2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Spielplatz: Der SC Verl hofft, dass er für die nächste Saison vom DFB grünes Licht für für das Gütersloher Heidewaldstadion erhält.
Spielplatz: Der SC Verl hofft, dass er für die nächste Saison vom DFB grünes Licht für für das Gütersloher Heidewaldstadion erhält. – Foto: Laser

SC Verl: Neuer Versuch für Drittligafußball im Heidewaldstadion?

Profiklub will seine Heimspiele nächste Saison in Gütersloh austragen, falls der DFB keinen Sonderspielbetrieb mehr ausruft. Dafür müssten aber einige Maßnahmen erfolgen.

Dass der SC Verl fristgerecht zum 1. März beim Deutschen Fußball-Bund die Lizenz für die 2. Bundesliga und die 3. Liga beantragt hat, entsprach der Ankündigung des Vereins. Überrascht hat der Sportclub gestern indes mit der Mitteilung, wo er künftig seine Heimspiele austragen will. Sollte der DFB den wegen der Corona-Pandemie für die aktuelle Saison ausgerufenen „Sonderspielbetrieb“, der es den Verlern erlaubt, Partien in der eigentlich nicht für die 3. Liga zugelassenen Sportclub-Arena an der heimischen Poststraße auszutragen, nicht verlängern, sollen die Spiele in Gütersloh oder Lotte ausgetragen werden. Der SC Verl hat sowohl das elf Kilometer entfernte Ohlendorf-Stadion im Heidewald als auch das gut 70 Kilometer entfernte Stadion am Autobahnkreuz im Lizenzantrag als mögliche Heimspielstätten benannt.

Die Paderborner Benteler-Arena, in der laufenden Drittligasaison der für den normalen Spielbetrieb ausgewiesene Heimspielort, ist vom Tabellenachten nur noch für den Fall des Aufstiegs in die 2. Liga beantragt worden. „Die Paderborner unterstützen uns wirklich in jeder Hinsicht, und dafür sind wir sehr dankbar. Wir machen aber auch keinen Hehl daraus, dass Gütersloh und Lotte wirtschaftlich sehr viel attraktiver für uns sind“, erklärte Hans Katzwinkel, der mit der Stadionthematik befasste 2. Vorsitzende.


»Corona bringt uns finanziell an unsere Grenzen«

Den Mietpreis für die Benteler-Arena, wo der SC Verl wegen bislang vier Heimspiele austragen musste, drei davon abends unter Flutlicht, bezifferte Katzwinkel nicht. Er nannte den Preis allerdings „absolut fair“ und verwies darauf, dass die umfangreiche Infrastruktur des zweitligatauglichen Stadions (15.000 Zuschauer) größere Kosten verursache. „Die Corona-Pandemie bringt uns an unsere finanziellen Grenzen und belasten einen verhältnismäßig kleinen Profiverein wie den Sportclub Verl erheblich“, gab er zu.

Über die Konditionen für die Nutzung des Heidewaldstadions sei noch nicht gesprochen worden, erklärte Wilhelm Kottmann. Der Leiter des Fachbereichs Sport bestätigte, dass die Stadt gegenüber dem DFB schriftlich die grundsätzliche Bereitschaft erklärt habe, dem SC Verl das Stadion zur Verfügung zu stellen. „Wir versuchen, in einem gut-nachbarschaftlichen Miteinander Lösungen für die Situation des SC Verl zu finden“, so Kottmann. Die Situation des SC Verl besteht darin, dass die Sportclub-Arena nicht den vom DFB festgelegten Anforderungen für den Spielbetrieb der 3. Liga entspricht. Die Zuschauerkapazität von 5.153 entspricht bei weitem nicht der notwendigen Größenordnung von 10.001. Die Flutlichtanlage produziert nur 400 Lux statt der für Fernsehübertragungen notwendigen Lichtstärke von 800 Lux. Außerdem verfügt das Stadion nicht über eine Rasenheizung. Für letzteres gibt es aktuell eine Ausnahmeregelung.

Wunschlösung: Hans Katzwinkel würde am liebsten Spiele in der Verler Sportclub-Arena organisieren, aber das Stadion ist normalerweise nicht für die 3. Liga zugelassen.
Wunschlösung: Hans Katzwinkel würde am liebsten Spiele in der Verler Sportclub-Arena organisieren, aber das Stadion ist normalerweise nicht für die 3. Liga zugelassen. – Foto: Prignitz

»Wir stehen dem Verler Anliegen positiv gegenüber«

Ohne Weiteres erfüllt aber auch das Ohlendorf-Stadion im Heidewald nicht die Voraussetzungen. Wilhelm Kottmann bezifferte die momentane Kapazität mit 8.416 Zuschauern. „Wenn alle notwendigen Maßnahmen, etwa die Umrüstung der Sitztribüne und die Installation von Wellenbrechern durchgeführt sind, landen wir bei 10.550 Besuchern.“ Dank der von der Firma Hagedorn vorgenommenen Sanierung der Parkplätze und dem Neubau des an die Haupttribüne angrenzenden Multifunktionsgebäudes, das vielleicht schon Ende des Monats fertiggestellt wird, ist die Infrastruktur deutlich verbessert gegenüber dem Zustand von vor einem Jahr. Auch damals hatte der SC Verl in Erwägung gezogen, das Heidewaldstadion gegenüber dem DFB als Spielstätte anzugeben. Seinerzeit wurden die Pläne aber nicht weiterverfolgt. Nachgerüstet werden müsste wohl im Bereich der Medienarbeitsplätze. „Aber dafür haben wir ja auch schon für die Ausrichtung von DFB-Pokalspielen des SC Wiedenbrück akzeptable Lösungen gefunden“, weiß Wilhelm Kottmann. Das Thema Rasenheizung könnte sich laut Hans Katzwinkel indes „zum Problem entwickeln.“ Auf der sicheren Seite ist der SC Verl dagegen mit dem Flutlicht im Heidewald, denn die bereits 1997 errichtete Anlage produziert 950 Lux.


Einbezogen in die Gespräche zwischen der Stadt Gütersloh und dem SC Verl ist auch der FC Gütersloh. „Wir stehen dem Verler Anliegen positiv gegenüber und unterstützt das grundsätzlich“, erklärte Vorstandsmitglied Helmut Delker. Abzuwarten bleibt, wie der DFB reagiert. Es habe zwar telefonischen Kontakt und eine Videokonferenz mit der Verbandszentrale gegeben, aber noch keine Besichtigung durch DFB-Mitarbeiter, erklärte Wilhelm Kottmann. Hans Katzwinkel rechnet Mitte April mit einer substanziellen Rückmeldung aus Frankfurt. Natürlich wäre es dem SC Verl am liebsten, wenn er weiter in der Sportclub-Arena spielen könnte. Weil er sich dauerhaft im Profifußball etablieren will, arbeitet der Verein im Hintergrund daran, das eigene Stadion zu ertüchtigen. Pläne dazu hat er allerdings noch nicht öffentlich vorgestellt.

Lotte wird mit gleicher Priorität verfolgt

Der SC Verl verlässt sich nicht darauf, dass das Heidewaldstadion vom DFB zugelassen wird. Deswegen verfolge der Verein mit gleicher Priorität das Ausweichen nach Lotte, so Hans Katzwinkel: „Wir müssen uns alle Möglichkeiten offenhalten.“ Das volltaugliche Stadion hat ein Fassungsvermögen von 10.059 Zuschauern. Die Sportfreunde Lotte waren 2019 nach dreijähriger Zugehörigkeit aus der 3. Liga abgestiegen. Momentan droht dem Klub als Drittletzter der Regionalliga sogar der Rückfall in die Oberliga.

Der SC Verl ist übrigens nicht der einzige Profiklub, der dem offenbar klammen Verein Mieteinnahmen in die Kasse spülen könnte. Drittligist KFC Uerdingen, der in Krefeld über kein taugliches Stadion verfügt und im Januar wegen Zahlungsverzug aus der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena flog, hat die 180 Kilometer entfernte Spielstätte für die verbliebenen neun Heimspiele dieser Saison gebucht.


Aufrufe: 02.3.2021, 17:45 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor