2024-05-10T08:19:16.237Z

Analyse
Sieht dem Unternehmen Klassenerhalt optimistisch entgegen: Steffen Hasenfus, Sportleiter des Bezirksligisten FC Günzburg.
Sieht dem Unternehmen Klassenerhalt optimistisch entgegen: Steffen Hasenfus, Sportleiter des Bezirksligisten FC Günzburg. – Foto: Ernst Mayer

Zurückhaltend zuversichtlich

Trotz der Abstiegsgefahr hat der FC Günzburg auf Winter-Neuzugänge verzichtet +++ Steffen Hasenfus sagt warum +++ Zwei Garanten bisheriger Erfolge sagen für 2020/21 zu

Kein Kampf ist aussichtslos, so lange das Ziel noch am Horizont glänzt. In diesem Sinne dürfen sich die Bezirksliga-Fußballer des FC Günzburg auf einem sehr guten Weg fühlen. Von vielen Beobachtern früh abgeschrieben, haben sie die Herausforderungen der Liga inzwischen angenommen und sind auf Schwabens höchster Spielebene angekommen. Die beeindruckende Punktejagd im Spätherbst bestätigt die Geduld der sportlichen Leitung, an Aufstiegstrainer Christoph Bronnhuber ebenso festzuhalten wie am Spielerkader, der in der vergangenen Saison die Meisterschaft in der Kreisliga West gefeiert hatte.

Die bislang erfolgreiche Vereinspolitik, möglichst früh eine tragfähige personelle Basis für die Zukunft zu schaffen, behalten die Verantwortlichen um Sportleiter Steffen Hasenfus nun bei. Auf Neuzugänge in der Winterpause verzichteten sie. Stattdessen verlängerten sie die Verbindungen mit Spielertrainer Christoph Bronnhuber und Torjäger Maximilian Lamatsch – ausdrücklich losgelöst von der Frage nach der künftigen Spielklasse.

Tabellenposition: Über weite Strecken der Herbstrunde deutete beim Aufsteiger alles auf ein kurzes Bezirksliga-Gastspiel hin. Dann kam der goldene November: In vier Spielen holten die Günzburger satte zehn Punkte und katapultierten sich damit zumindest auf den Platz der letzten Hoffnung namens Relegation. Das gibt Auftrieb, zu Übermut freilich besteht kein Anlass. Zumal die unmittelbar vor Günzburg platzierten Teams aus Mertingen und Wertingen noch Nachholspiele auszutragen haben. Sollten sie dabei voll punkten, wird’s schon wieder ganz eng für die Mannschaft um Spielertrainer Christoph Bronnhuber.

Mutmacher: Es dauerte deutlich länger als erhofft, bis sich die Günzburger in der neuen sportlichen Heimat eingelebt hatten. Der Coach hatte das in seinen Äußerungen immer wieder harsch kritisiert, ändern konnte er es zunächst nicht. Auch der Sportleiter erinnert sich mit Grausen an jene Phase und berichtet: „In den ersten Wochen der Runde hatten es viele Spieler noch nicht verstanden, dass da ein Unterschied besteht zwischen Kreisliga- und Bezirksliga-Fußball. Dass da plötzlich jeder Fehler gnadenlos bestraft wird.“ Das musste erst praktisch erfahren werden und letztlich wurde es dank einer verstärkten Willensanstrengung und einer geschlossenen Mannschaftsleistung auch begriffen.
Gewonnen ist mit der schönen Serie vor der Winterpause allerdings noch gar nichts, schärft Hasenfus den Kickern ein. Er verlangt, dass jeder Einzelne sofort zum Neubeginn am 22. März wieder voll da ist. „Einen erneuten Fehlstart lässt die Tabellensituation nicht zu“, bekräftigt der Funktionär. Die Trainingsbeteiligung und die in der bisherigen Testphase erreichten Fortschritte machen ihm allerdings Mut, dass die Mannschaft dort anknüpfen kann, wo sie vor Weihnachten aufgehört hatte.

Problemfelder: Nicht nur wegen seiner Tore ist Maximilian Lamatsch Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Günzburger. Er ist für diese Spielklasse gewiss ein Fußballer, der den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg erzeugen kann. Lamatsch trifft (bereits zehn Mal in dieser Runde), eröffnet häufig genug auch zusätzliche Räume für Christoph Bronnhuber und andere Mitspieler. Hasenfus beschreibt seinen Torjäger so: „Er ist keiner, der viel spricht. Und er muss sich wohlfühlen, sonst schießt er keine Tore. Wenn er sich allerdings wohlfühlt, und das ist bei uns der Fall, dann gibt er alles mit Leistung zurück.“
Der Sportleiter räumt ein, dass die herausgehobene Stellung von Lamatsch immer mit einem gewissen Risiko behaftet ist. „Man muss ganz ehrlich sagen: „Wir hängen ein Stück weit davon ab, dass er voll fit ist.“ Er ist es aber nicht. Seine alte Verletzung im muskulären Bereich nahe der unteren Wirbelsäule hat sich im Winter wieder böse bemerkbar gemacht. Das dickste Problem an der Sache: Keiner weiß, ob er bis zum Start in die Frühjahrsrunde wieder voll da ist. Daran mag Hasenfus lieber nicht denken, denn: „Wenn Lamatsch nicht fit wird, erschwert das die Situation.“

Personal: Außenstehende mögen sich ein wenig wundern, warum es in der Winterpause keinen personellen Nachschlag gab. Doch Sportleiter Hasenfus glaubt, dass sein Kader in Sachen Spielzahl und Spielerqualität genügt. „Ich habe mich auch nur in der Phase beklagt, in der wir zu viele Verletzte hatten.“ Die sei längst überwunden; außer Tobias Bader (nach wie vor leidet er an einer entzündeten Leiste) und Maximilian Lamatsch sind alle Günzburger fit. „Und dann sind wir ordentlich besetzt“, lässt der Funktionär keine Alibis aufkommen.

Wegmarken: Gleich der erste Auftritt beim FC Affing am 22. März besitzt wegweisenden Charakter. Die Gastgeber haben ebenso 20 Spiele absolviert wie die Günzburger und dabei drei Punkte mehr gesammelt. Tabellenplatz zehn ist entsprechend trügerisch. Für Günzburg allerdings wäre genau dieser Dreier zum Auftakt Gold wert.
Überhaupt sollte der Aufsteiger zusehen, möglichst schnell möglichst üppig zu punkten, denn hinten raus wartet in diesem Frühjahr ein vergleichsweise schweres Programm. Mit einer Ausnahme: Zum Saisonabschluss geht’s zum bereits jetzt abgeschlagenen Laternenträger nach Holzkirchen. Gut möglich, dass diese drei Zähler letztlich über die sportliche Zukunft der Günzburger entscheiden werden.

Prognose: Der FC Günzburg wird den Klassenerhalt schaffen, ist Hasenfus überzeugt. „Ich habe nicht die Illusion, dass wir im oberen Drittel etwas verloren hätten. Aus meiner Sicht aber auch nicht im unteren Drittel“, sagt er. Einen vernünftigen Start vorausgesetzt, erkennt er keine ernsthaften Probleme auf dem Weg zum angepeilten Saisonziel.

Mehr Lokalsport gibt es unter www.guenzburger-zeitung.de

Aufrufe: 08.3.2020, 10:45 Uhr
Günzburger Zeitung / Jan KubicaAutor