2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Vom schwarzen Brett zur roten Wand: Der FC Gießen II akquiriert frische Beine von Facebook und Co. Archivfoto: Dittrich
Vom schwarzen Brett zur roten Wand: Der FC Gießen II akquiriert frische Beine von Facebook und Co. Archivfoto: Dittrich

Mannschaft aus sozialen Netzwerken

VL MITTE / INTERVIEW: +++ Für die Verbandsliga geht der FC Gießen ungewöhnliche Wege, um Spieler zu rekrutieren +++

Gießen. Das ist mal eine ganz andere Methode, um Spieler für eine Fußballmannschaft zu rekrutieren – zumindest auf Verbandsliga-Niveau: „Liebe FC-Gießen-Fans, der FC Gießen sucht für den Unterbau der Regionalliga-Mannschaft junge, talentierte und begeisterungsfähige Fußballer, die Lust auf Fußball haben und sich zutrauen, in der Verbandsliga Mitte in der zweiten Mannschaft zu spielen. Werde ein Teil des FC Gießen! Bitte unter Telefonnummer xxx melden.“

Mit dieser „Anzeige“ via Instagram und Facebook wirbt der FC Gießen um neue Spieler für seine 2. Mannschaft, die in der Verbandsliga Mitte spielt. Was eher nach der geplanten Zusammenstellung einer Freizeitkicker-Truppe anmutet, soll Trainer Roger Reitschmidt, der vor der Winterpause Coach Marcel Cholibois abgelöst hatte, helfen, eine konkurrenzfähige Mannschaft für die kommende Runde in Hessens zweithöchster Amateurliga, deren Start für Anfang September geplant ist, zusammenzustellen.

Hat die ungewöhnliche Aktion das gewünschte Ergebnis gebracht?

Markus Haupt (Geschäftsführer FC Gießen): Die Aktion war erfolgreich und hat das gebracht, was wir uns gewünscht haben. So wie es sich entwickelt hat, bin ich sehr zufrieden. Es ist wichtig, Vertrauen in den Verein zurückzugewinnen. Wir legen Wert auf talentierte Spieler. Und es ist wichtig, dass der Verein solche Verhältnisse hat – 2. Mannschaft in der Verbandsliga und alle Leistungsteams in der Jugend spielen in der Hessenliga.

Trainer Roger Reitschmidt: Zwölf Spieler haben sich gemeldet, mit denen Gespräche geführt werden. Sie kommen aus der Kreisoberliga bis zur Verbandsliga, haben sich bei ihrem alten Club abgemeldet oder waren zuletzt vereinslos. Dazu nutze ich seit Wochen meine persönlichen Kontakte aufgrund meiner langjährigen Trainertätigkeit und führe Gespräche mit Spielern, die für mich in Frage kommen. Unser Hauptproblem ist, dass der Verein in den letzten Monaten Vertrauen verloren hat, das wir zurückgewinnen müssen. Wir müssen die Spieler überzeugen, dass sie in unserer 2. Mannschaft spielen und sich entwickeln können. Dabei können wir den Kader in kleinem, finanziellem Rahmen zusammenstellen, da wir nur mit einem geringen Budget planen können.

Und wie ist derzeit der personelle Stand?

Reitschmidt: Da die Liga mit voraussichtlich 21 oder 22 Teams gespielt wird und es wahrscheinlich acht Verbandsliga-Rundenspiele mehr gibt und dazu die Pokalpartien, brauchen wir etwa 22 Spieler. Eduardo Dursun, Shamil Mazitov, Petram Avori und Ruben Enobore sind vom alten Kader geblieben, dazu kommen fünf A-Jugendspieler. Mit weiteren Zugängen bin ich in Gesprächen. Wir wollen vorwiegend junge Spieler, die sich entwickeln können und sich an die Liga gewöhnen. Das Verbandsligateam mit Ziel Klassenerhalt soll Bindeglied zwischen A-Jugend und Regionalligateam sein. Da ist viel Basisarbeit gefragt. Außerdem kommen auch manchmal Spieler aus dem Regionalligateam runter zu uns. Das alles ist sehr schwierig, weil der Verein sich im Umbruch befindet.



Aufrufe: 07.7.2020, 08:00 Uhr
Rolf Birkhölzer (Gießener Anzeiger)Autor