2024-04-30T13:48:59.170Z

Analyse
Zu zahlreichen Bezirksliga-Duellen zwischen der SSV Glött (linkes Bild, blaue Trikots) und dem TSV Wertingen kam es in den vergangenen Jahrzehnten – hier eine Szene aus der Saison 2013/2014 mit dem Wertinger Sandro Santamaria (rechts) und dem dazwischen grätschenden Glötter Christoph Schumair. Die Gastgeber gewannen durch ein Tor von Christoph Rolle 1:0. Bis 2018 kickte der FC Lauingen zuletzt auf Bezirksliga-Niveau.
Zu zahlreichen Bezirksliga-Duellen zwischen der SSV Glött (linkes Bild, blaue Trikots) und dem TSV Wertingen kam es in den vergangenen Jahrzehnten – hier eine Szene aus der Saison 2013/2014 mit dem Wertinger Sandro Santamaria (rechts) und dem dazwischen grätschenden Glötter Christoph Schumair. Die Gastgeber gewannen durch ein Tor von Christoph Rolle 1:0. Bis 2018 kickte der FC Lauingen zuletzt auf Bezirksliga-Niveau. – Foto: Karl Aumiller

Der TSV Wertingen ist der FC Bayern der Bezirksliga

Die Zusamstädter führen die „Ewige Tabelle“ der Nord-Gruppe an +++ Auch andere Landkreis-Vereine tauchen in der 60-Jahre-Statistik weit vorne auf +++ Insgesamt haben dreizehn Teams schon einmal auf dieser Ebene gekickt

Als 1963 die Bundesliga eingeführt wurde, suchte man den FC Bayern München vergeblich auf der Liste der dafür qualifizierten Mannschaften. Knapp sechs Jahrzehnte später ist der Verein aus der Landeshauptstadt nicht nur deutscher Rekordmeister – er führt auch mit klarem Vorsprung die „Ewige Tabelle“ der Bundesliga vor Borussia Dortmund und dem SV Werder Bremen an. Eine „Ewige Tabelle“ gibt es neuerdings auch von der schwäbischen Bezirksliga Nord.

Walter Brugger, Redakteur der Donau-/Wertinger Zeitung und langjähriger Pressewart des FC Gundelfingen, hat in den vergangenen Monaten alle Ergebnisse eingepflegt. Herausgekommen ist dabei ein Ranking mit insgesamt 109 Vereinen und 13 Mannschaften aus dem Landkreis Dillingen. Der „FC Bayern“ der Bezirksliga Nord ist mit 37 Jahren Zugehörigkeit, 1001 Spielen und 1396 Punkten der TSV Wertingen.

Dass ihr Verein in der „Ewigen Tabelle“ mit klarem Abstand ganz vorne stehen würde, hätte der langjährige Manager der Zusamstädter, Jakob Müller, und Ex-Spieler Peter Gaugler nicht erwartet. Gaugler selbst hat zwischen 1963 – dem ersten Jahr der Aufzeichnungen der Ergebnisse – und 1977 mehr als 400 Spiele bestritten. Wie viele genau es waren, weiß der 79-Jährige nicht. Auch Jakob Müller kann ihm dabei nicht helfen, obwohl er viele alte Zeitungsberichte archiviert hat. Er weiß deshalb, dass Helmut Gumpp mit circa 565 Einsätzen vor Gerhard Reitenauer und Rudolf (Billy) Probst vereinsintern an der Spitze steht. „Vielleicht auch noch die Brüder Reinhold und Leonard Kotter“, ergänzt Gaugler, der auch im fortgeschrittenen Alter bei fast jedem Heimspiel der Wertinger im Stadion auf dem Judenberg anzutreffen ist. Er hofft, dass er spätestens im August nach der langen Corona-Pause wieder bei Bezirksligaspielen seinem TSV die Daumen drücken kann. Die Nummer eins in der „Ewigen Tabelle“ zu sein, mache ihn, Gaugler, „ein wenig stolz“. Und auch Jakob Müller betont: „Erster zu sein, ist immer ein gutes Gefühl.“

Hinter dem TSV Wertingen rangiert mit der SSV Glött ein weiterer Verein aus dem Landkreis auf Platz zwei der „Ewigen Tabelle“. Das hätte Otto Birzele nicht vermutet. Für einen Dorfverein sei dies eine „tolle Leistung“, zu der Birzele in den 1970er-Jahren und Anfang der 1980er-Jahre selbst auch beigetragen hat. Wie viele Spiele er für die „Lilien“ in der Bezirksliga bestritten hat, weiß der heute 68-Jährige nicht genau. „Das habe ich nicht aufgeschrieben“, sagt der ehemalige Mittelfeldspieler. Er weiß aber, dass auch einige Landesliga-Spiele dabei waren, denn nach der Saison 1979/80 habe sein Team nach der Meisterschaft für ein Jahr eine Klasse höher gekickt. Bezirksliga-Rekordspieler für die SSV Glött, da ist sich Otto Birzele sicher, sei er sicherlich nicht. Da kämen eher einer von den drei Seybold-Brüdern, Josef Bartik oder Franz Sailer in Frage. Viele Bezirksliga-Begegnungen, in denen Birzele dabei war, hat der ehemalige Leistungsträger längst vergessen. Erinnern kann er sich aber an einige packende Duelle gegen den FC Lauingen: „Das waren für uns immer die wichtigsten Spieler innerhalb einer Saison.“ Auf der einen Seite der kleine Verein aus einem Dorf mit gerade einmal 1000 Einwohnern, auf der anderen Seite der „große FCL“ aus der zehn Kilometer entfernten Stadt an der Donau.

Einige Bezirksliga-Derbys zwischen Glött und Lauingen hat auch Joachim Hauf verfolgt. Wer dabei die bessere Bilanz aufweisen kann, weiß der Sportleiter bei den Gelb-Schwarzen aus dem Stegreif nicht. Auch die Platzierung seiner Mannschaft in der „Ewigen Tabelle“ kann Hauf schlecht einschätzen. „So schlecht dürften wir da aber nicht sein“, glaubt der 51-Jährige zurecht an einen Top-Ten-Rang.

Dass sein FC Lauingen Platz vier belegt, überrascht ihn dann doch. Als sich Hauf auf den Rückstand zum Tabellendritten TSV Gersthofen informiert, kommt lächelnd eine Kampfansage: „Die könnten wir ja in absehbarer Zeit ja noch überholen.“ Gersthofen kann nämlich als aktueller Landesliga-Aufsteiger in der kommenden Saison nicht punkten, was freilich auch für Haufs FC Lauingen gilt: Der fristet sein sportliches Dasein momentan in der Kreisliga West. Auf die Frage, wer denn die meisten Lauinger Bezirksligaspiele bestritten haben könnte, fallen Hauf folgende Namen ein: Günther Flemisch, Helmut Priller, Jürgen Priller, Dieter Mehling, Winfried Mayer oder Christian Schuster. Genaue Aufzeichnungen gebe es im Verein allerdings nicht.

Erst auf Platz 72 der „Ewigen Tabelle“ taucht übrigens mit dem FC Gundelfingen der erfolgreichste Verein der letzten Jahrzehnte aus dem Landkreis Dillingen auf. Der Grund für die relativ geringe Punkteausbeute liegt darin, dass die Grün-Weißen die meiste Zeit in der Landesliga oder gar in der Bayernliga unterwegs gewesen sind. Wie erfolgreich ein Verein in der Bezirksliga gewesen ist, verrät am ehesten der Blick auf den errechneten Punkte-Ouotienten. Und da liegen die Gundelfinger mit 1,26 Zählern gleichauf mit Spitzenreiter TSV Wertingen.

Unwesentlich schlechter ist die Bilanz der SSV Höchstädt auf Platz zwölf mit 1,19 Punkten. Mehr als einen Zähler im Durchschnitt fuhren auch die SSV Dillingen (1,13) und die zweite Mannschaft des FC Gundelfingen (1,03) ein, während der BC Schretzheim (0,85), der SV Donaualtheim (0,85), der TSV Wittislingen (0,58), der TSV Bissingen (0,65), der SV Holzheim (0,43) und der BSC Unterglauheim (0,40) mehr Zähler abgegeben haben als sie einfahren konnten.

Zum Schluss noch ein Blick auf die Tore-Statistik: Spitzenreiter TSV Wertingen hat insgesamt 1954 Treffer in seinen 1101 Spielen erzielt, das macht einen Durchschnitt von 1,77 pro Begegnung. Der FC Lauingen steht mit einem Wert von 1,94 knapp vor der Zwei-Tore-Marke.

Anmerkung: Bis 1994 gab es für den Sieg zwei Punkte, für ein Remis einen Punkt. Danach für Siege drei Punkte.

Mehr Lokalsport gibt es unter www.wertinger-zeitung.de

Aufrufe: 015.6.2021, 16:42 Uhr
Wertinger Zeitung / Günther HerdinAutor