus dem Hause Fuchsluger – Walter senior, Walter junior (rechts) und Tobias (links).     F.: G. Stauch
Einer für alle, alle für einen: die drei Torwart-Musektiere aus dem Hause Fuchsluger – Walter senior, Walter junior (rechts) und Tobias (links). F.: G. Stauch

Die drei von der Torlinie

Einem der besten und ältesten Keeper Schwabens folgten Sohn und Enkel zwischen den Pfosten – die Torhüter-Dynastie Fuchsluger

Beim Wort Torwart sollte man sich vor einer übereilten Pluralbildung buchstäblich hüten, denn die Torwärter gibt es zumindest im Fußball nicht. Dort steht im Kasten in der Regel auch nur ein Mann oder eine Frau, wenn nicht gerade Boateng & Co. in letzter Sekunde blitzschnell klären müssen. Die richtige Antwort könnten drei Schwaben geben, deren unglaubliche Lebensgeschichte erfunden werden müsste, gäbe es sie nicht schon längst. Sie heißt: Drei Männer gehen denselben erfolgreichen Weg – in der gleichen Sportart, in der gleichen Spielposition, im „Kasten“.

Der älteste dieses Torwart-Trios ist knapp 80 Jahre alt und kommt in seinem feinen dunklen Anzug eher daher wie ein diskurserprobter Kommunalpolitiker. Genau das ist Walter Fuchsluger sen. auch, sitzt im Stadtrat von Dillingen und vertritt den OB bei wichtigen Sitzungen etwa des Bayerischen Gemeindetages. Am prächtigen Dillinger Donaustadion gelingt dem Senior in Windeseile der Rollentausch. „Mut, Schnelligkeit und Sprungkraft, die man auf dem Spielfeld benötigt, kann man durchaus in die Politik mitnehmen.“ Und schon stülpt sich der keineswegs wie 79 wirkende Mann („Sport hält jung“) gekonnt die Trainingsjacke über, legt dicke Handschuhe an und bringt sich zwischen den beiden Pfosten in Stellung. Reine Routinesache, schließlich vollzog der immer noch höchst bewegliche Senior dieses Ritual zwischen 1947 und Mitte der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch unzählige Male.

Doch während die Feldspieler jenseits der 30 immer öfter an ihr Alter erinnert werden und bei den Torleuten stets noch einige Jährchen darüber verziehen werden, legte der ehrgeizige Schretzheimer noch eine Methusalem-Nummer hin: Legendär ist sein Bayernliga-Debüt mit 56. Das endete im Augsburger Rosenaustadion zwar mit einer 0:6-Klatsche, doch sie konnte die stets gute Laune des Aushilfstormanns beim FC Gundelfingen kaum beeinträchtigen. Denn für den erfahrenen Keeper war damit im Dezember 1993 der späte Höhepunkt erreicht, der ihm in der Folge sogar eine Einladung ins TV-Studio zu Blickpunkt Sport einbrachte. Auch Spieler des seinerzeit noch nicht in der Bundesliga, sondern eben zwei Klassen (die Bayernliga war damals die dritthöchste Liga) tiefer kickenden FC Augsburg zollten höchsten Respekt. Und man würde den Sportler, der mit seinen 1,71 Metern noch stolze 73 Zentimeter zum oberen Torrahmen verteidigen musste, wahrscheinlich auch heute noch mit seinen bald 80 Lenzen im Kasten stehen sehen – wären da nicht das ausgetauschte Hüftgelenk und die Kniearthrose dazwischengekommen.

„Unvergesslich stolz“ macht den Ausnahmesportler auch sein Mitwirken bei der Landesliga-Abstiegsrelegation 1983 gegen den oberbayerischen FC Emmering, bei der auf neutralem Platz durch seinen Einsatz der Klassenerhalt gesichert und er selbst als Oldie der ansonsten blutjungen Gundelfinger Truppe als „Held von Kissing“ gefeiert wurde.

Solche beispiellosen Stärken nachzuahmen fällt schwer. Doch wer, wenn nicht der Nachwuchs, könnte es in die großen Fußstapfen des Torwart-Seniors schaffen? Die Antwort steht in der Person von Walter Fuchsluger jun., dem 52-jährigen Sohn mit einer ganz besonderen Fußballer-Karriere etwa in der A-Jugend des FCA mit Titelgewinnen. Wie ein Wink des Schicksals klingt dabei das Landesliga-Süd-Spiel gegen die SpVgg Kaufbeuren mit dem seinerzeit 19 Jahre alten Hoffnungstalent. Nach seiner Verletzung wurde er im Mai 1985 durch einen Mann namens Walter Fuchsluger, damals 47, ersetzt, der zu der Zeit Betreuer, Co- und Jugend-Trainer beim FCG war und eben seines Zeichens auch noch Vater des Torhüters. „Den Sohn ersetzen und kein Tor zulassen – einen besseren Abschied gibt es nicht“, unterstrich das Familienoberhaupt. Wobei Abschied in dem Fall eben relativ war, denn Walter senior wechselte zwar als Trainer zum BC Schretzheim, doch selbst zehn Jahre später hütete er noch gelegentlich das Tor.

Weil der Senior nicht nur die gute Seele seines Vereins, sondern auch ein vorzüglicher Spieler und Trainer in Schretzheim war, ist Sohn Walter, ein Hausmeister in Dillingen, voll des Lobes: „Mein Vater ist mein großes Vorbild.“ Kein Wunder, dass sich auch dessen Sohn Tobias (25) eines Tages die Fußballschuhe schnürte und unter die Latte stellte. Auch Tobias brachte es in Gundelfingen zum Landesliga-Spieler, aktuell hütet er das Bezirksliga-Gehäuse des FC Lauingen. Gecoacht vom eigenen Papa, versteht sich: „Natürlich spielt man heute anders als noch zu Zeiten meines Opas“, erklärt der Enkel und weist auf die Antritte eines Manuel Neuer jenseits des Torraums hin.

Etwas aus der Art gefallen ist dagegen ein weiterer Fuchsluger. André, der Bruder von Tobias, schaffte es zwar auch bis zum Landesliga-Spieler, allerdings nicht zwischen den Pfosten. Er bevorzugte den größeren Aktionsraum als Mittelfeld- und Abwehrspieler.

Aufrufe: 019.10.2016, 10:06 Uhr
Donau-Zeitung / Günter StauchAutor