2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Martinschledde
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FC Gütersloh: Oberligist zelebriert »Wiederauferstehung«

FCG Vorstandsmitglied Hans-Hermann Kirschner findet bei der Jahreshauptversammlung ernste Worte, blickt nun aber zuversichtlich in die Zukunft. Der Verein schreibt wieder schwarze Zahlen und wächst.

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Der FC Gütersloh ist ein Stehaufmännchen. Häufig stand der Fußballverein in seiner jüngsten Vergangenheit vor der Auflösung. Aber so ernst wie in der vergangenen Saison war es schon lange nicht mehr. „Vor einem Jahr standen wir am Abgrund“, sagt Vorstandsmitglied Hans-Hermann Kirschner während der Jahreshauptversammlung im Parkbad, „heute segeln wir endlich wieder in ruhigeren Gewässer.“ Denn exakt ein Jahr nachdem die Retter des FC Gütersloh zum neuen Vorstand gewählt worden waren, zog der der Verein Bilanz. Und die ist höchst erfreulich.

Statt flammender Appelle oder knirschend vorgetragenen Entschuldigungen, standen bei dieser Versammlung Ehrungen und solide Tätigkeitsberichte im Vordergrund. Der FCG gesundet. „Wir haben die Kurve gekriegt“, sagt Kirschner nicht ohne Stolz und richtet seinen Dank dabei auch an das scheidende Trainerduo Fatmir Vata und Marc Hunt: „Die beiden haben großen Anteil daran, dass der Verein nicht von der Fußballkarte verschwunden ist.“ Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass das Duo in dieser schweren Zeit zum Verein gehalten habe. Belohnt wurde die Treue mit langem und ehrlichem Applaus der anwesenden 65 Mitglieder, die sich für den Albaner und den Engländer von ihren Sitzen erhoben hatten. Fußball-Kreisvorsitzender Reinhard Mainka überreichte zudem die silberne Ehrennadel des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen (FLVW). „Ein toller Tag für alle, die an Integration zweifeln“, scherzt Hunt nach der Verleihung.

Kein Witz ist das positive Ergebnis, das Schatzmeister Achim Missing vorstellte: So schloss der FCG das Geschäftsjahr mit einem Plus von rund 63.000 Euro ab. „Und auch für 2018 rechnen wir mit einem positiven Ergebnis“, so Missing. Trotz der guten Zahlen, trat Vereinsvorsitzender Kirschner direkt auf die Euphoriebremse: „Wir haben jetzt geordnete Verhältnisse, werden aber auch künftig mit bescheidenen Mitteln arbeiten müssen.“ Träumereien seien derzeit nicht erlaubt.

Das bestätigte auch Oliver Eichstädt. Der Jugendleiter des FCG bittet um Geduld und Nachsicht: „Es wird einige Zeit dauern, bis die Gütersloher Nachwuchsmannschaften wieder überkreislich spielen werden – wir sind keine Zauberer.“ Dennoch zeigt sich Eichstädt mit der derzeitigen Entwicklung zufrieden. Mittlerweile kicken wieder rund 200 Jugendliche beim FCG. Für die kommende Saison sind fast alle Altersklassen besetzt. Nur für eine A-Jugend reicht es nicht, weil für diesen Jahrgang erst neun Spieler zur Verfügung stehen. Ein im Fußballkreis Gütersloh bekanntes Problem.

Und trotzdem: Der FC Gütersloh wächst stetig und soll das auch in Zukunft tun. Zumindest ist das der Wunsch von Hermann Korfmacher, der den Vorstand beratend unterstützt: „Wir müssen mehr Mitglieder gewinnen, indem wir von der Monostruktur wegkommen“, erklärt der Präsident des FLVW. So sei der FC Gütersloh bereit, andere Wege einzuschlagen. Ein Stichwort: E-Sports. Der Jugendtrend zum sportlichen Wettkampf mit Computerspielen ist auch vom FCG erkannt worden. Denn, „wenn schon vor der Konsole, warum dann nicht gemeinschaftlich“, fragt Korfmacher in die Runde.

Auch, dass der Verein eine Mädchenmannschaft auf die Beine stellen will, sei kein Geheimnis. „Das ist nicht als Affront gegen den FSV Gütersloh zu sehen“, stellt Korfmacher sofort klar. Im Gegenteil: „Das habe ich mit FSV-Geschäftsführer Michael Horstkötter so abgestimmt.“ Eine von Korfmacher spontan zusammengestellte Arbeitsgruppe soll die weitere Entwicklung des Vereins vorantreiben.

Die Freiwilligen ernteten viel Applaus, genau wie Hans Kochjohann und Christa und Hartmut Güth. Der 81 Jahre alte Kochjohann wurde für seine jahrzehntelange Treue zum FCG mit der goldenen Ehrennadel des FLVW ausgezeichnet. Das Ehepaar Güth, das dem Verein bereits seit vielen Jahren als Betreuerteam zur Verfügung steht, wurde für ihre Verdienste mit einer mehrtägigen Reise belohnt. „Wir wünschen uns ein Wochenende im Heidewald“, sagt Hartmut Güth und lacht. Die übrigen Mitglieder taten es im gleich. Die Atmosphäre war gelassen, nicht angespannt – fast wie bei einem normalen Verein.

Aufrufe: 014.6.2018, 15:15 Uhr
Dennis Bleck / FuPaAutor